Luke 4:1-3

Vom Teufel versucht

Der Herr ist getauft. Der Heilige Geist, der Ihn gezeugt hat und der Ihn immer völlig erfüllte, ist auf Ihn herabgekommen, und das ist das Zeichen, dass sein Dienst beginnen kann. Doch zuvor wird Er durch den Geist, der Ihn versiegelt hat, in die Wüste geführt. Er ist der wahre Sohn, der durch den Geist der Sohnschaft geleitet wird. Er wird nicht nur in die Wüste geführt, Er wird auch, als Er in der Wüste ist, in der Wüste umhergeführt. Die Initiative zu den Versuchungen geht also von dem Geist aus, der den Herrn an den Platz bringt, wo das stattfinden soll.

Der Geist tut das, um uns zu zeigen, was der Mensch nach den Gedanken Gottes ist und damit Er darin ein Vorbild für uns ist. Der Herr wurde nicht als der ewige Sohn versucht, sondern als der Sohn Gottes, der Mensch ist. Darum kann Er ein Vorbild für uns sein. Das Ziel ist, dass Er die Versuchungen durchlebt, in denen Adam versagte. Adam wurde versucht und unterlag, während er in den idealsten Umständen war. Der Herr durchsteht die Versuchungen in Umständen, in denen wir uns befinden, nicht in solchen wie Adam. Dadurch, dass Er in den Versuchungen standgehalten hat, hat Er den Starken gebunden und kann nun mit seinem Dienst beginnen und damit, Menschen aus der Macht des Teufels zu befreien.

Lukas beschreibt die Versuchungen nicht in historischer Reihenfolge (wie Matthäus), sondern in einer moralischen Reihenfolge, das bedeutet, in einer Reihenfolge dem Inhalt der Versuchungen entsprechend. Diese Reihenfolge stimmt damit überein, wie Johannes in seinem Brief die Elemente der Welt aufführt: „Die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens“ (1Joh 2:16). Der Herr wird zuerst im Blick auf seine körperlichen Bedürfnisse versucht, dann im Blick auf die Herrlichkeit der Welt; schließlich hat der Teufel eine geistliche Versuchung für Ihn bereit, indem er Ihm vorschlägt, sein Recht als Messias einzufordern. Die erste Versuchung spricht die Lust des Fleisches an, die zweite die Lust der Augen, die dritte den Hochmut des Lebens. Die Versuchungen durch den Teufel betreffen den ganzen Menschen, seinen Leib, seine Seele und seinen Geist (siehe 1Thes 5:23, wo die Reihenfolge umgekehrt ist).

Alle diese Versuchungen wirken sich bei dem Herrn so aus, dass seine Vollkommenheit umso mehr aufleuchtet. Er kann sagen, dass der Teufel gar keinen Anknüpfungspunkt für die Sünde in Ihm hat (Joh 14:30). Das können wir nicht sagen, aber wir können doch, geradeso wie Er, standhaft bleiben, wenn Versuchungen auf uns zukommen. Der Sieg wird nicht errungen, indem man denkt, man sei darüber erhaben, sondern indem man dem Vorbild des Herrn Jesus folgt, wie Er das Wort Gottes angewendet hat. Es sollte immer die normale Richtschnur unseres Lebens in allen unseren Umständen sein. Das bedeutet, dass wir nur handeln, wie Gott es will, und dass wir im Vertrauen auf Ihn handeln. Das ist wahrer Gehorsam und wahre Abhängigkeit. So handelt der Herr, und was kann Satan mit einem Menschen tun, der sich niemals außerhalb des Willens Gottes bewegt und für den dieser Wille die einzige Triebfeder zum Handeln ist?

Der Herr Jesus wurde vierzig Tage lang vom Teufel versucht. Die drei Versuchungen, die für uns aufgezeichnet sind, sind seine letzten und schwersten Versuchungen. Hier setzt der Teufel alles daran, um den Herrn doch noch zu einer Handlung zu bringen, die nichts mit dem Auftrag Gottes zu tun hat. Und wie schwach ist Er geworden, als er vierzig Tage lang nichts gegessen hat. Das ist für den Teufel der gegebene Augenblick, mit seinen letzten Versuchungen zu kommen. Auch Mose hat einmal vierzig Tage lang nichts gegessen und getrunken, aber er war die ganze Zeit allein bei Gott, ohne dass Satan dort Zugang hatte (2Mo 24:18). Der Herr war natürlich auch die ganze Zeit bei Gott, aber Er war doch all diesen Versuchungen des Teufels ausgesetzt.

