Mark 1:2

Einleitung

Wenn wir eine Person beschreiben, können wir das aus verschiedenen Blickwinkeln tun. So können wir beispielsweise jemand als Vater einer Familie beschreiben. Danach können wir dieselbe Person auch möglicherweise als einen Kollegen oder einen Nachbarn beschreiben. Wir sehen, wie auf diese Weise vier Evangelisten – unter der Inspiration des Heiligen Geistes – über das Leben des Herrn Jesus während seines Hierseins auf der Erde berichtet haben. In den vier Lebensbeschreibungen, die wir dadurch in der Bibel haben, berichtet Matthäus in seinem Evangelium über den Herrn Jesus als König, Markus stellt Ihn als Diener vor, Lukas beschreibt Ihn als den wahren Menschen und Johannes schreibt schließlich über Ihn als den ewigen Sohn Gottes.

Die vier lebendigen Wesen im Buch der Offenbarung (Off 4:7) stehen jeweils für jedes der vier Evangelien. Das zweite der vier lebendigen Wesen ist wie ein Kalb. Dieses Symbol passt zu dem Evangelium, das den Herrn Jesus als Knecht vorstellt. Man kann auch einen Vergleich machen zwischen den Farben der Stiftshütte und den vier Evangelien. Die Farbe, die zu diesem Evangelium passt, ist Purpur (Mk 15:17).

Das Ziel dieses Evangeliums besteht darin, dass wir auf den Herrn Jesus als Knecht schauen. Deshalb die Aufforderung „Siehe, mein Knecht“ (Jes 42:1) als Titel dieses Buches. Wer dieses Evangelium mit dem Wunsch liest, Ihn als Knecht zu sehen, wird Ihn als den kennenlernen, der „Knechtsgestalt“ angenommen hat (Phil 2:7), um in Ewigkeit Knecht zu sein (Lk 12:37).

Middelburg, September 2009

Ger de Koning

Das Ziel des Markusevangeliums

Markus ist derjenige der vier Evangelisten, der am genauesten in der historischen Reihenfolge über den Dienst des Heilandes berichtet. Er stellt Ihn als den wahren Knecht vor (Jes 53:11), im Gegensatz zu Israel, das ein untreuer Diener geworden war. Wir sehen Ihn in diesem Evangelium in der niedrigen Gestalt eines Knechtes (Phil 2:6-8; vgl. 2Mo 21:6; Lk 12:37; Heb 5:8). Markus schreibt an Christen aus den Heiden, damit sie in der Nachfolge des wahren Dieners lernen können, wie sie dienen sollen.

Im Vergleich mit den anderen Evangelien finden wir im Markusevangelium nur wenige Worte des Herrn – wir lesen mehr über sein Werk und seinen Dienst. Das wird in dem Schlüsselvers dieses Evangeliums, der zugleich als Überschrift dienen kann, kernig ausgedrückt: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Mk 10:45). Dieser Vers verbindet auch die beiden Teile dieses Evangeliums. Der Abschnitt davor handelt von seinem Dienst, der Abschnitt danach handelt von Ihm als dem Opfer, und zwar als dem Sündopfer.

Der Schreiber ist Markus

Dass gerade Johannes Markus dieses Evangelium schreiben durfte, ist ein besonderer Beweis der Gnade Gottes. Als Begleiter von Paulus und Barnabas hatte er sie während ihrer ersten Missionsreise, die sie im Werk des Herrn unternahmen, im Stich gelassen (Apg 12:12; 25; Apg 13:13). Er wird sogar der Anlass zu einer Verbitterung und Entfremdung zwischen Paulus und Barnabas (Apg 15:37; 39). Doch Gott ist der Gott der zweiten Chance. Von diesem Versagen wurde er wiederhergestellt (Kol 4:10; 2Tim 4:11; 1Pet 5:13), so dass er, der selbst ein untreuer Diener gewesen war, nun über den treuen Diener schreiben kann und darf.

Anfang des Evangeliums

Vom Anfang des Evangeliums an wird darüber gewacht, dass wir nicht vergessen, dass der vollkommene Diener zugleich der Sohn Gottes ist. Markus stellt Ihn, unter der Leitung des Heiligen Geistes, deshalb auch zuallererst in seiner Herrlichkeit vor: Er ist Jesus Christus, der Sohn Gottes. Markus untermauert das in den Mk 1:2; 3 mit einigen Zitaten aus dem Alten Testament.

Seine Würde als Sohn Gottes zeigt, dass Er freiwillig Knecht wurde, ohne dass Ihn jemand dazu gezwungen hätte. Auch fehlt hier ein Geschlechtsregister, denn das ist für einen Diener nicht wichtig. Über seine Geburt und seine Jugend wird ebenfalls nichts mitgeteilt. Bei einem Diener ist nur eine Sache wichtig, und das ist sein Dienst.

Bei dem „Anfang“, von dem Markus hier spricht, geht es daher auch nicht um die Schöpfung (1Mo 1:1) und noch weniger um seine ewige Existenz (Joh 1:1). Es geht auch nicht um sein Kommen auf die Erde (1Joh 1:1), sondern um den Anfang seines Dienstes auf der Erde (vgl. 2Thes 2:13; Phil 4:15). Es ist der Anfang des Evangeliums, der guten Botschaft. Jesus Christus kommt mit einer guten Botschaft von Gott.

In dem Zitat aus Maleachi 3 wird deutlich, dass der, dessen Weg bereitet werden muss, in seiner Gottheit gesehen wird, nämlich als „Jahwe“ (Mal 3:1). Hier in Markus steht „vor deinem Angesicht her“ (vor “deinem ...“, das ist der Herr Jesus), und in Maleachi steht, dass der HERR sagt „vor mir her“, das ist Jahwe. Der „Bote“ ist Johannes der Täufer. Er bereitet den Weg in den Herzen der Menschen, so dass Jahwe in ihre Herzen kommen kann. Dieser niedrige Mensch ist kein anderer als Jahwe, Gott selbst. Das geht auch aus dem zweiten Zitat hervor. Darin spricht Jesaja über die Zubereitung des Weges „des Herrn“, und auch das ist kein anderer als Jahwe selbst (Jes 40:3).

Der Ort, wo Johannes auftritt, ist die Wüste. Dieser Platz weist auf den geistlich toten Zustand hin, den Israel in den Augen Gottes hat. Johannes ist nicht mehr als eine „Stimme“. Es geht nicht darum, wer er ist, sondern es geht um seine Botschaft. Die Zubereitung des Weges muss im Herzen des Menschen durch Reue und Bekehrung geschehen.

„Gerade“ ist im Griechischen dasselbe Wort wie „sogleich“, ein Wort, das häufig in diesem Evangelium vorkommt. Wenn wir keine geraden Wege gehen, also Wege ohne Kurven oder Umwege, können wir auch nicht „sogleich“ handeln. Was Johannes tut, ist auch ein Auftrag für uns. Auch wir sollen predigen, dass Menschen den Weg des Herrn bereiten müssen und unverzüglich seine Wege gerade machen müssen.

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