Leviticus 10:1-7

Fremdes Feuer wird gebracht

Nach der Weihung der Priester und dem Darbringen der Opfer und der großen Freude, die das alles hervorgebracht hatte, geschieht jetzt in diesem Kapitel das krasse Gegenteil. Am Ende des vorigen Kapitels fuhr Feuer vom Himmel herab auf den Altar und alle fielen auf ihr Angesicht, um anzubeten. Hier fällt das gleiche Feuer herab, um die beiden ältesten Söhne Aarons zu töten. So kam auch am Pfingsttag der Geist herab, um von der Annahme des Opfers Christi durch Gott zu zeugen (Apg 2:2; 3a), während etwas später ein Geist des Gerichts Ananias und Sapphira, die Gott mit einem verdorbenen Herzen, mit fremdem Feuer, anbeteten, wegraffte (Apg 5:5a; 10a).

Es betrifft die beiden auserwähltesten Menschen dieser Erde, aus einem auserwählten Volk, einer auserwählten Familie, dessen ältester Sohn seinem Vater als Hoherpriester folgen sollte. Sie bekleideten die höchsten Stellungen. Sie waren bevorrechtigt gewesen, mit Mose zum HERRN aufzusteigen (2Mo 24:1). Aber gerade diese Stellungen machte ihre Übertretung so schlimm. Gott will durch die, welche Ihm nahen, geheiligt werden (3Mo 10:3; vgl. Hes 9:6; 1Pet 4:17a). Das Übertreten der Gebote Gottes hat stets ernste Folgen, besonders für die, welche betrachtet werden als solche, die seine Gebote kennen. Das hat auch David erfahren, als er, entgegen dem Gebot des HERRN, die Bundeslade auf einem Wagen transportieren ließ (2Sam 6:3-9).

In diesem Ereignis kommt ein Grundsatz zutage, den wir bereits früher gefunden haben. Dieser Grundsatz lautet, dass der Mensch innerhalb kürzester Zeit das verdorben hat, was Gott ihm in seiner Güte gegeben hat. Wir sehen hier eine Wiederholung dessen, was bei Adam geschah, als er im Genuss von all dem war, was Gott für ihn geschaffen hatte. In kurzer Zeit verlor er den Segen durch Ungehorsam gegen Gottes Gebot. Wir sehen das auch bei Noah, dem die Verwaltung über eine gereinigte Erde übertragen war. Ihm fehlt die Gewalt über sich selbst. Später sehen wir das Gleiche beim Königtum. Auch die Gemeinde ist nicht in den Segnungen geblieben, die sie anfänglich genoss, sondern hat sich mit der Welt verbunden.

Das Falsche bei Nadab und Abihu war nicht, dass sie etwas getan haben, was Gott verboten hatte, sondern dass sie etwas taten, was Er nicht geboten hatte. Sie übertraten kein bestimmtes Gebot, sondern handelten nach eigenem Willen. Nach den Normen dieser Welt war ihr Tun kein Widerstand gegen Gott. Sie wollten doch Gott dienen. Aber sie taten es in einer Weise, die von dem abwich, was Gott gesagt hatte. Sie benutzten eigenes Feuer, nicht das Feuer, das Gott auf den Altar hatte herabkommen lassen.

Das Handeln von Nadab und Abihu spricht vom Einführen fremder, selbst ersonnener Elemente in den Gottesdienst. Es können Dinge aus dem jüdischen Gottesdienst sein oder auch praktische Dinge. Aber das ist fremdes Feuer, das nicht in den Dienst für Gott gehört. Es ist Gottesdienst des Fleisches. In der Christenheit ist das bereits schnell eingetreten. Das Priestertum ist geistlich gesehen tot durch fremdes Feuer. Wer davon frei bleiben will, soll sich durch Untersuchen des Wortes Gottes diesem unterwerfen (3Mo 8:35).

Aaron schwieg. Das ist eine vielsagende Reaktion. Gottes Eingreifen ruft bei ihm keinen Widerstand hervor. Er erkennt durch sein Schweigen an, dass es keine Entschuldigung gibt. Wir können aus der Haltung Aarons lernen: Wenn Gott Gericht übt, geziemt es uns zu schweigen. Das tun auch die Ältesten, als Nehemia zornig ist wegen ihres Verhaltens (Neh 5:8).

Reaktion von Mose

Mose handelt. Die Priesterschaft darf durch dieses Ereignis nicht in Gefahr kommen. Es ist möglich, dass Aaron und seine Söhne jetzt dachten: Mit der Priesterschaft ist ein zu großes Risiko verbunden, damit wollen wir nicht beginnen. Aber das wollte Gott nicht. Er will, dass die Priesterschaft erhalten bleiben soll und dass mit Priestern und deren Verfehlungen gemäß seiner Heiligkeit gehandelt werden soll. Die übrig gebliebenen Brüder durften ihre toten Brüder nicht anrühren. Sie würden dadurch verunreinigt und ungeeignet für den Priesterdienst. Sie durften auch keine Trauer zum Ausdruck bringen.

Zwei Cousins Aarons, Misael und Elzaphan, erhielten den Auftrag, die Leichen wegzutragen. Sie standen in der Linie der Priesterfamilie weiter von den getöteten Priestern und würden somit nicht so schnell durch emotionales Handeln verkehrte Dinge tun. So ist es auch wichtig, dass wir uns bei einer Zuchthandlung nicht durch bestimmte Gefühle der Verbundenheit mit Personen leiten lassen, an denen Zucht ausgeübt werden muss. Es kann sich um buchstäbliche Familienbande handeln, aber auch um Personen, die uns in geistlicher Hinsicht viel bedeutet haben.

Alle engen Bindungen dürfen bei Dingen, über die Gott sein Urteil gefällt hat, keine Rolle spielen. Haben diese Verbindungen doch einen Einfluss, so stirbt unser eigener Priesterdienst. Darum ist es klug, wenn sich die direkten Familienangehörigen im Fall von Zucht abseitshalten. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass wir ungeeignet werden, priesterlich zu dienen, und das will Gott nicht.

Das bedeutet nicht, dass wir zur Gefühllosigkeit aufgerufen werden. Das Volk durfte trauern. Als normale Glieder des Volkes Gottes sollen wir den Tod eines Priesters schmerzlich empfinden. Aber die Priester durften nicht weggehen, „denn das Öl der Salbung des HERRN ist auf euch“. Gott möchte, dass wir mit wahrhaftigen Herzen Ihm als Priester nahen, um Ihn anzubeten (Heb 10:19-22).

Copyright information for GerKingComments