Luke 13:8

Der unfruchtbare Feigenbaum

Israel wähnte sich sicher, aber sie waren sich des schlimmen Zustands, in dem sie sich jetzt befanden, nicht bewusst. Es war völlig verfehlt, ruhig über Galiläer zu spekulieren, und es wäre töricht, die Menschen aus Jerusalem zu vergessen. Der Herr spricht ihr Gewissen weiter an, indem Er ihnen in Form eines Gleichnisses ihre eigene Geschichte zeigt und was ihnen vonseiten Gottes bevorsteht.

Er vergleicht Israel mit einem Feigenbaum, den jemand in seinem Weinberg gepflanzt hat. Der Feigenbaum stellt Israel dar, das in eigener Gerechtigkeit vor Gott steht. Wir sehen bei Adam und Eva, dass sie sich, nachdem sie in Sünde gefallen waren, mit Feigenblättern bekleideten (1Mo 3:7). Damit wollten sie ihre Blöße, ihre Schuld vor Gott, bedecken. Die eigene Gerechtigkeit entspricht jedoch nicht den Anforderungen Gottes, und darum machte Er ihnen Kleider aus Fell. Dadurch standen sie vor Gott, bedeckt durch ein Opfer, das auf Christus hinweist. Allein in Ihm kann ein Sünder vor Gott stehen.

Auch Israel hat gezeigt, dass sie nicht in eigener Gerechtigkeit vor Gott stehen können. Sie hatten zwar gemeint, das zu können, als sie versprachen, sie würden alles tun, was Gott wollte (2Mo 24:3; 7). Damals gab Gott ihnen das Gesetz, um zu zeigen, wie sie zu seiner Ehre und zu seiner Freude leben könnten. Daran erinnert der Weinberg, denn Wein spricht von Freude.

Aber hat Israel seine Versprechen gehalten, gerecht zu sein, und haben sie Gott Freude bereitet? Als Er kam, um Frucht zu suchen, fand Er keine (vgl. Jes 5:1-7). In dem Gleichnis sagt der Eigentümer (Gott) zu dem Weingärtner (dem Herrn Jesus), dass Er schon drei Jahre Frucht an „diesem Feigenbaum“ (Israel) sucht, aber dass er keine findet. Gott ist in seinem Sohn schon drei Jahre lang in Israel auf der Suche nach Frucht, aber das Volk verwirft Ihn.

Der Vorschlag ist, den Feigenbaum umzuhauen, denn er bringt nichts. Dann kann man etwas anderes überlegen, was Frucht bringt. Der Weingärtner bittet jedoch um ein zusätzliches Gnadenjahr. Dann kann er noch alles tun und versuchen, Frucht zu bekommen. So ist der Herr Jesus in Gnade beschäftigt und nicht fordernd, um sein Volk für Gott zu gewinnen. Nur dank seiner Mittlerschaft war Gott noch bereit, Israel zu ertragen.

Das zusätzliche Jahr kann sich auch auf die Zeit zwischen der Himmelfahrt des Herrn und der Steinigung des Stephanus beziehen, in der Er als der verherrlichte Herr verworfen wird. Wenn es trotz der zusätzlichen Zeit und der besonderen Anstrengungen keinen Erfolg gibt, kommt der Fluch. Und so ist es geschehen. Israel ist von seinem Platz als Zeugnis verschwunden. Der Feigenbaum, das Sinnbild ihrer nationalen Existenz, ist umgehauen und verdorrt.

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