‏ Leviticus 25

Einleitung

In Kapitel 23 ging es um die Wiederherstellung von Israel als Volk. Aber nicht nur das Volk steht Gott vor Augen, auch das Land. Land und Volk gehören zusammen. In diesem Kapitel geht es um das Land: „Mein ist das Land“ (3Mo 25:23). Wenn das Volk so verarmen würde, dass das Land verkauft werden müsste, würde das Gottes Pläne nicht durchkreuzen. Er verspricht ein Jubeljahr. Darin soll wieder alles an seinen ursprünglichen Eigentümer zurückfallen.

Das Sabbatjahr

Diese Verse handeln von dem Sabbatjahr, nicht von dem Jubeljahr. Jedes siebte Jahr ist ein Sabbatjahr, jedes fünfzigste Jahr ein Jubeljahr. Es gibt eine Gemeinsamkeit. Beide sind ein Bild von dem Friedensreich. Der Unterschied liegt darin, dass das Sabbatjahr von Ruhe spricht (Heb 4:9) und das Jubeljahr von Wiederherstellung (Apg 3:21) und Freiheit (Röm 8:21).

Was der HERR über das Jubeljahr anzuordnen hat, sagt Er „zu Mose auf dem Berg Sinai“ (3Mo 25:1; 3Mo 7:38; 3Mo 26:46; 3Mo 27:34). In dem Vorausgegangenen finden wir in besonderer Weise, dass der HERR aus dem Zelt der Zusammenkunft zu Mose spricht (3Mo 1:1). Das legt besonderes Gewicht darauf, dass Gott mit seinem Volk zusammenkommen will, um ihnen die Gedanken seines Herzens, die Er über sie hat, mitzuteilen. Hier geht es darum, was Gott in seinem Herzen hinsichtlich seines Landes hat. Darüber sprach Er schon mit Mose auf dem Berg Sinai, wo Er auch Mose die Stiftshütte zeigte, mit dem Wunsch, bei seinem Volk zu wohnen. Volk und Land gehören zusammen.

Das Sabbatjahr stand im Zeichen der Treue Gottes und in dem Glauben des Volkes an diese Treue. Im siebten Jahr durfte das Volk nicht säen, wohl aber ernten (3Mo 25:21-23). Im siebten Jahr sollten sie von dem essen, was von selbst hervorkam. Gott würde dafür sorgen, dass es genug war. Er würde im sechsten Jahr aus dem Land so viel hervorkommen lassen, dass das Volk im sechsten, siebten und achten Jahr genug zu essen haben würde. Dass Er dies verheißen hatte, sollte dem Volk genügen. Im siebten Jahr durften sie nichts tun. Erst im achten Jahr durften sie wieder säen, sodass sie im neunten Jahr wieder ernten konnten.

Die Israeliten waren Pächter des Landes. Sie waren Knechte des HERRN (3Mo 25:55). Gott will, dass sein Volk das gut versteht. Sechs Jahr lang durften sie von allem genießen, was das Land hervorbrachte. Aber für das siebte Jahr galt: „Mein ist das Land“ (3Mo 25:23). Es handelte sich nicht um eine Strafe, sondern um einen Segen: Sie brauchten nicht zu arbeiten. Das sehen wir auch beim Einsammeln des Mannas. Am sechsten Tag würde das Volk die doppelte Menge sammeln können, sodass sie es am siebten Tag nicht sammeln brauchten.

Es ist ein „Sabbat des HERRN“ (3Mo 25:4), nicht nur für das Volk oder für das Land. Es geht um die Ruhe Gottes. Das Einhalten des Sabbatjahres für das Land bedeutete, dass das Volk die Rechte Gottes auf das Land anerkannte. Diese Anerkennung sollte großen Segen bringen: Ruhe und Wohlstand für drei Jahre (3Mo 25:20; 22). Israel hat diese Sabbatjahre nie gefeiert, wie es sich auch an so viele Gebote Gottes nicht gehalten hat. Dann sorgte Gott dafür, dass sein Land zur Ruhe kam, als Er das Volk in die Gefangenschaft führte (2Chr 36:21).

Gott teilt seine Ruhe mit uns. Es ist die einzige Ruhe, die wirklich Ruhe genannt werden kann. Nur das, was Gottes Ruhe ist, kann auch unsere Ruhe sein. Gott ruht in dem Herrn Jesus und in seinem Werk – und das ist auch unsere Ruhe. Diese Ruhe dürfen wir jetzt bereits in unseren Herzen kennen. Bald wird sie auf der ganzen Erde sein. Der Herr möchte, dass wir auch jetzt schon Zeiten der Ruhe kennen, um mit Ihm zusammen das Erbteil zu genießen. Für uns bedeutet das: Genießen der Segnungen in den himmlischen Örtern.

