Luke 12:16-20

Gleichnis vom reichen Toren

Für den Herrn ist das ein so wichtiges Thema, dass Er durch ein Gleichnis klare Belehrung dazu geben will. Die Gefahr der Habsucht wird darin deutlich dargestellt. Er berichtet von einem Menschen, der sehr reich ist. Und dieser Reichtum nimmt noch zu. Sein Land bringt immer wieder viel ein.

Für einen echten Juden ist das übrigens ein Beweis der Gunst Gottes für seine Treue zum Gesetz Gottes. Darin steht ja, dass Gott seinen Segen mit der Treue gegenüber seinem Gesetz verbindet (5Mo 28:1-6). Wegen der Untreue des Volkes Gottes handelt Gott mit seinem Volk jedoch nicht mehr auf der Grundlage des Gesetzes. Da kann es geschehen, dass der Treue leidet und der Untreue Segen empfängt. Damit setzte Asaph sich auseinander, der das auch feststellte (Ps 73:2-15). Asaph lernte jedoch auch die Lösung dieses Problems kennen, und zwar dadurch, dass er in das Heiligtum Gottes hineinging und von dort aus auf das Ende der Gottlosen Acht gab (Lk 12:16-20). Auf dieses Ende weist der Herr Jesus auch in diesem Gleichnis hin.

In dem, was die Menschen kluge Politik und Einsicht nennen, verbirgt sich außerordentliche Selbstsucht und Torheit. Das kommt daher, dass sie meinen, sie selbst seien die Quelle der Weisheit. Der Mann überlegt bei sich selbst, er überlegt nicht mit Gott. Alles dreht sich um ihn selbst und seine eigenen Gedanken. Das färbt seine ganze Überlegung. Es heißt jedes Mal „ich will dies“, „ich will das“. Diese Art Überlegungen passt gut zu Menschen, die nur für das Diesseits leben. Er will alles für sich einsammeln, aber er unterlässt es, an die Reichtümer Gottes zu denken. Das macht seine Torheit aus.

Weil er nur von „ich“ spricht, sagt er auch „meine Scheunen, mein Weizen, meine Güter“. Er wird das alles ausführen. So gar nicht zu bedenken, ein abhängiger Mensch zu sein, nennt Jakobus „Rühmen in Großtuereien“ (siehe Jak 4:13-16). Der reiche Tor ist voller Habsucht. Er meint, dass alle seine Güter ihn in die Lage versetzen, sein Programm durchzuziehen. Dazu gehören ausruhen, essen, trinken, fröhlich sein. Das ist es, was der Mensch der Welt im Allgemeinen sucht: reichliche Ruhe, reichliches Essen und Trinken, viel Spaß und Vergnügen. Er hat keinen Blick für die Zukunft außerhalb dieser Welt. Das gegenwärtige Leben bedeutet ihm alles.

Es ist gar nicht so, dass der reiche Tor nach menschlichen Maßstäben seinen Besitz falsch gebraucht. Er lebt nicht unsittlich. Doch sein ganzes Tun und Lassen geht nicht weiter als bis zur Befriedigung seines Verlangens nach immer größerem Überfluss. Der reiche Eigentümer reißt immer wieder seine Scheunen ab und baut größere in der Absicht, alle seine Erträge sicherzustellen und seinen Besitz auszuweiten. Seine Gedanken sind ausschließlich auf das gegenwärtige Leben gerichtet, das, so denkt er, immer so weitergehen wird. Viele Christen sind leider auch so. Sie bauen Häuser und sammeln Vorräte an Geld und Gütern, als ob sie tausend Jahre hier leben würden.

Dann ertönt plötzlich mitten in der Nacht eine Stimme und spricht zu ihm. Womit war er da beschäftigt? Er brachte die letzte Nacht seines Lebens damit zu, große Pläne für die Zukunft zu machen, für eine Zukunft, die er nie erleben würde. Hierin gleicht er Belsazar, der die letzte Nacht seines Lebens mit einem grandiosen Festmahl zubrachte (Dan 5:1-4).

Wie viele Menschen gleichen ihm doch. Für sie ist das Leben ein einziges großes Fest, wo doch der Tag oder die Nacht kommt, wo dieses Leben plötzlich abgeschnitten wird. Gott spricht ihn an, so wie er ist („Du Tor“), und fällt sein Urteil. Mit Gott hat er nicht gerechnet und er hat schon gar nicht damit gerechnet, dass Gott ihm einen Strich durch seine Rechnung machen könnte.

Und worin besteht sein Urteil? Gott nimmt nicht seine Besitztümer weg. Das hätte Er tun können, aber das tut Er nicht. Der Tor sprach zuerst von seinen Besitztümern und erst in zweiter Linie von seiner Seele. Gott spricht zuerst von der Seele des Toren und danach von seinen Besitztümern. Gott fordert seine Seele, denn in seiner Hand ist „die Seele alles Lebendigen“ (Hiob 12:10). Der Tor dachte nicht an die in Lk 12:5 genannte Furcht.

Gott nimmt seine Seele weg und stellt die Frage: „Was du aber bereitet hast, für wen wird es sein?“ Auf diese Frage kommt keine Antwort. Die Antwort müssen du und ich geben, denn diese Frage richtet sich auch an uns. Der Tor hatte seine Seele zur Knechtschaft des Leibes erniedrigt, statt den Leib unter Kontrolle zu halten, so dass der Leib der Diener der Seele wäre und Gott der Herr von beiden.

Für uns selbst Schätze zu sammeln ist die Zwangsarbeit des eigenen Ich und des Unglaubens, der Rücklagen bildet. Das bedeutet, in dem Traum zu leben, man könne das noch lange genießen, einem Traum, den der Herr plötzlich beendet.

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