Luke 5:1-11

Ein wunderbarer Fischfang

Dieses Kapitel zeigt uns in vier Phasen, wie jemand nach dem Vorbild des Herrn Jesus ein Nachfolger wird. Dazu werden die Ereignisse in diesem Kapitel zusammengestellt, ohne dass Lukas die chronologische Reihenfolge berücksichtigt. Es beginnt mit Selbstverurteilung (Lk 5:1-11), darauf folgen Reinigung (Lk 5:12-16) und Vergebung und Kraft (Lk 5:17-25), und danach kann der Ruf in den Dienst folgen. Als Ergebnis aller voraufgegangenen Ereignisse wird das Neue statt des Alten vorgestellt, und damit schließt das Kapitel.

Der Herr predigt das Wort Gottes am See Genezareth. Weil die Volksmenge auf Ihn andrängt, wird Er beinahe in den See gestoßen. Er gebraucht dann nicht seine göttliche Kraft, um Menschen auf Abstand zu halten wie in Kapitel 4 (Lk 4:30), sondern Er nimmt Zuflucht zu einem der beiden Schiffe, die Er dort liegen sieht.

Während Er das Wort Gottes verkündigt, waschen die Fischer ihre Netze. Sie kommen offensichtlich gerade vom Fang zurück. In was für einem schönen Augenblick kommen sie doch zurück, wenn sie auch enttäuscht sind, dass die Arbeit einer ganzen Nacht nichts gebracht hat. Sie sollen jedoch große Dinge erleben. Der Herr geht ohne zu fragen an Bord eines der Schiffe. Er ist der Herr. Es ist das Schiff von Simon Petrus. Simon fragt Ihn nicht, was Er da tut.

Der Herr bittet Simon, ein kleines Stück auf den See hinauszufahren. Simon gehorcht sofort. Er stellt sein Schiff, seine Kräfte und seine Zeit zur Verfügung. Er wird nach einer Nacht, wo er gefischt hat, wohl müde gewesen sein, aber als der Herr ihn bittet, setzt er sich wieder ein. So arbeitet Simon mit im Werk des Herrn. Er gibt Ihm die Gelegenheit, sich in sein Schiff zu setzen und vom Schiff aus die Volksmenge zu lehren. Stellen auch wir so unsere Mittel, unsere Kräfte und unsere Zeit zur Verfügung, damit der Herr sein Werk zum Segen für andere tun kann?

Der Herr beendet seine Rede. Er weiß, was die Volksmengen vertragen können. Jetzt ist die Zeit für etwas anderes da. Er wird Simon für seine Mitarbeit belohnen. Er sagt ihm, er solle auf die Tiefe hinausfahren und seine Netze zum Fang hinablassen, nicht zu einem Versuch, etwas zu fangen. Er bestimmt schon das Ergebnis.

Als erfahrener Fischer kann Petrus es nicht lassen, Ihn darauf hinzuweisen, dass sie die ganze Nacht gefischt haben, dass aber alle ihre Bemühungen nichts gebracht haben. Sie haben das gemacht, wie sie es immer gemacht haben, und sie waren wirklich erfahrene Fischer. Er weiß: Wenn es nachts nicht gelingt, wird es am Tag erst recht nicht gelingen. Simon beginnt seine Reaktion jedoch damit, dass er den Herrn als „Meister“, das ist als seinen Vorgesetzten anerkennt. Es ist der Titel für jemanden, der über anderen steht. Dieses Wort kommt nur in Lukas vor (Lk 8:24; 45; Lk 9:33; 49; Lk 17:13).

Diese Anerkennung öffnet den Weg zum Segen. Petrus hat bereits erkannt, dass die alte, bewährte Methode versagt. Nun muss er es auf die Weise machen, die der Herr bestimmt. Weil der Meister es sagt, wird er die Netze auswerfen. Das ist Vertrauen auf das Wort des Herrn. Das Ergebnis des Gehorsams ist Segen, großer Segen. Der Herr hat so viele Fische in ihre Netze gebracht, dass sie die Menge nicht fassen können. Menschliche Mittel sind zu klein, um den Segen zu empfangen, den der Sohn Gottes geben will.

Es ist so viel Fisch, dass auch das andere Schiff voll wird. Beide Schiffe werden bis zum Rand mit Fisch gefüllt. Sie sind so voll, dass sie beinahe sinken. Der Sohn Gottes segnet mit einem vollen, ja überlaufenden Maß.

