Mark 9:14-29

Die Unfähigkeit der Jünger

Der Herr und seine drei Jünger kommen unten am Berg sofort wieder mit der Macht Satans in Berührung, die sich in den tatsächlichen irdischen Umständen zeigt. Unten am Berg angekommen, sehen sie dort die zurückgebliebenen Jünger, umgeben von einer großen Volksmenge. Darunter sind Schriftgelehrte, die mit den Jüngern ein Streitgespräch führen.

Als die ganze Volksmenge Ihn sieht, ist sie von seiner Erscheinung beeindruckt. Möglicherweise ist der Glanz der Herrlichkeit auf dem Berg noch an Ihm sichtbar. Sie wenden sich von der diskutierenden Gruppe ab, und laufen herzu und begrüßen Ihn. Sie empfinden, dass Er der Herr der Situation ist.

Der Herr fragt nach dem Inhalt des Wortstreits. Die Antwort kommt aus der Volksmenge, von jemand, der seinen Sohn zu Ihm gebracht hat, weil dieser einen stummen Geist hat. In seiner Not ist der Mann zu Ihm gekommen, damit Er ihn heile (Mal 3:23; 24). Dieser Mann und sein Sohn sind der klare Beweis dafür, wie nötig das Kommen des Elia ist, um eine Beziehung wiederherzustellen, damit sie der Beziehung des Sohnes Gottes zu seinem Vater gleicht, wie sie in der vorhergehenden Szene auf dem Berg sichtbar geworden ist. Zwischen ihnen ist eine vollkommene Gemeinschaft, die hier ebenso vollständig fehlt.

Die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist – vielleicht abgesehen von der Beziehung in der Ehe – die schönste Beziehung, die es gibt. Alle irdischen Beziehungen sind durch die Macht Satans zerstört worden. Nur der Herr Jesus kann sie wiederherstellen. Dazu will Er Menschen wie Elia gebrauchen, Diener, die das Wort Gottes mit Vollmacht reden können.

Der Vater beschreibt dem Herrn den Ernst der Lage, in der der Junge sich befindet. Er war zu den Jüngern gekommen und hatte ihnen gesagt, sie möchten den stummen Geist austreiben. In Mk 9:17 sagte der Mann noch, dass er seinen Sohn zum Herrn gebracht habe, und nun sagt er, er habe den Jüngern gesagt, sie möchten den Geist austreiben. Für den Mann waren die Jünger als seine Nachfolger und seine Schüler ebenfalls dazu in der Lage. Sie waren es jedoch nicht, obwohl Er ihnen doch früher die Macht dazu gegeben hatte (Mk 6:7) und sie schon viele Dämonen ausgetrieben hatten. Hier können sie es nicht, denn es fehlt ihnen an Glauben. Wenn kein Glaubensvertrauen da ist, ist keine Kraft vorhanden.

Der Herr nimmt es ihnen übel, dass sie den Jungen nicht heilen konnten. Er nennt sie sogar „ungläubiges Geschlecht“, weil sie in diesem Fall dieselben Kennzeichen zeigen, wie das ganze Geschlecht Israels. Anschließend stellt Er zwei Fragen, auf die Er keine Antwort erwartet. Es sind sozusagen Seufzer seines Herzens wegen ihres Unglaubens. Wir kennen die Antwort auf beide Fragen: Er ist bis zu seiner Himmelfahrt bei ihnen geblieben und Er hat sie bis zum Jahr 70 ertragen, dem Jahr, in dem die Römer Jerusalem und den Tempel verwüstet haben.

Er lässt den flehenden Vater jedoch nicht ohne Antwort auf sein Flehen. Er gebietet ihm, seinen Sohn zu Ihm zu bringen. Das ist immer der große Trost für jeden, der mit einer Not herumgeht. Der Herr sagt: „Bringt ihn zu mir!“ Das dürfen wir im Gebet tun.

Sein Auftrag, den Jungen zu Ihm zu bringen, wird ausgeführt. Der Dämon weiß, als er Ihn sieht, dass er sofort ausgetrieben werden wird. Darum tut der böse Geist sein Äußerstes, den Jungen noch so viel wie möglich zu schädigen, bevor er ihn verlassen muss.

Der Vater des besessenen Jungen

Bevor der Herr zum Handeln übergeht, fragt er den Vater, wie lange seinem Sohn dies schon geschieht. Er will, dass der Vater darüber nachdenkt, wann dieses Verhalten seines Sohnes angefangen hat. Wir müssen die Ursache einer Not erforschen und ihre Wurzel aufdecken.

Der Vater weiß, dass sein Sohn schon von seiner Jugend an von einem Dämon geplagt wird. Erst jetzt kommt er damit zum Herrn. Die ganze Zeit wird er versucht haben, seinen Sohn zu einem disziplinierten Verhalten zu bewegen, jedoch ohne Ergebnis. Eltern, die ihre Kinder nicht mehr führen können, können zum Herrn gehen. Wichtig ist allerdings, darüber nachzudenken, ob die Ursache ihrer Handlungsunfähigkeit in der Art und Weise liegt, wie sie mit ihren Kindern in der Jugend umgegangen sind. Sie werden sich fragen müssen, was sie im Hause zugelassen haben, möglicherweise arglos, was aber ihre Kinder zur Beute des Bösen gemacht hat.

