Mark 15:2-5

Der Herr Jesus wird Pilatus überliefert

Sowohl der Prozess als auch das Gerichtsurteil und die Misshandlung des Angeklagten fanden alle in der Nacht statt. Als die Nacht vorüber ist, das erste Tageslicht sich zeigt und die, die das Verhör geführt haben, im Verspotten des Herrn Jesus auf ihre Kosten gekommen sind, beraten sich die Kläger und Richter. Sie haben nicht das Recht, eine Hinrichtung durchzuführen; und so müssen sie für den offiziellen Prozess mit Ihm zu Pilatus. Sie benötigen die Zustimmung von Pilatus, um Ihn zu töten. Die Hinrichtung wird daher auf die römische Weise stattfinden, nämlich durch Kreuzigung.

Für den Transport zu Pilatus binden sie den Herrn Jesus. Was für eine Torheit, zu meinen, den allmächtigen Gott binden zu können. Doch der allmächtige Gott lässt sich in Christus binden. Was für eine zusätzliche Torheit, die Hände zu binden, die so viel Segen verbreitet haben. Damit sagen sie gleichsam: Du darfst nicht mehr segnen. Der Mensch bestimmt damit sein eigenes Urteil. Er, der Simson die Kraft gab, sich seiner Stricke zu entledigen (Ri 16:12), lässt sich willig binden, wegführen und an Pilatus überliefern.

Als Er vor Pilatus steht, verhört dieser Ihn. Der Hohepriester hatte Ihn gefragt, ob Er der Christus sei. Diese Frage war für ihn als religiösen Führer wichtig. Die Hohenpriester wissen, dass sie Pilatus damit nicht kommen können. Deshalb beschuldigen sie Ihn vor Pilatus, dass Er sich zum König erklärt habe und daher eine Bedrohung für den Kaiser darstelle. Das sieht man an der Frage des Pilatus.

Für ihn als Regierenden ist die Frage wichtig, ob Jesus „der König der Juden“ ist. Er stellt diese Frage, und genau wie auf die Frage des Hohenpriesters antwortet der Herr auch auf diese Frage, weil es eine Frage zu seiner Person ist. Er antwortet nur, wenn es um die Wahrheit geht, und Er antwortet nicht, wenn es um das Unrecht geht, das Ihm angetan wird. Seine Antwort ist nicht: „Ich bin es“, sondern etwas vager: „Du sagst es.“ Damit legt Er seine Antwort auf Gewissen des Pilatus. Markus beschreibt nicht die Auseinandersetzungen der Juden vor Pilatus. Er richtet den Blick ganz auf den ergebenen Diener, der voller Hingabe seinen Dienst ausführt.

Die Hohenpriester tun ihr Äußerstes, Ihn so schlecht wie möglich zu machen, so dass Pilatus Ihn wohl oder übel verurteilen müsste. Wie tief ist der Mensch gesunken, wenn er alles Erdenkliche tut, um so viel belastendes Material wie möglich gegen Den zu sammeln, der Gott im Fleisch offenbart hat und der gekommen ist, um Menschen vom ewigen Gericht zu erretten. Sie lassen sich durch nichts anderes als durch Hass leiten.

Pilatus ist ein völlig gleichgültiger Mensch, der nur an sich und seine Position denkt. Er weiß, was bei den Juden dahintersteckt, dass sie Christus verurteilt sehen möchten; er weiß aber auch und hat es sogar ausgesprochen, dass Er unschuldig ist. Dennoch hat er Ihn schließlich verurteilt. Er sieht einen Gefangenen vor sich, wie er noch nie einen gehabt hat. Hier steht ein Mensch vor ihm, der auf keine einzige Anschuldigung eingeht und nichts zu seiner Verteidigung vorbringt. Er kennt die wüsten Szenen und Schimpfereien zwischen Klägern und Angeklagten, die sich vor ihm abgespielt haben. Dieser Gefangene ist eine große Ausnahme. Die Juden beschuldigen Ihn des Aufruhrs, während Er der vollkommen Ruhige ist.

„Er ... tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf“ (Jes 53:7). Pilatus verwundert sich über diese Haltung. Eine solche Hingabe ist für einen Ungläubigen völlig unbegreiflich und leider auch für viele Gläubige. Für die Gläubigen ist der Herr Jesus darin ein Vorbild, dem sie nachfolgen sollen (1Pet 2:21-23).

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