Mark 5:35-43

Das Töchterchen des Jairus wird geheilt

Das Intermezzo mit der blutflüssigen Frau wird manchmal „ein Wunder in einem Wunder“ genannt. Es ist ja ein Wunder, das der Herr tut, während Er zu jemand anders unterwegs ist, der sich wegen einer anderen Not an Ihn gewandt hat. Nach dem Wunder der Heilung der Frau ist da noch das Töchterchen von Jairus, zu dem der Herr unterwegs ist. Während Er aufgehalten wurde, ist das Töchterchen gestorben. Jetzt scheint die Sache vollends hoffnungslos zu sein.

Die Gesandten meinen, dass es mehr nötig sei, Ihn zu belästigen. Man könne hier sowieso nichts mehr ändern. Mit dieser Art von Nachrichten kommt Satan immer. Er will den Unglauben gern mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit nähren. Doch jede Verzögerung gibt Ihm Gelegenheit, seine Herrlichkeit zu offenbaren (vgl. Joh 11:4-6; 14; 15). Wir sind Ihm mit unserer Not nie lästig, die für uns unlösbar ist. Er will gerade in solchen Nöten gern helfen. Es ist ein Werk, das Er gern tut.

Er schenkt der Bemerkung der Gesandten kein Gehör. Er hört bewusst nicht darauf. Solche Bemerkungen zeugen von Unglauben. Stattdessen hat Er ein Wort der Ermutigung für den Synagogenvorsteher: „Fürchte dich nicht; glaube nur.“ Dieses Wort ist schon für unzählige Gläubige während der Jahrhunderte eine gewaltige Ermutigung gewesen.

Wenn Er von der Not hört, gibt es zunächst eine Ermutigung. Das sehen wir auch in den beiden anderen Fällen, wo Er Tote auferweckt hat. Auch dort hat Er ein Wort des Trostes für die Angehörigen (Lk 7:13; Joh 11:23). Das zeigt, dass die Offenbarung seiner Kraft immer mit der Offenbarung seiner Liebe und Zuneigung verbunden ist.

Der Herr geht mit zum Haus des Jairus, gestattet aber niemandem, Ihm zu folgen, als dreien seiner Jünger. Ihnen ist es vergönnt, dabei zu sein, wenn Er das Mädchen auferweckt. Sie werden Zeugen dieses Wunders, weil Er dies im Blick auf ihren weiteren Dienst für Ihn für nötig erachtet. So hat Er für jeden der Seinen besondere Ereignisse, wodurch sie für den Dienst für Ihn zubereitet oder im Dienst für Ihn ermutigt werden, an denen andere kein Teil haben. Das hat nichts damit zu tun, dass die anderen geringer wären, sondern weil Er für sie wieder andere Zubereitungen oder Ermutigungen hat, die besonders für sie sind.

Als Er mit seinen Jüngern das Haus des Synagogenvorstehers betritt, nimmt Er wahr, wie Menschen sich mit Gefühlen der Trauer äußern. Er sieht den Lärm und hört das laute Weinen und Gejammer. Das bleibt dem Menschen übrig, wenn der Tod eingetreten ist. Der Tod macht allen Illusionen ein Ende und schlägt ein schmerzhaftes Loch in das Leben der direkten Umgebung.

Der Herr betritt den Schauplatz der Trauer und weist die, die lärmen und weinen, zurecht. In seiner Gegenwart können derartige Äußerungen verschwinden. Dürfen wir beim Tod eines Geliebten denn nicht traurig sein und weinen? Doch sicher, der Herr Jesus hat selbst am Grab seines geliebten Freundes Lazarus auch geweint (Joh 11:35). Hier geht es aber um Menschen, die beim Tod nicht aus noch ein wissen und nicht mit Ihm rechnen. Sie meinen, dass man nichts mehr machen kann, obwohl Er da ist. Für Ihn ist der Tod ein Schlaf, aus dem Er jemanden aufwecken kann.

Als sie seine Worte hören, schlägt ihre Traurigkeit direkt in Spott um. Er treibt sie alle hinaus. Menschen mit einer solchen Mentalität können nicht beim Wunder der Auferstehung des Mädchens anwesend sein. Er erlaubt nur dem Vater und der Mutter und den seinen Jüngern, mit Ihm in den Raum zu gehen, wo das Mädchen liegt.

Ohne weitere vorbereitende Handlungen ergreift Er die Hand des Kindes und spricht Worte des Lebens. Sein Wort ist Kraft. So, wie Er durch sein Wort Himmel und Erde erschuf (1Mo 1:1; Heb 11:3), so spricht Er hier sein Wort mit Autorität, wodurch das Leben zurückkehrt. Auch bei der Auferweckung des Jünglings in Nain und bei der Auferweckung des Lazarus ertönt der Befehl, aus den Toten zu kommen. Dieser Befehl wird auch ertönen, wenn Er kommt, um die Gläubigen zu sich zu nehmen (1Thes 4:16).

Die Worte „Talitha kumi“ sind die nicht übersetzten aramäischen Wörter, die der Herr bei dieser Gelegenheit wörtlich sprach. Das gesamte Neue Testament ist durch den Heiligen Geist in griechischer Sprache inspiriert. Deshalb ist es etwas Besonderes, dass Er Markus hier die aramäischen Worte wiedergeben lässt, übrigens mit der entsprechenden Übersetzung.

Noch auffallender ist es, dass wir noch dreimal eine aramäische Aussage vom Herrn hören, die auch nur Markus wiedergibt: „Ephata!“ (Mk 7:34), „Abba“ (Mk 14:36) und „Eloi, Eloi, lama sabachtani?“ (Mk 15:34), jedes Mal mit der entsprechenden Übersetzung. Es sind Aussagen, die auf den Verfasser einen besonderen Eindruck gemacht haben müssen. Markus gehörte nicht zum Kreis der zwölf Apostel, allerdings gibt es mögliche Hinweise, dass er sein Evangelium aus dem Mund des Petrus aufgezeichnet hat. Am Schluss des ersten Briefes von Petrus zeigt sich, dass es ein enges Band zwischen Markus und Petrus gab. Petrus nennt ihn „Markus, mein Sohn“ (1Pet 5:13).

Das Ergebnis lässt nicht auf sich warten. Die Macht des Todes weicht und lässt die gehen, die er zu seiner Beute gemacht hatte. In der Gegenwart des lebendigen Gottes kann der Tod nicht bestehen. Das Mädchen, das genau so viele Jahre zählt, wie die blutflüssige Frau an ihrem Übel gelitten hat (Mk 5:25), steht auf und geht umher. Sie ist in der Lage, zu gehen und zur Ehre Gottes zu leben.

Der Herr möchte nicht, dass dieses Wunder weit und breit bekanntgemacht wird. Er ist nicht auf Ehre für sich selbst aus und will durch seine Wunder keine Aufmerksamkeit erregen. Er ist aber voll Sorge für das Mädchen und will, dass sie zu essen bekommt. So regelt Er die Nachsorge, die Er durch andere verrichten lässt.

Jemand, der neues Leben bekommen hat, muss danach gute geistliche Nahrung bekommen, um zur Ehre Gottes leben und Ihm dienen zu können. Auch bei den beiden anderen Auferweckungen gibt es eine entsprechende Wirkung. Der Jüngling fängt an zu reden (Lk 7:15), was auf das Zeugnis hinweist, und Lazarus beginnt einen Wandel in Neuheit des Lebens, der zur Anbetung führt (Joh 11:44; Joh 12:2).

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