Mark 15:6-15

Jesus oder Barabbas

Pilatus sucht einen Kompromiss. Er will den Juden einen Gefallen tun und gleichzeitig einen Unschuldigen nicht verurteilen. Indem er diesen Kompromiss sucht, zeigt er seine Ungerechtigkeit und verurteilt sich selbst, denn er hätte den Unschuldigen freilassen müssen, ohne darüber zu verhandeln.

Pilatus hat seiner Meinung nach einen annehmbaren Kandidaten neben Jesus zu stellen. Es ist Barabbas. Markus beschreibt diesen Mann ausführlicher als andere Evangelisten. Barabbas bedeutet „Sohn des Vaters“. Das ist der Herr Jesus auch. Doch was für ein himmelweiter Unterschied! Barabbas hat den Teufel zum Vater. Das hat sich in seinen Taten gezeigt. Er ist ein Aufrührer wie sein „Vater“ und ein Mörder, wie sein „Vater“ es von Anfang an war (Joh 8:44). Gleichzeitig ist er ein Vertreter des Volkes, das auch in Aufruhr gegen Gott ist und kurz davor steht, in diesem Aufruhr den Sohn Gottes zu ermorden. Indem Pilatus Barabbas neben Jesus stellt, lässt er das Volk wählen zwischen einem Mörder, der einem anderen das Leben nimmt, und dem Herrn Jesus, der selbst sein Leben geben wird und anderen Leben gibt.

Dieses Spektakel gefällt der Volksmenge. Sie drängen Pilatus, dass er ihnen tue, wie er ihnen zu tun pflegte. Das sorgte für Kurzweil und Diskussion. Für dieses Spiel sind sie auch jetzt zu haben. In diesem Evangelium geht die Initiative dazu von den Juden aus.

Pilatus versucht, die Wahl des Volkes zu beeinflussen, indem er ihnen vorschlägt, Christus freizulassen, den er den „König der Juden“ nennt. Gott lenkt die Dinge so, dass die Juden wählen müssen zwischen einem Mörder und Ihm, der das Leben gibt, also zwischen einem Aufrührer und dem vollkommenen Knecht Gottes. Auch heute noch geschieht die Wahl zwischen denselben Personen wie damals, und täglich entscheidet man sich für Barabbas.

Pilatus weiß um den Neid der Hohenpriester dem Herrn Jesus gegenüber. Er weiß, dass sie Ihn hassen, weil Er sich ihrer Autorität nicht unterwirft und weil Er großen Einfluss auf das Volk hat. Neid ist eine der schlimmsten und am häufigsten vorkommenden Sünden unter Gläubigen. Er ist der Ursprung aller Sünden. Es ist die erste Sünde in der Schöpfung, sowohl bei den Engeln (der Teufel) als auch bei den Menschen (Adam und Eva).

Die Hohenpriester tun ihr verderbliches Werk und wiegeln die Volksmenge auf, dass sie die Freilassung von Barabbas fordern sollen. In diesem Evangelium sind es vor allem die Priester, in denen der Hass und die Feindschaft gegen Christus zu finden sind. Wir sehen, wie unbeständig die Volksgunst ist, wenn kein Glaube an Christus vorhanden ist. Die Volksmenge hat massiv von Ihm profitiert, als Er segnend unter ihnen war. Da es nun so scheint, dass seine segnende Rolle zu Ende ist und sie nicht mehr von Ihm profitieren können, sind sie offen für die Beeinflussung durch die Hohenpriester. Daher fordern sie die Freilassung des Barabbas. Sie wählen den Tod anstelle des Lebens. Das ist der Zustand des Menschen.

Pilatus versucht es noch einmal, jetzt mit einer anderen Frage. Wenn sie denn Barabbas wählen, was wollen sie dann, dass er mit ihrem König tut? Mit all seiner Diplomatie spielt Pilatus den Feinden des Herrn immer mehr in die Hände. Er denkt, schlau zu sein, er ist aber einfach ein Instrument Satans. Er sucht nur seine eigene Wichtigkeit, während er versucht, Freund aller Parteien zu bleiben. Er ist ein Weichling und bestechlich, jemand, der die Gunst des Volkes mehr liebt als das Recht. Ein Richter, der das Volk fragt, was mit einem Gefangenen geschehen soll, aus Angst vor einem Aufstand und in der Folge Ärger mit seinen Vorgesetzten, ist ein korrupter und charakterloser Richter.

Mit seiner Frage legt Pilatus die Entscheidung in die Hände der Volksmenge. Dadurch hat er keinen Einfluss mehr auf das Volk und auf die Ausübung des Rechts. Mit seiner Frage legt er ihnen die Forderung in den Mund, Ihn zu kreuzigen. Das ist es, was sie wollen, und nichts anderes!

Pilatus macht einen letzten Versuch, das Volk zur Vernunft zu bringen. Er fragt sie, was Er denn für Böses getan habe. Er will einen Grund haben, Ihn zu verurteilen. Die Volksmenge ist allerdings inzwischen außer Rand und Band. Sie wollen Blut sehen, sein Blut. Jeder Versuch, Jesus freizulassen, wird mit einem noch entschiedeneren Schreien nach seinem Tod beantwortet. Die Bosheit und Verdorbenheit des Menschen werden in dem, was hier geschieht, in all ihren schrecklichen Facetten offenbar. An Äußerungen des Hasses und des Verderbens bleibt dem Herrn Jesus nichts erspart. Um Ihn geht es in diesem ganzen Spektakel. Das Verhalten jedes Einzelnen wird bestimmt von dem, wer Er ist. Er stellt jeden Menschen ins Licht (Joh 1:9).

Dann entspricht Pilatus dem Willen des Volkes und lässt ihnen Barabbas frei. Der Mann, der wegen Mordes verurteilt ist, darf frei ausgehen. So befreit der Herr sogar in diesem letzten Ereignis – im Prozess gegen Ihn – andere auf seine Kosten. Nie hat Er sich selbst gerettet, immer befreite, segnete und rettete Er andere auf eigene Kosten.

Alle Äußerungen und jede Handlung des Pilatus zeugen von der Willenlosigkeit dieses Mannes, der der Repräsentant der römischen Autorität ist. Er ist hier nur mit und für sich selbst beschäftigt und kümmert sich nicht um Wahrheit und Recht nach der Norm Gottes. Pilatus überliefert den Herrn, weil ihm das am besten passt. Er geißelt Ihn sogar noch. Auch wenn es tatsächlich durch Soldaten geschieht, so ist er doch verantwortlich, denn er gibt den Auftrag.

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