Mark 2:28

Am Sabbat Ähren pflücken

Die Begebenheit in den Kornfeldern ist eine Illustration des Neuen, das zu bringen der Herr gekommen ist. Es gibt Freiheit, am Sabbat Ähren zu pflücken und zu essen. Der Herr ist dabei. Die Söhne des Hochzeitssaals haben die Freiheit, außerhalb der Grenzen des Gesetzes die Segnungen des Landes zu genießen.

Erneut lassen die Pharisäer sich hören, weil sie wieder etwas sehen, was nicht mit ihren Auffassungen vom Gesetz übereinstimmt. Darauf sind sie auch aus, dem spüren sie nach. Unermüdlich werden sie auf alles hinweisen, was im Gegensatz zu ihren Auffassungen ist, die zum alten Kleid und zu den alten Schläuchen gehören. Sie sprechen den Herrn auf das Verhalten seiner Jünger an.

Es ist klar, dass es kein Gebot gibt, das verbietet, am Sabbat vom Korn des Feldes zu essen, im Gegenteil (3Mo 23:22). Ihre Beanstandung beruht auf einem Gebot, das sie selbst gemacht haben. Gesetzlichkeit macht das Gesetz immer schwerer, als Gott gesagt hat. Sie fügt dem Gesetz Gottes menschliche Auffassungen hinzu, wobei man nur auf äußere Dinge achtet und daraus ein System macht. Das ist eine Gefahr, der der Mensch beständig ausgesetzt ist. Wer sich dessen schuldig macht, zeigt seine völlige Unwissenheit über Gott, der Gnade erweisen möchte.

In seiner Antwort bezieht der Herr sich auf ihre Schriftkenntnis. Die Geschichte, auf die Er hinweist, stammt aus der Zeit, als David, Gottes gesalbter König, noch verworfen und auf der Flucht vor Saul war. David hatte zu der Zeit Mangel und auch die, die bei ihm waren. Das ist genau das, was die Pharisäer nun in dem wahren David mit seinen Jüngern vor sich sehen. Auch sie leiden Hunger.

Die Pharisäer haben die Geschichte natürlich schon viele Male gelesen, sie haben sie jedoch noch nie richtig gelesen und daher auch nicht wirklich begriffen. Sie haben nie ihre wahre Bedeutung erkannt. Die wahre Bedeutung steht in der Person Christi vor ihnen, doch sie sind blind dafür, weil sie sich wie Saul verhalten.

Sollte es Gottes Absicht gewesen sein, durch seine Vorschriften seinen gesalbten König und die, die bei ihm waren, verhungern zu lassen? Dazu hat Gott seine Vorschriften nicht gegeben. Wenn Menschen sie eingehalten hätten, wäre diese Situation nie entstanden. Da sein gesalbter König nun verfolgt wurde, hatte ein äußeres Festhalten an Vorschriften für Ihn nicht den geringsten Wert.

Die Schaubrote, die das Volk Gottes in ihrer Einheit vor seinem Angesicht versinnbildlichen (3Mo 24:5-9), hatten diesen Wert für Ihn verloren, weil das Volk sich von Ihm abgewandt hatte. Diese Schaubrote hatten für Gott keine symbolische Bedeutung mehr. Wegen der Verwerfung seines gesalbten Königs beschränkte Gott das Essen der Schaubrote nicht mehr auf die Priester, sondern David und seine Männer durften es essen. Er war von Gott zu einem Dienst berufen, jedoch auf der Flucht. Er war heilig, und seine Männer waren es auch, deshalb konnten sie von diesem heiligen Brot essen (1Sam 21:1-6).

Auf dieselbe Weise muss der Sabbat betrachtet werden. Er war nicht als Mittel bestimmt, um das Leiden armer Menschen zu vergrößern. Er war als Segen beabsichtigt. Der Sabbat war nicht ein Tag, der über den Menschen herrschen sollte, sondern der zu seinem Wohl und zur Ruhe dienen sollte, damit er an diesem Tag seine Gedanken auf etwas richtete, was höher war als das Werk seiner Hände. Die Pharisäer hatten aus dem Sabbat ein Joch gemacht, wohingegen Gott ihn als Segen beabsichtigt hatte. Unter dem Gesetz sind an die Sabbatfeier Vorschriften gebunden. Doch der Herr bringt den Sabbat zu seiner ursprünglichen, wahren Bedeutung zurück.

Der Sabbat gründet sich auf zwei göttliche Wahrheiten: die Schöpfung und das Gesetz. Beide sind von großer Bedeutung für den Menschen und für Israel. Der Christ gehört jedoch zu keiner von beiden. Er ist nicht mit der alten Schöpfung verbunden, denn er ist eine neue Schöpfung, und er ist nicht mit dem irdischen Israel verbunden, sondern mit der himmlischen Gemeinde. Für die Christen ist daher der erste Tag der Woche der Gedenktag, denn an diesem Tag ist Christus aus dem Grab auferstanden und öffnete damit für den Christen die neue Welt mit ganz neuen Dingen.

Die Pharisäer, die die Bedeutung des Sabbats verfälscht hatten, lässt der Herr wissen, dass Er „Herr auch des Sabbats“ ist und nicht sie. Die Person Christi steht über allen Vorschriften. Der Name „Sohn des Menschen“ zeigt die Herrlichkeit seiner Person als der verworfene, leidende Mensch. Als solcher, und nicht nur als Gott, ist Er über den Sabbat erhaben: Er ist Herr des Sabbats. Das wird sichtbar werden, wenn der große Sabbat für die Schöpfung anbricht, wenn Er seine Herrschaft antritt, was bei der Einführung des tausendjährigen Friedensreiches der Fall sein wird. Dann wird sein Volk, alle, die Ihm angehören, daran teilhaben.

Die Frage ist, ob Gott in Gnade handeln und in Souveränität inmitten seines Volkes segnen kann. Muss Er sich der Autorität von Menschen unterwerfen, die sich seiner Güte widersetzen und in falscher Weise auf seinen Anordnungen bestehen? Oder kann Er in seiner eigenen Macht und Liebe als der, der über alles erhaben ist, Gutes tun? Sollte Gott sich von dem Menschen im Werk seiner Güte beschränken lassen, was in Wahrheit der neue Wein ist, den der Herr Jesus den Menschen bringt?

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