Die erste Versuchung

Der Teufel leitet die erste seiner drei letzten Versuchungen mit den Worten ein: „Wenn du Gottes Sohn bist.“ Er fordert den Herrn gleichsam heraus, das doch zu beweisen, und zwar indem Er aus einem Stein Brot macht. Der Teufel anerkannt die Macht, die das Wort des Herrn hat, dass Er dem Stein das nur zu sagen braucht, und der Stein würde sich in Brot verwandeln. Und hatte Er nicht riesigen Hunger? Kann man dann nicht am besten seine Macht gebrauchen, um dem abzuhelfen? Später wird Er mehrere Male eine große Volksmenge mit ein paar wenigen Broten sättigen.

Es geht auch nicht darum, ob Er das kann oder nicht, sondern ob der Vater das will. Diese erste Versuchung hat es mit dem körperlichen Bedürfnis nach Essen zu tun, das auch Christus eigen ist. Er ist wahrhaft Mensch und braucht Brot für seinen Körper. Hunger zu haben, ist keine Sünde, und auch essen, um den Hunger zu stillen, ist keine Sünde.

Wie gesagt hat Er die Macht, aus diesem Stein Brot zu machen. Auch der Gebrauch seiner Macht ist keine Sünde. Wenn Er diese Macht jedoch auf Drängen des Teufels zu seinem eigenen Nutzen gebrauchen und jetzt essen würde, hätte Er gesündigt. Er hätte dann gegessen, ohne den Auftrag seines Vaters zu haben. Wenn Er gegessen hätte, dann hätte Er sich von seinen körperlichen Bedürfnissen leiten lassen statt von seinem Vater. Er hätte statt der Abhängigkeit von dem Willen Gottes den eigenen Willen gelten lassen.

Wie vollkommen antwortet Er dem Teufel mit einem Zitat aus dem Wort Gottes. Der Herr sagt nicht zu Satan: „Ich bin Gott und du bist Satan, geh weg.“ Das wäre nicht zur Ehre Gottes gewesen und auch für uns keine Hilfe. Er nimmt den Platz ein, den auch wir haben. Geradeso wie Er können wir den Versuchungen des Teufels nur widerstehen und ihn verjagen, indem wir das Wort Gottes anführen.

Seine Antwort auf diese erste Versuchung zeigt, dass Er gegenüber Gott den Platz einnimmt, der sich für Menschen geziemt, und das ist der Platz vollkommener Abhängigkeit von Gott. Das natürliche Leben des Menschen ist davon abhängig, dass er Brot isst. Das geistliche Leben des Menschen ist davon abhängig, dass er das Wort Gottes annimmt und dem Wort gehorcht. Er hört jeden Morgen auf das, was Gott zu sagen hat (Jes 50:4), und das bestimmt, was Er tut und spricht und wohin Er geht; darin findet Er seine Kraft. Viele Gläubige leben von Steinen statt von Brot. Wenn das Wort nicht unsere tägliche Nahrung ist, brauchen wir auch nicht zu erwarten, dass unsere Kinder danach verlangen.

Der Herr Jesus zitiert jedes Mal etwas aus dem fünften Buch Mose. In diesem Buch liegt die Wüstenreise hinter dem Volk, und das Gelobte Land liegt vor ihnen. Gott zeigt dem Volk in diesem Buch, wie Er in der Wüste für sie gesorgt hat, was Er sie in der Wüste hat lehren wollen und was ihnen nach der Wüste an herrlichen Segnungen bevorsteht. Gott will ihre Herzen durch alles, was Er in diesem Buch sagt, so bilden, dass sie sich alle nur auf Ihn ausrichten.

Er möchte ein Volk von Söhnen besitzen, mit denen Er über das sprechen kann, was sein Herz beschäftigt. Und ein Sohn ist zum Wohlgefallen Gottes. Das sehen wir vollkommen in dem Sohn, aber Gott will das auch so gerne in allen seinen Kindern sehen. Dazu ist es nötig, dass unser Leben durch das Wort Gottes gebildet wird und wir dadurch leben und unser Leben nicht von unseren körperlichen Bedürfnissen bestimmen lassen, als würde sich alles darum drehen.

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