Es wird noch eine Verordnung hinzugefügt bezüglich des Gebrauchs der Nahrung, die im Sabbatjahr von selbst hervorkommt: Diese Nahrung war für alle, nicht nur für den Besitzer des Landes. Diese Verordnung lehrt sie, dass sie barmherzig und freigebig sein sollen und andere mitteilhaben lassen sollen an der Milde Gottes, die darin zum Ausdruck kommt, was die Erde von selbst hervorbringt.

Das Jubeljahr

Das Sabbatjahr war außer einem Jahr der Ruhe auch in bestimmten Fällen ein Jahr der Wiederherstellung und Freiheit. So wird der hebräische Knecht im siebten Jahr freigelassen (2Mo 21:2) und Schulden werden erlassen (5Mo 15:1-18). Aber das Jubeljahr ging viel weiter. Da fand eine Wiederherstellung des Erbes statt. Alles kehrte in seine ursprüngliche Lage zurück, so wie Gott es beabsichtigt hatte. Personen werden frei, kehren in ihr Besitztum zurück, das Eigentum kam wieder in die Hände des ursprünglichen Eigentümers.

Das Wort „Jubel“ in „Jubeljahr“ bedeutet „Blasen des Widderhornes“. Das Wort „Jubeljahr“ kommt außer hier im dritten Buch Mose nur noch in 4. Mose vor (4Mo 36:4). Der Gedanke des Freilassens (3Mo 25:10) kommt noch in Jesaja 61 vor, wo wir lesen: „Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen“ (Jes 61:1). In den folgenden Versen wird gesprochen vom „Jahr des Wohlgefallens des HERRN“ (Jes 61:2; Jer 34:8; 15; 17; Hes 46:17).

Im Durchschnitt betrachtet konnte jeder Israelit einmal in seinem Leben Zeuge davon werden, wie alles in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebracht wird. Dadurch werden sie einerseits an das Paradies erinnert, wo der Mensch auch nicht arbeiten musste, sondern frei genießen durfte von all dem, was Gott wachsen ließ. Andererseits erhielt er einen Vorgeschmack von dem zukünftigen Segen, den Gott Israel und der ganzen Erde geben wird unter der Regierung des Herrn Jesus im Tausendjährigen Friedensreich. Dann wird auch jeder von dem genießen, was die Schöpfung Herrliches hervorbringt.

In seiner Rede zu den Israeliten, in der Säulenhalle Salomos, spricht Petrus davon. Er ruft das Volk auf, zu bereuen und sich zu bekehren, „damit Zeiten [der] Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch zuvor bestimmten Christus Jesus sende, den freilich [der] Himmel aufnehmen muss bis zu [den] Zeiten der Wiederherstellung aller [Dinge], von denen Gott durch [den] Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat“ (Apg 3:20; 21).

Das Jubeljahr (ein fünfzigstes Jahr) folgte auf ein Sabbatjahr (einem neunundvierzigsten Jahr). Das fünfzigste Jahr weist damit auch auf einen Neubeginn hin. Es ist damit so wie mit dem achten Tag, der auch auf eine Periode von sieben Tagen folgt. Dieser Neubeginn steht auch in Verbindung mit dem Himmel und den ewigen Dingen. Das Friedensreich kennt nicht nur eine irdische Seite, sondern auch eine himmlische (Mt 13:43a). Abraham schaute bereits danach aus (Heb 11:10; vgl. Dan 7:27). Die himmlische Ruhe und Herrlichkeit sollen auf die Erde abstrahlen.

Alles, was von Israel handelt, alle Prophetie, erfüllt sich einmal in dem Jubeljahr. Dort finden wir die endgültige Erfüllung der Pläne, die sich Gott vorgesetzt hat. Dann bricht das „Jahr des Wohlgefallens des HERRN“ (Jes 61:2) an. Für alle, die den Herrn Jesus angenommen haben, ist das „Jahr des Wohlgefallens“ schon gekommen (Lk 4:19; 21). Beim Predigen des Evangeliums darf das schon mitgeteilt werden (2Kor 6:1; 2).