Der Vater sagt, was der Junge alles mitgemacht hat und was er mit ihm erlebt hat. Auch der Überrest wird einmal ins Feuer der Prüfung und ins Wasser der Not geworfen werden, doch der Herr Jesus wird sie daraus befreien (Jes 43:2). Der Vater ist mit seinem Latein am Ende und fleht den Herrn an, ob Er etwas für den Jungen tun kann. Er beruft sich eindringlich auf sein Erbarmen, ihm und seinem Sohn zu helfen.

Der Herr Jesus geht auf die Worte des Vaters „wenn du etwas kannst“ ein. Damit begrenzt der Vater die Möglichkeiten, über die der Herr verfügt. Er ist nicht völlig davon überzeugt, dass der Herr in der Lage ist, den Geist auszutreiben. Deshalb sagt Er etwas entrüstet: „Was, ,wenn du kannst‘!? Natürlich kann ich das, daran brauchst du nicht zu zweifeln.“ Das Problem liegt beim Vater. Wenn er nur glauben kann, dass Er es kann, dann ist es möglich, dass Er seinen Sohn heilt. Der Herr sagt gleichsam: „Das ,wenn‘ liegt nicht an mir, sondern an dir. Es geht nicht darum, ob ich es tun kann, sondern ob du glauben kannst.“ Veränderungen in unserer Familie und in der örtlichen Gemeinde als Familie Gottes hängen von unserem Glauben ab.

Dann spricht der Vater die Worte, die schon zahllose Gläubige ausgesprochen haben, womit sie ihren Wunsch, zu glauben, ausgedrückt haben, und auch die Schwierigkeit, es wirklich zu tun. Viele Gläubige haben sich vor große Problemen gestellt gesehen. Sie haben die großen Probleme zum Herrn gebracht in dem Glauben, dass Er mächtig ist, die Probleme zu lösen. Zugleich war im Hintergrund immer noch der Zweifel an der Größe ihres Glaubens. Dann darf jenes Wort im Vertrauen gesprochen werden und der Herr um Hilfe gebeten werden, glauben zu können.

Der Herr heilt den mondsüchtigen Jungen

Wie schwach der Glaube sich auch äußert, er bekommt immer eine Antwort. Als der Herr sieht, dass die Volksmenge zusammenläuft, weiß Er, dass es Zeit ist zu handeln. Er sucht mit der Befreiung des gebundenen Jungen nicht die Bewunderung der Menge. Energisch befreit Er ihn endgültig von dem unreinen Geist.

Der Geist gehorcht dem Befehl des Herrn und verlässt den Jungen, aber bis zuletzt quält er ihn. Wie schwer der Dämon dem Jungen Schaden zugefügt hat, sehen wir, als er wie tot erscheint. Die Umstehenden denken, er sei gestorben. So scheint der Herr der Verlierer zu sein, doch Er ist der Sieger. Das beweist Er einen Augenblick später.

Der Geist kann seine Beute nicht länger festhalten. Der Herr ergreift mit seiner mächtigen Hand die Hand des Jungen und richtet ihn auf. Durch seine Kraft steht er auf. Der Herr befreit und gibt Kraft, zu stehen und zu gehen. Er gibt den Sohn seinem Vater gleichsam aus den Toten zurück. So erweckt Er auch unsere toten Kinder zum Leben.

Die Ursache des Versagens

Nachdem der Herr in ein Haus eingetreten ist, wohin die Volksmengen Ihm nicht folgen können und Er und seine Jünger wieder unter sich sind, kommen sie mit der Frage, warum sie den bösen Geist nicht austreiben konnten. Es ist immer gut, den Herrn zu fragen, warum uns bestimmte Dinge nicht gelingen. Immer wieder finden wir in diesem Evangelium, dass das Haus der Bereich ist, wo der Herr seinen Jüngern vertrauliche Mitteilungen gibt oder wo sie Ihm Fragen stellen. Im Haus hört die Volksmenge nicht mit zu.

Gebet ist der Ausdruck eigener Ohnmacht und zugleich des Bewusstseins, dass wir für Segen vom Herrn Jesus abhängig sind. Darüber hinaus ist auch Fasten nötig. Fasten ist der – für eine Zeit und im Blick auf eine bestimmte Not – bewusst geübte Verzicht auf Dinge, die an sich erlaubt sind. Wenn man die große Not erkennt, stellt man die Bedürfnisse des Körpers für eine Zeit zurück, damit man sich ganz auf die Not konzentrieren und sie in die Gegenwart Gottes bringen kann.

Im Gebet anerkennen wir unsere völlige Kraftlosigkeit und dass wir vollständig von Gott abhängig sind. Die Welt ist voll von angenehmen und guten Dingen, die wir gebrauchen dürfen. Fasten ist der bewusste Verzicht auf Dinge, die an sich nicht verkehrt sind, damit Herz und Zeit dem Herrn in einer bestimmten Sache ganz hingegeben werden können. Geistliche Kraft verschwindet völlig, wenn das Leben durch die irdischen Dinge in Beschlag genommen wird. Das Reich Gottes verdrängt das Reich Satans nur durch Glauben, Gebet und Fasten.

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