Mark 7:4

Die Überlieferung der Ältesten

In diesem Kapitel sehen wir, wie der Herr gegen die religiösen Führer auftritt und sein Urteil über sie fällt. Sie wagen es in ihrem Selbstvertrauen und Stolz, den Jüngern und damit auch Ihm einen Makel anzuheften. Das Werk der Gnade weckt den Widerstand des religiösen Menschen, weil dieser von seiner eigenen Wichtigkeit eingenommen ist. Die Jünger erhalten Unterricht, wie sie Personen zu sehen haben, die nur in äußerer Hinsicht religiös sind. Der Herr will ihnen den wahren Charakter dieser Menschen zeigen.

Wenn Menschen sich zu Ihm versammeln, hat das immer einen Grund und eine Folge. Sie kommen zu Ihm, weil sie Ihn in ihrer Not brauchen, oder sie kommen zu Ihm, um Ihn anklagen zu können. Die Folge ist immer, dass Er seine Herrlichkeit offenbart, sei es in Gnade oder sei es im Gericht.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten, die hier zu Ihm kommen, besitzen, was die Erde betrifft, die höchste Autorität. Sie kommen aus der heiligen Stadt Jerusalem, der Stadt des alten Gottesdienstes. Sowohl ihre Position als religiöse Führer als auch der Ort, woher sie kommen, das religiöse Zentrum Jerusalem, verschaffen Ihnen Ansehen. Sie sind sozusagen mit dem Gesetz Gottes geschmückt und mit der Autorität, die ihnen das verleiht.

Diese Menschen nehmen wahr, dass einige der Jünger des Herrn auf eine Weise Brot essen, die nicht der durch sie vorgeschriebenen Art und Weise entspricht. Das hat nichts mit innerem geistlichen Leben oder mit der Beziehung des Menschen zu Gott zu tun. Sie beurteilen andere nur nach der äußeren Form, einer Form, die sie selbst festgelegt haben. In den Formen, die Menschen festlegen, gibt es keinen Raum für Gnade. Dazu kommt – und vielleicht ist das vor allem die Belehrung –, dass durch das Halten der Überlieferungen die wirkliche Verunreinigung des Herzens verschleiert wird und verborgen bleibt.

Gott hat alle öffentlichen und persönlichen Verpflichtungen im Familienkreis, in der Gesellschaft, im Gottesdienst und in der Politik geregelt, doch sie haben noch viel mehr Gebote dazu erlassen. Dadurch werden die Gebote Gottes nicht mehr erfüllt, denn sie stellen das Volk unter die Autorität der Überlieferungen der Ältesten, das sind ihre eigenen Traditionen.

Traditionen führen dazu, dass der Mensch wichtig gemacht wird. Wenn Traditionen zu Gewohnheiten werden, ohne dass sie anhand der Schrift geprüft werden, können Traditionen sich gegen die Schrift wenden. Sobald wir etwas nur tun, weil unsere Väter das auch immer so gemacht haben, droht die Gefahr, dass die Schrift durch die Traditionen ersetzt wird. Wir müssen wissen, was wir tun und warum wir es tun. Die Grundlage dafür muss die Heilige Schrift sein, nicht die Traditionen. Der Herr Jesus tritt scharf dagegen auf, dass die Schrift durch die Tradition ersetzt wird.

Das öffentliche Leben spielt sich auf dem Markt ab. Die Pharisäer und die Juden nahmen zwar daran teil, meinten jedoch, dass sie dadurch verunreinigt würden. Von dieser Verunreinigung mussten sie sich erst reinigen, indem sie sich gründlich die Hände wuschen. Sie meinten, dass sie sich durch eine derartige äußere Reinigung von ihren sündigen Handelspraktiken auf den Märkten reinigten.

Möglicherweise hatten auf den Liegepolstern, die sie auf dem Markt gekauft hatten, die Kranken gelegen, die dorthin gebracht wurden (Mk 6:56)! Daher mussten die Liegepolster erst gereinigt werden, bevor sie sich selbst darauflegen konnten. Sie reinigten auch Becher und Krüge, denn die waren ja vielleicht von Fremden berührt worden. Um die Reinigung dieser Dinge sorgten sie sich, nicht jedoch um die Reinigung ihrer Herzen.

Das Handeln der Jünger war nach ihrer Auffassung falsch, weil es im Widerspruch zu ihren Überlieferungen stand. Sicherlich werden sie ihre Überlieferungen dem Wort Gottes entlehnt haben. Darin ist die Rede von Waschungen, z. B. der Opfer und beim Ausüben des Priesterdienstes. Ist es dann nicht eine berechtigte Schlussfolgerung, dieses Gebot dem ganzen Volk aufzuerlegen, und zwar für das tägliche Leben? Doch das ist eine Hinzufügung zu dem, was Gott gesagt hat! Es ist dem Menschen eigen, wenn Gott etwas nicht ausdrücklich gesagt hat, aus einer nicht festgelegten Möglichkeit gleich ein Gesetz zu machen und es anderen aufzuerlegen. Tradition stammt vom Menschen, nicht von Gott.

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