Mark 14:46

Die Gefangennahme

Der Herr ist bereit, und deswegen können seine Feinde kommen, um Ihn gefangen zu nehmen. Gottes Zeit dafür ist angebrochen, und daher kann die Macht des Feindes sich offenbaren. Sie sind sich nicht bewusst, dass sie Gottes Plan zu Gottes Zeit erfüllen. Das ist auch nicht möglich. Sie sind ganz und gar für diese Missetat verantwortlich, die mit keiner anderen zu vergleichen ist, und werden dafür auch gerichtet werden.

Judas tritt herzu. Er wird noch immer als „einer der Zwölf“ bezeichnet; das zeigt, wie eng er mit dem Herrn zusammengelebt hat. Er führt eine Volksmenge an, die mit Schwertern und Stöcken bewaffnet ist. Es ist eine bewaffnete Menge, weil es um einen gefährlichen „Übeltäter“ geht, der sich mit seinem kleinen Heer von Jüngern möglicherweise heftig wehren könnte. Sie sind vom religiösen Zentrum aus geschickt worden, von woher die guten Worte Gottes hätten verkündigt werden sollen und woher Gottes Volk dem Recht gemäß hätte geführt werden sollen. Gerade sie steuern darauf hin, dass der Name, den sie repräsentieren, vom Erdboden weggefegt wird. Die Gegensätze können nicht größer sein!

Wenn es um die Tat des Judas geht, wird sein Name nicht genannt, sondern es heißt von Ihm, „der ihn aber überlieferte“; dadurch wird seine abscheuliche Tat besonders betont. Diese verräterische Tat wird mit dem Beweis der Liebe verbunden: mit einem Kuss. Er weist mit einem Kuss auf den Herrn hin. Das bedeutet, dass der Herr äußerlich nicht ohne weiteres von seinen Jüngern zu unterscheiden war. Es war ja auch dunkel. Sie sollten nicht die falsche Person festnehmen.

Was für eine tragische Unkenntnis über Ihn, zu fordern, dass Er „sicher“ fortgeführt würde. Hatte Judas nichts von seiner Macht kennengelernt? Nein. Der Unglaube lässt sich von der Macht des Herrn nicht überzeugen.

Als Judas bei Ihm angekommen ist, geht er sofort auf Ihn zu. Er fällt Ihm um den Hals und begrüßt Ihn mit „Rabbi“ und küsst Ihn „sehr“ oder „viele Male“. Er hat den Herrn Jesus nie „Herr“ genannt. Er grüßt Ihn mit dem Beweis innigster Liebe, obwohl nur Falschheit und Geldsucht in seinem Herzen ist. Der „Judaskuss“ wird sprichwörtlich für die Handlung eines Verräters, der Verrat über, indem er Freundschaft missbraucht. Der Herr wird davon nicht überrascht, doch seine Seele schmerzt das zutiefst (Ps 41:10).

Markus erwähnt nicht, dass der Herr Judas anspricht. Er beschreibt gleich, dass der Herr gefangen genommen wird. Der Herr wehrt sich nicht, sondern lässt zu, dass böse Menschen Ihn greifen.

Petrus, der während des ernsten Gebets seines Meisters schlief, erwacht, um zuzuschlagen, während sein Meister sich wie ein Lamm zur Schlachtbank führen lässt. Wieder ist er mit dem Weg, den sein Meister geht, nicht einverstanden und etwas Verkehrtes mit einer für ihn nicht wieder gutzumachenden Folge. Man kann keinen guten Kampf für den Herrn führen, wenn man nicht zuvor im Gebet gewesen ist. Ebenso wie er früher aus Liebe zu seinem Meister den Mund über sich selbst etwas zu voll nahm, handelt er nun, auch aus Liebe zu seinem Meister, im Übermut. Als ob sein Meister seine Verteidigung nötig hätte. Markus erwähnt auch nicht die Heilung des Ohres, das Petrus abgeschlagen hat. Es wird nicht erwähnt, weil es in diesem Evangelium nicht um die Macht des Herrn geht, sondern um seine Unterwerfung als Diener. Der Herr spricht Petrus auch nicht auf seine Tat an.

Er spricht wohl die Volksmenge an. In völliger Würde antwortet Er auf das Verbrechen, das man an Ihm begeht. Er spricht ihr Gewissen an. Er hat in Gethsemane in der Gegenwart Gottes im Geist alles durchlebt und ist deswegen in der Gegenwart von Menschen in vollkommener Ruhe und vollkommenem Frieden. Ist Er ein Räuber, dass sie so bewaffnet auf Ihn losgegangen sind, um Ihn gefangen zu nehmen? Was hat Er je geraubt? Er, der anderen nur gegeben und nie etwas von anderen genommen hat.

Er weist darauf hin, dass Er jeden Tag bei ihnen war. Das ist ein großartiger Ausdruck, der darauf hinweist, dass Er ganz nah zu ihnen gekommen war. Und das nicht ab und zu in einer plötzlichen Erscheinung, sondern Er war täglich unter ihnen, wie einer von ihnen. Sie haben Ihn im Tempel reden hören. Immer waren seine Belehrungen eine Wohltat, nie hat Er aufrührerische gesprochen. Er hat die Worte Gottes zu ihnen geredet, und das in Vollmacht.

Dass sie Ihn da nicht gegriffen haben, liegt daran, dass die Zeit der Erfüllung der Schriften noch nicht da war. Diese Zeit ist nun gekommen, und deshalb bekommen sie nun die Gelegenheit. Er wünscht, in allem den Schriften Zeugnis zu geben. Wenn diese seinen Tod ankündigen, muss Er sterben. Als Mensch auf der Erde nimmt Er sie als Vorschrift und Motiv für alles, was Er sagt und tut.

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