Luke 2:9-14

Große Freude für die Hirten

In Matthäus 2 begegnen wir in Verbindung mit der Geburt des Herrn Jesus den Großen der Welt (Herodes) und den religiösen Würdenträgern (den Schriftgelehrten). Doch sie wissen ganz und gar nichts davon, dass Christus geboren ist. Sie hören davon über die Weisen aus dem Osten, weit außerhalb Israels. Lukas zeigt uns Hirten als die Ersten, die die Nachricht von der Geburt Christi hören. Hirten standen zu der Zeit nicht in hohem Ansehen. Gewiss waren die Nachtwächter oft ungebildete Leute. Doch gerade ihnen erscheint ein Engel, um ihnen das gewaltige Geschehen der Geburt Christi mitzuteilen. Hirten sind Menschen, die eine Arbeit tun, die auch der Herr Jesus tut. Er ist der gute Hirte. Sie sind mit der Herde beschäftigt und wachen darüber. So ist der Herr Jesus mit seiner Herde, seinem Volk beschäftigt.

Zum dritten Mal in diesen ersten Kapiteln erscheint ein Engel Menschen mit der Botschaft vom Kommen des Herrn Jesus. Auch hier befällt sie Furcht. Engel beeindrucken immer stark. Sie sind keine lieblichen Erscheinungen. Bei Zacharias erschien der Engel, bei Maria kam er herein, hier tritt er zu ihnen. Es ist, als sei der Engel plötzlich da.

Doch nun ist da noch etwas mehr. Da ist auch die Herrlichkeit des Herrn selbst, die sie umstrahlt. Es ist die Herrlichkeit Gottes in der Wolke. Die Herrlichkeit Gottes kann zu Menschen kommen, weil die Herrlichkeit Gottes in dem neugeborenen Kind gegenwärtig ist. Darum kann Johannes über den Herrn Jesus sagen ‒ er und die anderen Jünger haben Ihn ja gesehen, als Er bei ihnen war: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut“ (Joh 1:14). Die Herrlichkeit des Herrn ist zu seinem Volk gekommen. In der dunklen Nacht erstrahlt das herrliche Licht der Gegenwart des Herrn. Er erscheint seinem Volk in herrlicher Gnade und nicht, um sie zu verzehren.

Der Engel beruhigt sie. Sie brauchen sich nicht zu fürchten, denn er kommt mit einer Botschaft großer Freude. Diese Freude ist nicht nur für sie, sondern für das ganze Volk. Es muss zugleich für den Engel eine große Freude gewesen sein, diese Botschaft zu verkündigen. Freude ist auch ein Kennzeichen dieses Evangeliums. Wir haben zu Beginn schon zweimal davon gehört (Lk 1:14; 47) und wir werden ihr noch häufiger begegnen. Das Evangelium endet auch damit (Lk 24:52). Ein Gott, der so in Gnade zu Menschen kommt, kann nicht anders, als große Freude bewirken. Es ist nicht so, dass alle Menschen Teil daran haben, aber sie können doch alle Teil daran bekommen. Das Angebot gilt allen, dem ganzen Volk.

Die Ursache der Freude ist, dass „heute“, in diesem Augenblick, „ein Erretter“, ein Erlöser geboren ist, nicht ein Richter oder ein Gesetzgeber. Die Ankündigung der Geburt des Erretters ist auch nicht allgemein gehalten, sondern der Engel sagt, dass Er „euch“ geboren ist. Dieses große Ereignis ist für sie persönlich. Sie dürfen wissen, dass sie die Empfänger der Gnade Gottes sind, und das darf jeder Mensch wissen. In diesem Erretter ist die Gnade Gottes erschienen, die allen Menschen Errettung bringt, ob sie nun jung oder alt, reich oder arm, krank oder gesund, stark oder schwach sind. Für alle ist der Erretter geboren.

Der Erretter ist niemand anders als „Christus“, das bedeutet „Gesalbter“. Er ist zugleich der „Herr“, das ist Jahwe, der Bundesgott. Der Engel nennt auch den Ort seiner Geburt. Er sagt jedoch nicht „Bethlehem“, sondern „Stadt Davids“. Das bedeutet, dass Er der verheißene Sohn Davids ist, der König, der geboren werden sollte. In all diesen Namen, die der Engel nennt, liegt eine Fülle der Herrlichkeit dessen, der geboren ist.