Der Posaunenschall wird in dem fünfzigsten Jahr, ebenso wie in den vorausgegangenen Jahren, am ersten Tag des siebten Monats ertönen (3Mo 23:24). Aber im fünfzigsten Jahr wird er im siebten Monat nochmals ertönen. Auch am zehnten Tag, das ist der Versöhnungstag (3Mo 23:27), wird es Posaunenschall geben. Das ganze Land soll es hören (3Mo 25:9). Das soll bedeuten, dass alle Stämme wieder in das Land zurückgekehrt sein werden und jeder Stamm wieder in seinem Erbteil wohnen wird, das Gott ihm zubereitet hat. Der Posaunenschall am ersten Tag des siebten Monats wird diese Wiederherstellung ankündigen. Diese Wiederherstellung wird auf dem Versöhnungswerk des Herr Jesus als dem „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ basieren (Joh 1:29).

Bevor die Posaune als Zeichen des Anbruchs des Jubeljahres ertönt, wird eine andere Posaune ertönen, die letzte Posaune, die Posaune Gottes. Wenn diese Posaune ertönt, wird die Gemeinde von der Erde aufgenommen und dem Herrn Jesus entgegengerückt werden in die Luft (1Kor 15:52b; 1Thes 4:15-18).

Das Jubeljahr als Ausgangspunkt

Bei dem Verkauf eines Landstückes wird in Wirklichkeit nicht das Land, sondern eine bestimmte Anzahl Ernten verkauft. Die Berechnung erfolgte ausgehend von dem nächsten Jubeljahr. Diese Art des Ausgleichs der Schulden verhinderte Kapitalismus (immer mehr besitzen) und Kommunismus (kein Besitz, alles für alle).

Aufgrund dieser Handlungsweisen konnte der Israelit zwei Arten von Land besitzen. Er besaß sein eigenes Erbteil und konnte noch Land haben, das er gekauft hatte. Letzteres war nur zeitlich sein Eigentum. Der Christ hat auch mit zwei Arten von „Land“ zu tun. Er besitzt ein eigenes Erbteil im Himmel. Das ist sein unverkäufliches Eigentum. Darüber hinaus besitzt er auch irdische Dinge. Die gehören ihm nicht selbst. Darüber ist er nur Verwalter. Die irdischen Dinge wird er zurücklassen müssen, sie bleiben nicht sein Besitztum. Er wird sich auch dafür verantworten müssen, auf welche Weise er damit umgegangen ist.

In Lukas 16 spricht der Herr Jesus über „das Fremde und das Eure“ (Lk 16:12). „Das Fremde“ sind unsere irdische Besitztümer, das „Eure“ sind unsere himmlischen Segnungen. Die Treue bei der Erfüllung unserer irdischen Aufträge und der verantwortungsvolle Umgang mit den irdischen Mitteln, die uns dabei zur Verfügung stehen, ist die Bedingung für unsere eigenen himmlischen Besitztümer.

Eine wichtige Anordnung für den Umgang mit den irdischen Dingen im Licht des vor uns liegenden „Jubeljahres“ lesen wir noch in 1. Korinther 7 (1Kor 7:29-31). Der Wert dessen, was wir „gekauft“ haben, soll bemessen werden nach der Zeit, die uns noch von dem „Jubeljahr“ trennt. Wir stehen kurz vor dem „Jubeljahr“. Je näher das Kommen des Herrn Jesus für uns ist, je mehr wir nach Ihm verlangen, desto geringer ist für uns der Wert der irdischen Dinge. Der Umgang mit den irdischen Dingen im Licht des nahe kommenden Jubeljahres wird uns davor bewahren, die Dinge zu suchen, „die auf der Erde sind“ (Kol 3:2).

Neben dem Gedanken, dass wir kurz vor dem „Jubeljahr“ stehen, ist auch die Furcht Gottes wichtig, wenn es um unsere Sicht der irdischen Dinge geht. Die irdischen Dinge gehören Ihm. Wenn wir sie für uns selbst gebrauchen, eignen wir uns an, was Ihm gehört. Er kann das nicht ungestraft geschehen lassen. Tatsächliche Gottesfurcht entsteht übrigens nicht so sehr aus der Angst vor Strafe, wenn wir etwas tun, was Er nicht gutheißt, sondern entsteht aus Ehrfurcht gegenüber Ihm, sodass wir das tun, was Ihm gefällt.

Segen beim Halten des Sabbatjahres

Der Genuss des Segens hängt ab von Glaubensgehorsam. Es erscheint ein Wagnis zu sein, ein Jahr nicht zu säen. Der Verstand sagt: Wie sollen wir Nahrung bekommen? Der Glaube vertraut auf Gottes Zusagen. Wer auf Ihn vertraut, wird nicht zu Schaden kommen. Ja mehr noch: Er erfährt seinen besonderen Segen. Wir lernen hierdurch: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch [den] Mund Gottes ausgeht“ (Mt 4:4). Es ist ein großes Gut, mit dem treuen Herrn Erfahrungen zu machen. Er wird dadurch verherrlicht, und die Seele wird mit Freude erfüllt. Diese Freude ist nicht in Geld auszudrücken.

