Mark 14:61-64

Durch den Hohenpriester verhört

Der Hohepriester steht von seinem Platz auf. Er tritt „in die Mitte“ und macht so einen Teil der Meute der Ankläger aus und ist kein unbefangener Richter. Dieser Scheinprozess gegen den Sohn Gottes entbehrt jeder Ehrlichkeit. Der Hohepriester übernimmt nun selbst das Verhör. Er wundert sich darüber, dass der Herr all den Zeugen, die sich zu Wort gemeldet haben, nichts antwortet. Der Herr verteidigt sich nicht gegen falsche Anschuldigungen.

Er reagiert nicht auf das, was der Hohepriester sagt. Er ist der Leidende und zugleich der Regierende. Er bestimmt, was geschieht und was Er sagt. Dann sagt der Hohepriester etwas, auf das Er doch reagiert. Das betrifft keine falsche Anschuldigung, sondern eine Frage zu seiner Person, ob Er der Messias ist, der Sohn Gottes. Nun, der Messias ist der Sohn Gottes.

Verurteilt

Auf die Frage des Hohenpriesters, ob Er der Christus, der Sohn des Gesegneten, sei, gibt der Herr eine bestätigende Antwort. Er ist es. Doch in seiner Antwort geht Er weit über die Frage des Hohenpriesters hinaus. Er weist auf seine Herrlichkeit als Sohn des Menschen hin. Die Frage des Hohenpriesters hat es mit Psalm 2 zu tun, die Antwort des Herrn mit Psalm 8. Nach Psalm 2 ist Er der Sohn Gottes, und Er ist auch der Sohn des Menschen, der nach Psalm 8 über das ganze Weltall regieren wird. Er ist der Sohn Davids und auch der Herr Davids.

Jetzt ist Er noch als der Verworfene unter ihnen, und sie können mit Ihm machen, was sie wollen. Doch es kommt eine Zeit, wo sie Ihn als den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes sitzen sehen werden und wo Er mit den Wolken des Himmels zurückkommen wird. Das heißt, dass Er nach seiner Verwerfung eine neue Stellung einnehmen wird, so wie sie in Psalm 110 beschrieben ist (Ps 110:1). Anschließend wird Er nach Daniel 7 als der Sohn des Menschen kommen (Dan 7:13; 14).

Die religiösen Führer wissen nur zu gut, dass Er damit sagt, dass Er der Messias ist. Und dieses Zeugnis zur Wahrheit seiner eigenen Person wird die Grundlage seiner Verurteilung. Was Er jetzt gesagt hat, ist für den Hohenpriester der gesuchte Beweis für seine Verurteilung. Er zerreißt seine Kleider – was ganz gegen das Gesetz war (3Mo 21:10) – als Zeichen seiner Entrüstung über diese Anmaßung, während sein Herz jubelt. Alle Zeugen können gehen, denn sie werden nicht mehr gebraucht.

Die größte Verblendung des Menschen und besonders des religiösen Menschen zeigt sich in der Tatsache, dass er Ihn, den Herrn der Herrlichkeit, der Lästerung beschuldigt, als Er die Wahrheit spricht, und Ihn dafür zum Tode verurteilt (1Kor 2:7; 8). Der Herr wird nicht aufgrund eines falschen Zeugnisses von Menschen verurteilt. Sein eigenes Zeugnis, seine Treue im Bezeugen der Wahrheit vor dem ganzen Synedrium, ist die Ursache seiner Verurteilung.

Seine Richter und Ankläger triumphieren, weil es ihnen gelungen ist, einen Grund für seine Verurteilung zu finden. Dem Herrn bleibt nichts an Spott und Erniedrigung erspart (vgl. Hiob 30:10). Nach dem gewaltigen Zeugnis von Mk 14:62 ist das nun sein Teil. Wo hat es das je gegeben, dass während eines Prozesses sowohl Richter als auch Kläger nach einer Verhandlung beginnen, den Verurteilten anzuspucken und zu schlagen (Mich 4:14)?

Der Herr lässt alles mit sich geschehen. Er verteidigt sich kein einziges Mal oder wehrt Schläge ab. Seine Widersacher machen sich über Ihn lustig. Sie wollen, dass Er sie noch einmal amüsiert, indem Er seine Qualitäten als Prophet vorzeigt. Sie verhüllen sein Gesicht, schlagen Ihn und fordern Ihn dann auf, zu sagen, wer Ihn geschlagen hat. All das ist im Buch Gottes aufgezeichnet (Ps 56:9). Der Mensch wird einmal für jedes spöttische Wort und für jede spöttische Handlung vor dem Rechenschaft ablegen müssen, den sie so misshandelt haben.

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