Der Engel gibt ihnen ein Zeichen, woran sie erkennen werden, dass er die Wahrheit spricht. Menschen, die einen Messias als mächtigen Kriegshelden erwarten, prächtig gekleidet und auf einem Thron sitzend, werden beschämt werden. In dieser Weise wird Er ganz sicher einmal wiederkommen. Das wird sie in Schrecken versetzen. Auch dazu hat Er ein Zeichen gegeben. Das Zeichen kommt noch, wenn Er zum zweiten Mal, und dann in Majestät, erscheint (Mt 24:30). Das Zeichen, das der Engel hier gibt, entfaltet den Geist, in dem Er nun zu seinem Volk und zu den Menschen im Allgemeinen kommt. Das Zeichen ist, dass sie die mächtige Person, die der Engel soeben beschrieben hat, in einem Kind finden werden, das sich in den ärmlichsten Verhältnissen befindet: Es ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe für Tiere.

Herrlichkeit, Friede, Wohlgefallen

Als der Engel so über seinen Schöpfer spricht und über das Wunder seiner Menschwerdung und die Umstände, unter denen das geschieht, gesellt sich eine Menge Engel zu ihm. Der Himmel öffnet sich gleichsam, weil er bei dem Anblick solch einer Herrlichkeit nicht schweigen kann. Gott ist offenbart im Fleisch und wird hier von den Engeln gesehen, die ihren Schöpfer jetzt zum ersten Mal sehen (1Tim 3:16). Sie haben großes Interesse daran. Sie gleichen den Cherubim auf der Bundeslade, die auch, um dieses große Interesse zu symbolisieren, die ihre Angesichter nach unten gerichtet haben und auf die Bundeslade schauen (2Mo 25:20).

Alle Engel loben Gott. Die Engel beschäftigen sich mit diesem Ereignis, von dem das Schicksal des Weltalls und die Erfüllung der Ratschlüsse Gottes abhängen. Denn Er hat das Schwache auserwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Dadurch, dass Gott die Schar seiner Engel zu dieser verachteten kleinen Gruppe von Nachtwächtern schickt, zeigt Gott, dass Er alle hochgestellten Personen in Jerusalem übergeht.

Durch das Kommen des Herrn Jesus wird dreierlei sichtbar. An erster Stelle wird Gott im Himmel dadurch Ehre und Herrlichkeit gebracht. Gottes Ehre wird ins volle Licht gerückt. Im Kommen Christi sind die Liebe, Weisheit und Macht Gottes offenbart. Darin erweist sich eine Macht, die sich über die Sünde erhebt, und eine Liebe, die sich inmitten der Sünde offenbart. Es ist die Weisheit Gottes, seinen ewigen Ratschluss auf diese Weise zu erfüllen. Das ist eine Überlegenheit des Guten über das Böse, die nur bei Gott zu finden ist und die Ihn verherrlicht. Er überwindet das Böse, die Sünde, mit dem Guten, dem Herrn Jesus.

Dass Er, der Gott offenbart, auf der Erde anwesend ist, wird zweitens zur Folge haben, dass Friede auf der Erde sein wird. Das ist der Zweck seines Kommens, wie sehr Er, weil Er verworfen werden wird, auch eine Ursache für Uneinigkeit und Streit sein wird. Mit Letzterem beschäftigt sich der Himmelschor nicht. Er beschäftigt sich mit der Tatsache seiner Anwesenheit und deren Folgen, wie sie einmal im Friedensreich vollständig verwirklicht sein werden. Er, der das bewirken wird, ist die Person, die jetzt gegenwärtig ist.

Die dritte Folge seiner Anwesenheit auf der Erde ist das Wohlgefallen Gottes an Menschen, seine Zuneigung zu ihnen. Die Tatsache, dass der Herr Jesus Mensch wurde, beweist Gottes Wohlgefallen an Menschen. Nicht der Engel hat Er sich angenommen, sondern der Nachkommen Abrahams (Heb 2:16). Menschen sind die Gegenstände der unendlichen Liebe und Gnade Gottes. Das Leben, das in Christus offenbart wird, ist das Licht der Menschen und für die Menschen (Joh 1:4). Es ist schön zu sehen, wie diese heiligen Wesen ohne Eifersucht loben, dass durch die Fleischwerdung des Wortes ein anderes Geschlecht zu diesem erhabenen Platz erhoben wird. Es geht um die Herrlichkeit Gottes, und das ist ihnen genug.

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