Wenn sie Gehorsam bewiesen, konnten sie damit rechnen, sicher im Land zu wohnen, das bedeutet, dass äußerliche Sicherheit besteht, und auch innerlich für die Seele Ruhe und Vertrauen da sind, ohne Furcht vor Feinden. Um ihre Nahrung würden sie auch nicht fürchten müssen. Man wird bis zur Sättigung essen können. Durch den Segen Gottes kann mit wenigem viel geschehen. Durch Gehorsam verlieren wir nichts, aber gewinnen alles.

Lösung des Landes

Der Ausgangspunkt für die Regelung des Lösens ist, dass das Land dem HERRN gehört. Ihm gehören die Erde und alles, was darauf ist (Ps 24:1). Aber Er hat dem Land Kanaan einen bestimmten Platz zugewiesen. Er hat in dem Land jedem Stamm und jeder Familie ihr Erbteil gegeben, und Er will, dass es so erfüllt wird. Durch die Untreue des Menschen konnte 49 Jahre ein Zustand der Verwirrung und des Elends herrschen. Aber das sollte nicht so bleiben. Es sollte ein fünfzigstes Jahr kommen, in dem alles wiederhergestellt werden sollte, sodass Gottes ursprünglicher Plan wieder sichtbar wurde.

Der Christ ist sich bewusst, dass die Lösung seines Erbteils noch kommen wird. Das Unterpfand dafür besitzt er bereits, nämlich „den Heiligen Geist der Verheißung, der [das] Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes“ (Eph 1:13b; 14). Jeder, der sich durch den Geist leiten lässt, wird sich nicht verleiten lassen, etwas von seinem Erbe preiszugeben, indem er sein Glück auf der Erde sucht, um es jetzt und hier zu erleben.

Nun konnte es aber geschehen, dass jemand notgedrungen, weil er verarmt war, sein Land verkaufen musste. Aber gleichzeitig bestimmt der HERR, dass immer das Recht auf Lösung bestehen würde. Man musste nicht bis zum Jubeljahr warten. Jemand konnte auch in der Zwischenzeit seine Schuld einlösen und kam so wieder in den Besitz seines Erbes. Aber die Verrechnung sollte unter Berücksichtigung der Zeit bis zum Jubeljahr erfolgen.

Blieb jemand außerstande zu lösen, so bekam er in jedem Fall im Jubeljahr sein Land zurück, als einen besonderen Beweis der Gnade Gottes. Bei Nabot bestand keine Notwendigkeit, auf sein Erbe zu verzichten. Er schätzte sein Erbe und weigerte sich, es an Ahab zu verkaufen oder gegen den Weinberg Ahabs einzutauschen (1Kön 21:1-3). Ahab erlangt ihn nur durch die List Isabels (1Kön 21:7-10).

Die Fälle der Verarmung werden in diesem Kapitel immer bitterer. In 3Mo 25:25 ist die Rede davon, dass einer durch Verarmung „etwas von seinem Eigentum verkaufen muss“. In 3Mo 25:35 ist der Bruder so sehr verarmt, dass „seine Hand wankend wird“ und am Leben erhalten werden muss. Die Not ist groß. In 3Mo 25:39 ist der Bruder so verarmt, dass er sich selbst verkaufen muss. In 3Mo 25:47 finden wir die schlimmste Lage. Da verkauft sich ein verarmter Bruder an einen Fremdling.

Es kann jemand verarmen durch Krankheit oder falsches Handeln. In geistlicher Hinsicht ist Armut oft in ungesundem, krank machendem Tun begründet (Sünden) oder in einem Aufgehen in irdischen Beschäftigungen, einem falschen Verhältnis der Zeit, die in geistliche und irdische Dinge investiert wird.

Das Lösen des Landes konnte auf verschiedene Weise geschehen. Wer sein Land verkaufen musste, konnte einen „nahen Blutsverwandten“ haben, der als Löser auftreten konnte (3Mo 25:25). Das lässt uns an den Herrn Jesus denken als den wahren „Blutsverwandten“. Er ist Blutes und Fleisches teilhaftig geworden (Heb 2:14a). Er hat durch sein Blut am Kreuz das Erbteil von der Schuld erlöst, die darauf ruhte. Das gilt sowohl für das Land Israel als auch für die ganze Schöpfung.

