Luke 1:9

Der Priesterdienst des Zacharias

Die Abteilung der Priester, zu der Zacharias gehört, hat Dienst. Zu der Zeit waren schätzungsweise 18.000 Priester auf 24 Abteilungen verteilt. Jede Abteilung kam turnusgemäß nach Jerusalem, um dort Dienst zu tun. Jeden Tag wurde durchs Los bestimmt, welche Priester, die das bis dahin noch nicht getan hatten, Räucherwerk darbringen durften. In Anbetracht der großen Anzahl an Priestern würde dieses Vorrecht jedem Priester nur einmal in seinem Leben zuteilwerden.

Wie oft wird Zacharias, wenn seine Abteilung an der Reihe war, schon in Jerusalem gewesen sein? Und jeden Tag wurde das Los geworfen. Jeden Tag wird Zacharias darum gebetet haben, er möchte doch das Vorrecht haben, das Räucherwerk darzubringen. Immer wieder wurde das Los geworfen, und bis jetzt war es noch nicht auf ihn gefallen. So wartete er darauf, wie er auch auf einen Sohn wartete, und immer wieder vergeblich. Dann fällt das Los schließlich doch auf den alten Mann. Er darf das Räucherwerk darbringen.

Das ist ein Vorrecht, eine schöne, aber zugleich verantwortungsvolle Aufgabe. Er soll das Volk vertreten und darf Gott nahen. Wahrscheinlich war Zacharias einer der wenigen Priester, die diesen Dienst mit Hingabe an Gott und mit Liebe zum Volk taten. Das Priestertum insgesamt war in großem Verfall. Die Haltung der Hohenpriester gegenüber dem Herrn Jesus beweist, wie sehr das Priestertum nicht auf Gott, sondern auf sie selbst ausgerichtet war. Es ging nicht darum, ob Gott das bekam, was Ihm zustand, sondern ob sie selbst daran verdienten. Zacharias bildete da eine Ausnahme.

Weil er treu ist, kann Gott ihm seine Pläne mitteilen. Er will Zacharias Einblick in seine Pläne geben. Dass man den Auftrag, den man bekommen hat, treu ausführt, ist immer, auch heute noch, eine der Voraussetzungen dafür, dass man Mitteilungen von Gott empfängt und sie verstehen kann. Dass auch Glaube dazu nötig ist, werden wir später sehen.

Das Los hat bestimmt, dass Zacharias das Räucheropfer darbringen darf. Hier wird das Los erwähnt. Gott gebrauchte es damals noch zur Ausführung seines souveränen Willens. Das passt zu einer alttestamentlichen Situation. Sogar als der Herr Jesus zum Himmel aufgefahren ist, wird noch das Los verwendet, aber dann wohl zum letzten Mal. Das ist bei der Gelegenheit, als ein Apostel anstelle von Judas gewählt wird (Apg 1:26). Das war noch, bevor der Heilige Geist ausgegossen und auf die Erde gekommen war, um die Gläubigen zu leiten. Nachdem der Heilige Geist einmal da ist, ist nirgends mehr von einem Los die Rede. Seit seinem Kommen auf die Erde leitet der Heilige Geist die Gläubigen bei Entscheidungen.

Zacharias muss in den Tempel des Herrn, Jahwes, hineingehen, „um zu räuchern“. Das Räucheropfer stellt symbolisch den Herrn Jesus in der Wohlannehmlichkeit vor, die Er für Gott hat. So darf jetzt der Gläubige Gott vorstellen, wie vortrefflich der Herr Jesus ist, und so bringt er – in der geistlichen Bedeutung – als Priester und auf eine geistliche Weise das Räucheropfer dar. Wenn das Räucheropfer dargebracht wird, steht der Priester im Wohlgeruch dieses Opfers. So ist der Gläubige durch das angenehm gemacht, was Christus für Gott ist. Räucherwerk ist auch ein Bild von den Gebeten der Heiligen (Ps 141:2; Off 5:8) und es ist ein Bild der persönlichen Herrlichkeit des Herrn Jesus (Off 8:3). Unsere Gebete sind nur durch Ihn angenehm vor Gott (Heb 13:15).

Zacharias tut seinen Dienst im Tempel auf der Erde in Übereinstimmung mit dem Gesetz. Im Verlauf dieses Evangeliums sehen wir den Übergang vom Gesetz zur Gnade, von der Erde zum Himmel. Das Evangelium endet mit der Frohen Botschaft für alle Völker und mit einem Christus, der in den Himmel aufgenommen wird, um dort seinen hohepriesterlichen Dienst zu verrichten. Dieses Evangelium beginnt mit einer Szene im Tempel und endet mit einer Szene im Tempel. Im ersten Kapitel sehen wir einen stummen Priester. Im letzten Kapitel finden wir Menschen, die alles andere als stumm sind. Als Menschen, die dazu bestimmt sind, in einer neuen Haushaltung, der der Gemeinde, Priester zu sein, loben und preisen sie Gott. Dieses Evangelium beginnt mit einem Gläubigen, der nicht sprechen kann, und endet mit Gläubigen, die nicht aufhören können zu loben und zu preisen.

Dass die ganze Menge des Volkes draußen ist, ist typisch für das Alte Testament. Sie sind zwar im Gebet. Gebet wird in diesem Evangelium häufig erwähnt. Acht Mal finden wir den Herrn Jesus im Gebet (Lk 3:21; Lk 5:16; Lk 6:12; Lk 9:18; 29; Lk 11:2; Lk 22:41; Lk 23:34). Das Volk ist im Gebet, aber das bedeutet nicht, dass sie wirklich nach Gott verlangen. Es werden jedoch auch treue Gläubige darunter sein, die in wirklicher Ehrfurcht im Gebet sind. Sie verstehen, dass Gott nur auf der Grundlage des Räucheropfers mit ihnen in Beziehung tritt. Das Gebet gehört zu ihrem Gottesdienst. Sie dürfen Gott nicht selbst nahen. Das muss durch einen Mittler geschehen. Überall da, wo im Christentum jemand eine Stelle zwischen Menschen und Gott einnimmt, bedeutet das ein Festhalten an diesem alttestamentlichen Zustand. Es ist das Vorrecht des Gläubigen, dass er nun selbst Gott nahen darf. Jeder Gläubige ist ein Priester und ist aufgerufen, geistliche Schlachtopfer darzubringen (1Pet 2:5).

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