Luke 15:21-23

Rückkehr und Empfang

Der jüngere Sohn lässt seinen Worten Taten folgen. Er steht auf und geht zu seinem Vater. Viele Christen bringen zum Ausdruck, dass sie gesündigt haben. Sie sehen auch aufrichtig ein, dass sie es nicht wert sind, dass Gott sie annimmt. Sie stehen jedoch nicht auf, sondern bleiben im Elend stecken. Das verunehrt den Vater. Dann ist kein Vertrauen da, dass der Vater bereitsteht, sie zu empfangen. Es können noch so viele Zweifel da sein, aber der Gedanke an die Güte des Vaters wird jemanden dazu bringen, aufzustehen und zum Vater zu gehen.

Der Vater handelt mit seinem Sohn nicht nach dem, was der verdient hat, sondern nach seinem Vaterherzen. Der Vater hat ihn im Herzen nie aufgegeben. Sein Herz ist mit seinem Sohn gegangen. Er hat Ausschau gehalten. Das Wort „fern“ in Lk 15:20 ist dasselbe Wort wie bei dem Ausdruck „ein fernes Land“ in Lk 15:13. Der Vater hat seinen Sohn dort gesehen, und er hat gewartet, bis er zurückkam.

Als der Vater seinen Sohn in der Ferne kommen sieht, wird Er innerlich bewegt. Dann eilt er zu seinem Sohn. Im Bild sehen wir hier, dass Gott im positiven Sinn eilt, was wohl das einzige Mal in der Bibel ist. Ohne ihm auch nur einen Vorwurf zu machen, fällt er seinem Sohn um den Hals und küsst ihn zärtlich, bedeckt ihn mit Küssen. Das hat der Vater nie mit einem seiner Tagelöhner getan. Das ist ein Empfang, wie er für einen Sohn passend ist! So handelt Gott mit jedem Sünder, der umkehrt und zu Ihm kommt.

Der Sohn fängt an zu sagen, was er sich vorgenommen hatte, aber weiter kommt er nicht. Weiterzusprechen ‒ das wird ihm vom Vater unmöglich gemacht. Der Vater lässt ihn nicht ausreden. Bevor der Sohn sagen kann: „Mache mich wie einen deiner Tagelöhner“, handelt der Vater mit ihm nach seinem Vaterherzen. Die Stellung des Vaters bestimmt die Stellung des Sohnes. Die Liebe, die ihn als Sohn empfangen hat, will auch, dass er als Sohn in das Haus hineingeht und so, wie der Sohn solch eines Vaters sein soll. Der Vater hat Knechte. Zu denen gehört der Sohn nicht. Der Vater macht seine Knechte zu Dienern seines Sohnes.

Der Sohn steht da in seinen schmutzigen, zerrissenen Kleidern. Das ist keine Kleidung, die für einen Sohn passend ist, und es ist keine Kleidung, die für das Haus des Vaters passend ist. Der Vater hat jedoch ein Kleid bereithängen. Die Knechte stehen bereit, um dem verlorenen Sohn dieses Kleid anzuziehen. Der Vater braucht seinen Knechten nur den Auftrag zu geben, das beste Kleid hervorzuholen und es ihm anzuziehen. Die Knechte brauchen nicht zu fragen, wo es hängt. Es hängt fertig da für den Sohn.

Als wir zu Gott kamen, da kamen wir auch in unseren von der Sünde befleckten Kleidern. Aber Gott hat für neue Kleider gesorgt. Für uns hingen sie schon vor Grundlegung der Welt bereit. Er hat uns mit Christus bekleidet. Er hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten (Eph 1:6). Mit Christus bekleidet, gehen wir in das Vaterhaus, als Gottes Gerechtigkeit in Ihm (2Kor 5:21). Das ist das beste Kleid, das Kleid des Himmels.

Der Sohn erhält als Zeichen einer besonderen Ehre und Würde auch einen Ring an die Hand gesteckt, wie wir das bei Joseph sehen (1Mo 41:42). Er bekommt auch Sandalen an die Füße. Seine Füße werden beschuht mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens (Eph 6:15). Er ist im Vaterhaus mit vollkommenem Frieden im Herzen, der ihm im Evangelium zuteilgeworden ist. Er wird für ewig als Sohn dort bleiben (Joh 8:35). Sandalen sind kennzeichnend für unseren Wandel als Söhne Gottes.

Der Sohn empfängt viel mehr, als er hatte, ehe er wegging. So machen die neutestamentlichen Knechte Gottes den bekehrten Sünder damit bekannt, was er in Christus alles bekommen hat. Wir sehen das bei Paulus, der jeden Menschen vollkommen in Christus darstellen will (Kol 1:28). Er predigte nicht nur die Bekehrung, sondern gab auch jedem, der sich bekehrte, Unterweisung im Wort Gottes.

Schließlich lässt der Vater das gemästete Kalb herbringen und es schlachten. Das wollen sie dann essen und fröhlich sein. Er sagt nicht: „Lasst ihn essen“, sondern: „Lasst uns essen.“ Es wird eine Mahlzeit zubereitet, die sie gemeinsam essen, wo sie zusammen an allen Segnungen teilhaben, die der Sohn nun mit dem Vater gemeinsam haben kann. Das geschieht in Fröhlichkeit.

Das gemästete Kalb ist ein Bild von dem Herrn Jesus, der für unsere Sünden geschlachtet wurde. In Lukas sehen wir Ihn als das Friedensopfer. Er ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, und um Ihn versammelt dürfen alle Gläubigen, alle Söhne des Vaters, sich gemeinsam mit dem Vater an den Segnungen des Vaters erfreuen. Das Lamm gab dem Vater die Möglichkeit, diesem Menschen alle seine Wohltaten, sein ganzes Wohlgefallen an dem Menschen, zu erweisen. Die Freude besteht darin, gemeinsam am Opfer Christi teilzuhaben. Das knüpft das Band der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn und untereinander.

Der Vater sagt von seinem Sohn: „Dieser mein Sohn …“ Er hat noch einen anderen Sohn, aber dieser Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden. Das ist in der Begebenheit von der verlorenen und wiedergefundenen Drachme veranschaulicht und zeigt, dass etwas in ihm geschehen ist. „Dieser Sohn“ war auch verloren und ist gefunden worden. Das ist in der Begebenheit vom verirrten und gefundenen Schaf veranschaulicht: Mit ihm ist etwas geschehen. Beide Aspekte sind bei einer Bekehrung immer vorhanden.

Die Folge ist eine nicht endende Fröhlichkeit. Was Frieden gibt und unsere Stellung entsprechend der Gnade kennzeichnet, sind nicht die Gefühle, die in unserem Herzen gewirkt sind, obwohl sie wirklich vorhanden sind, sondern die Gefühle Gottes selbst. Auch heißt es hier nun nicht, wie in den beiden anderen Fällen, dass Freude im Himmel ist, sondern wir sehen die Auswirkung auf der Erde, sowohl in dieser einen Person als auch im Herzen anderer.

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