Ein Vorbild dieses Lösens sehen wir in der Geschichte von Boas und Ruth. Der Herr Jesus ist der wahre Boas. Boas war imstande, der verarmten Noomi und Ruth zu helfen, das Erbteil, welches Noomi verloren hatte, wieder an sie zurückzubringen (Rt 4:1-11). So wird einmal der Herr Jesus, als der wahre Boas (Boas bedeutet „in Ihm ist Stärke“), alles in den Besitz Gottes zurückbringen, dem ursprünglichen Eigentümer.

Verlust von Häusern

Das Lösen von Häusern geht auf eine andere Weise als die Lösung von Land. Ein Haus ist kein Erbteil. Der Eigentümer bekam es nicht im Jubeljahr zurück. Er hatte ein Jahr Zeit, um es zurückzukaufen. Tat er das nicht, war sein Vorbesitz verloren. Das betraf ein Haus in einer Stadt mit Stadtmauer. Eine Mauer spricht von Absonderung. Wenn die Absonderung nicht verhindert, dass uns Dinge verloren gehen, verlieren wir diese Dinge. Wir haben dann nicht die rechte Absonderung zu Gott hin beachtet. Das Eindringen der Welt, der Verfall, ist nicht umkehrbar. Doch es gibt nach dem Verlust noch ein Jahr Zeit, um es zurückzubringen (Lk 13:8; 9). Das ist Gottes Gnade.

Mit den Häusern in den Dörfern war es anders. Die wurden wohl frei bei der Lösung im Jubeljahr. So wie die Dörfer daliegen, so wird auch Jerusalem im Friedensreich sein, ohne Mauer. Dann gibt es keine Feinde mehr, die es nötig machen, eine Mauer zu haben.

Für die Leviten hatte Gott eine Ausnahme verfügt. Sie besaßen kein Erbteil, nur ihre Städte und Häuser. Sie bekamen ihr Haus im Jubeljahr wieder zurück.

Verhalten gegenüber Armen

Dreimal kommt hier der Ausdruck vom „verarmten Bruder“ vor (3Mo 25:35; 39; 47; vgl. 3Mo 25:25). Es geht um jemanden aus dem Volk Gottes, um einen Mitbruder oder eine Mitschwester. Ein Gläubiger kann im geistlichen Sinn verarmen. Er kann den Blick auf seine geistlichen Segnungen verlieren. Aber das bedeutet nicht, dass wir einen solchen verachten. Im Gegenteil, wir sollen einem solchen helfen und dabei das Jubeljahr im Auge behalten. Das Jubeljahr wird es wieder in Ordnung bringen. Dann werden sie zurückbekommen, was sie verloren hatten.

Ein Bruder durfte nicht von einem Mitisraeliten als Sklave gehalten werden. Der Grund dafür ist der, dass alle Israeliten Knechte des HERRN waren (3Mo 25:42; 55). Sie waren alle aus Ägypten erlöst, um frei zu sein. Dessen sollte sich jeder Israelit bewusst sein und durfte darum auch nicht über einen anderen Israeliten mit Härte herrschen und diese Situation ausnutzen. In praktischer Hinsicht gilt das auch für christliche Vorgesetzte, die sich bewusst sein sollen, dass auch sie einen Herrn im Himmel haben, also selbst auch Knechte sind (Kol 4:1). In geistlicher Hinsicht gilt für uns, dass wir einen Meister haben, und dass wir alle Brüder sind (Mt 23:8; vgl. 1Kor 7:23).

Wenn sich ein Israelit einem Fremdling als Sklave verkauft hatte, durfte sein Bruder ihn freikaufen. Nehemia scheint nach dieser Vorschrift gehandelt zu haben (Neh 5:8a). Der Herr Jesus ist der wahre Erlöser. Er wird diejenigen, die Er seine Brüder nennt, von der Macht ihrer Gegner erlösen. Er wird kommen und den Überrest Israels befreien. Er wird ihnen auch ihr Land und die Freiheit geben, um dort unter seiner segensreichen Herrschaft alles zu genießen, was Er versprochen hat.

Arm zu sein war nicht die Bestimmung Gottes für sein Volk. Es sollte keine Armen geben, wenn sie Ihm dienen würden. Dann würde ihr Land seine volle Ernte bringen. Armut und Hunger sind eine Folge von Untreue des Volkes. Auch heute gibt es für einen Gläubigen keinerlei Notwendigkeit, geistlich arm zu sein. Geistliche Armut ist oft das Ergebnis falscher Belehrung oder der mangelnden Bereitschaft, aus Gottes Wort die darin enthaltenen geistlichen Schätze auszugraben.

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