Nach der Auferstehung des Herrn bekommt Petrus erneut den Auftrag, das Netz auszuwerfen, und dann reißt es nicht (Joh 21:11). Dass das nach der Auferstehung des Herrn Jesus stattfindet, weist darauf hin, dass das Neue gekommen ist. Da kommen nur die Gezählten in das Netz.

Menschenfischer

Simon Petrus erkennt, dass der Herr die Fische in das Netz gebracht hat. Er sieht sich plötzlich dem allmächtigen und allwissenden Gott gegenüber. Der Beweis seiner Macht bringt ihn auf die Knie. In seinem Licht sieht er sich als sündiger Mensch. Er erkennt, dass er nicht zu Ihm gehört. Zugleich ist er zu den Knien des Herrn. Er ist nahe bei Ihm. Dadurch spürt er, dass der Herr ihn nicht wegschicken wird. Er weiß, dass der Herr ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz nicht verachtet (Ps 51:19). Diese Überzeugung ist das Werk des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist stellt die Größe Christi vor. Der Mensch, der diese Größe sieht, wird sich selbst als Sünder sehen.

Zugleich stellt der Heilige Geist die Willigkeit Christi vor. Er ist der Mensch, für den das Wort aus Sprüche 19 gilt: „Die Willigkeit des Menschen macht seine Mildtätigkeit aus“ (Spr 19:22). Dieses Wort kann wohl als Überschrift über dieses Evangelium gesetzt werden. Der Herr ist voller Willigkeit, überführte Sünder zu aufzunehmen. Er zieht sie an. Der Mensch, der das sieht, weiß, dass Er einen überführten Sünder nicht verstößt, sondern ihn annimmt. Es haben schon viele gesagt, dass sie gesündigt haben oder dass sie sündige Menschen sind, aber sie haben das nicht zu den Knien des Herrn Jesus getan, im Vertrauen auf Ihn, und darum haben sie nie Frieden gefunden.

Das Schiff des Petrus ist innerhalb von vierundzwanzig Stunden zweimal auf den See hinausgefahren. Einmal während der Nacht, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit eines guten Fangs am größten, und einmal am Tag, wenn die Aussicht auf einen guten Fang wesentlich kleiner ist. Die Umgebung ist bei beiden Gelegenheiten dieselbe, ebenso die Männer, und auch die Arbeitsmittel sind dieselben. Nur eins ist anders: Beim zweiten Mal ist Christus an Bord. Das macht den großen Unterschied im Ergebnis aus.

Entsetzen über den großen Fang hat Simon und alle, die bei ihm sind, gepackt. Sie sind tief beeindruckt. Jakobus und Johannes werden noch namentlich genannt. Sie sind Berufskollegen und sogar Teilhaber. Sie haben Anteil an dem Fang und teilen auch das Entsetzen. Der Herr wird auch sie zugleich mit Petrus in die Nachfolge rufen.

Berufung ist immer ein persönlicher Ruf. Lukas teilt mit, wie der Herr Simon beruft, aber das gilt auch für die anderen. Der Herr beruhigt Simon, der zu seinen Knien liegt. Er braucht sich vor seiner Größe nicht zu fürchten. Auf Christus sehen und seinem Wort vertrauen bedeutet, der vollkommenen Liebe Raum zu geben, die die Furcht austreibt (1Joh 4:18). Zugleich ist das die richtige Haltung, mit der der Herr weiterkommt. Darum sagt er anschließend zu Petrus, dass er von dem Augenblick an Menschenfischer werden soll. Durch die persönliche Erfahrung, die Petrus gemacht hat, kann er jetzt Menschen fischen, indem er sie unter den Eindruck der Größe Christi und ihrer eigenen Sündigkeit bringt.

Die Fischer beenden ihre Tagesarbeit ordentlich, sie ziehen die Schiffe an Land. Dann verlassen sie alles und folgen Ihm nach. Das steht so einfach da, doch was für ein Ereignis ist das! Die Begegnung mit dem Herrn Jesus und seine Berufung haben eine riesige Veränderung in ihrem Leben zur Folge. Da gibt es nichts zu überlegen, keine Bitte, erst Abschied zu nehmen. Die Berufung des Herrn ist bestimmend. Die Folgen davon können sie Ihm überlassen.

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