‏ Mark 14:71

Die Verleugnung durch Petrus

Während der Herr verspottet und verächtlich behandelt wird, geschieht im Vorhof etwas, dass Ihn tiefer trifft als alle Schmähung des Synedriums. Petrus ist an einem Ort, wo er nicht sein sollte, und in einer Gesellschaft, wo er nicht hingehört. Das bringt ihn in eine Lage, in der der Satan ihn versuchen kann und in der er an dem bösen Tag nicht zu stehen vermag. Der böse Tag ist der Tag, an dem Satan es besonders auf die Gläubigen abgesehen hat und wo der Gläubige nur standhaft sein kann, wenn er die volle Waffenrüstung Gottes anhat (Eph 6:13). Satan hat in dieser Umgebung einen Überfluss an Dienern. Wen er als Diener gebraucht, ist eine Magd des Hohenpriesters.

Sie sieht, wie Petrus sich wärmt, blickt ihn an und erkennt ihn als jemand, der auch mit diesem Jesus war. Sie nennt Ihn den „Nazarener“. In ihrer Stimme klingt Verachtung durch, die dazugehört, wenn man diesen Namen ausspricht. Das Wort einer Magd reicht aus, um Petrus dazu zu bringen, seinen Herrn zu verleugnen. Er, der nachdrücklich erklärt hatte, sein Leben für Ihn zu geben (Mk 14:31), ist so unfähig, dem Tod ins Auge sehen zu können.

Petrus leugnet, dass es auch nur irgendeine Beziehung zwischen ihm und dem Herrn gibt. Er weiß von nichts. Er versteht nicht, was sie sagt. Er stellt sich noch dümmer an als alle Feinde. Er leugnet, dem Herrn als dem Verachteten anzugehören. Durch seine Verleugnung fügt Petrus dem Herrn einen noch härteten Schlag zu als die Schläge, die Ihn bereits getroffen haben.

Alle vier Evangelisten erwähnen, dass Petrus den Herrn verleugnet hat, weil die Lektion, dass wir uns selbst misstrauen müssen, so überaus wichtig ist. Der Sünder muss zerbrochen werden, doch der Gläubige auch! Der Fall des Petrus vollzieht sich in Etappen:

1. Zuerst rühmt er sich seiner eigenen Kraft (Mk 14:31);

2. dann schläft er, als er hätte wachen und beten sollen (Mk 14:37);

3. anschließend zieht er das Schwert, als er sich hätte fügen sollen (Mk 14:47);

4. danach folgt Er dem Herrn von weitem (Mk 14:54);

5. dann sitzt er bei den Feinden, um sich an ihrem Feuer zu wärmen (Mk 14:54) und

6. schließlich folgt eine dreifache Verleugnung (Mk 14:68; 70; 71).

Nach seiner ersten Verleugnung kräht der Hahn, doch das bringt Petrus nicht zur Besinnung. Er geht weiter auf dem Weg, den er eingeschlagen hat. Er muss gründlich fallen, weil der Herr ihn die Lektion der Selbstverleugnung auf einem anderen Weg nicht lehren kann.

Während die Feinde des Herrn die Ereignisse miteinander besprechen, macht die Magd andere auf Petrus aufmerksam. Die Erklärung des Petrus, dem Herrn nicht anzugehören, hat sie nicht überzeugt. Sie spricht jetzt davon, dass er „einer von ihnen“ sei, also von der Gesellschaft der Jünger, die dem Herrn folgte.

Petrus leugnet das erneut. Er gehört Ihm nicht an, und er gehört auch nicht zu seinen Nachfolgern. Er leugnet jede Beziehung. Dann sagen auch andere, dass er doch dazugehöre, weil er ihrer Meinung nach ebenfalls ein Galiläer sei. Das hören sie an seinem Dialekt. Petrus fühlt sich nun so in die Enge getrieben, dass er in den kräftigsten Ausdrücken über seinen Heiland als über „diesen Menschen“ spricht und schwört, dass er Ihn nicht kenne. Was für ein Kontrast zu seinem früheren Bekenntnis: „Du bist der Christus!“ (Mt 16:16).

Dann kräht der Hahn zum zweiten Mal. Dadurch erwacht das Gewissen von Petrus. Er erinnert sich an das Wort, das der Herr gesagt hat. Das bringt ihn zur Reue, und die Tränen beginnen zu fließen. Das Werk der Reue und Bekehrung hat durch „das Wort, wie Jesus zu ihm gesagt hatte“ angefangen. Das Wort Gottes ist immer das Mittel, wodurch ein Mensch zum Bekenntnis und zur Reue kommt und wodurch er gereinigt wird (Eph 5:26).

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