Matthew 13:1-9

Aus dem Haus, an den See

Dies ist die Einleitung zu einem Kapitel voller Belehrungen über die Veränderung, die infolge der Verwerfung des Herrn eintreten wird.

Die ersten Worte „an jenem Tag“ beziehen sich auf den Höhepunkt des Hasses der religiösen Führer, die an diesem Tag den Herrn so schrecklich beschuldigten, wie wir es im vorigen Kapitel gesehen haben. An diesem Tag verändert der Herr seine Umgebung: Er verlässt das Haus und setzt sich an den See. Das Haus symbolisiert Israel, das im Alten Testament oft „Haus Israel“ genannt wird (Jer 31:27; 31; 33). Der See stellt uns die Völker vor, die häufig mit einem See verglichen werden (Jes 17:12; Off 17:15). So zeigt der Umgebungswechsel, dass der Herr sich nach seiner Verwerfung seitens des Volkes Israel nun den Völkern zuwendet.

Seine Verwerfung bewirkt in diesem Kapitel noch eine weitere Veränderung. Der Herr beginnt jetzt nämlich, in seiner Unterweisung eine neue Methode zu verwenden: Er redet in Gleichnissen. Aufgrund seiner Verwerfung wird Er künftig nicht mehr auf der Erde anwesend sein. Das Reich konnte nicht in der Weise aufgerichtet werden, wie die Propheten es angekündigt haben, weil der Herr jetzt in den Himmel zurückkehrt. Infolgedessen muss das Reich der Himmel einen völlig neuen Charakter annehmen, über den die Propheten des Alten Testamentes nicht schreiben konnten. Dieses Neue besteht darin, dass das Reich nicht mehr öffentlich auf der Erde errichtet werden kann, sondern nun in einer verborgenen Weise besteht. Diesen neuen Charakter des Reiches, der im Alten Testament unbekannt war, stellt der Herr nun in sieben Gleichnissen vor. Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit. In diesen sieben Gleichnissen gibt der Herr ein vollständiges Bild des Reichs in seiner verborgenen Form. Dabei bilden die ersten vier Gleichnisse eine Einheit, ebenso die letzten drei. Die ersten vier beschreiben die äußere Gestalt des Reiches: Es ist zu einem riesigen System geworden, in dem Gutes und Böses nebeneinander existieren. Die letzten drei beschreiben das Innere des Reiches: Es befinden sich viele wertvolle Seelen darin.

Der Herr spricht hier vom See aus zu den Volksmengen, die am Ufer stehen. Dadurch kommt ein gewisser Abstand zwischen Ihm und dem Volk zum Ausdruck. Das hat eine symbolische Bedeutung für sein jetziges Verhältnis zu seinem irdischen Volk, da Er nun, nach seiner Verwerfung, seinen Platz im Himmel eingenommen hat. Vom Himmel aus lässt der Herr das Evangelium allen Völkern verkündigen, ohne dabei sein eigenes Volk zu vergessen. In den Anfangstagen des Christentums sehen wir, dass immer zuerst die Juden, danach erst die Griechen das Evangelium zu hören bekommen (siehe den Dienst von Paulus in der Apostelgeschichte). Seine Verbindung mit Israel ist zwar unterbrochen, aber Er richtet doch weiter seine Appelle an sie.

Das Gleichnis vom Sämann

Da Er nun verworfen ist, ändert sich nicht nur seine Unterweisung, sondern auch sein Dienst. Er war gekommen, um von seinem Weinberg Israel Frucht zu suchen (Jes 5:1-7). Wegen der Untreue des Volkes war aber keine Frucht zu sehen. Jetzt, nach seiner Verwerfung, sucht Er nicht mehr nach Frucht, sondern Er bringt sie hervor. Das kommt in dem ersten Gleichnis zum Ausdruck. Dieses erste Gleichnis ist der Ausgangspunkt für alle weiteren Gleichnisse. Er bringt darin zum Ausdruck, dass die Errichtung des Reichs das Resultat der Aussaat des Wortes vom Reich ist, nicht mehr des Gehorsams gegenüber dem von Mose gegebenen Gesetz.

Der vom Sämann ausgestreute Same fällt auf verschiedene Böden.

1. Der erste Boden ist eigentlich gar kein Acker, sondern ein öffentlicher Weg, der entlang des Ackers verläuft. Dort kann der Same keine Wurzeln bilden und fällt den Vögeln zur Beute. Diese Saat verschwindet also völlig.

2. Ein anderer Teil der Saat fällt auf steinigen Boden. Dort bilden sich zwar Wurzeln, aber wegen der vielen Steine ist kaum Erde da, so dass die Saat nicht gut aufgehen kann. Sie schießt zu schnell hoch und hat keine Gelegenheit, tiefe Wurzeln zu bilden. Wenn die Sonne aufgeht, verbrennt die Saat, so dass auch hiervon nichts übrig bleibt.

3. Der dritte Boden ist eigentlich wohl gut, aber es sind auch viele Wildpflanzen da, die den guten Samen verdrängen. Dornen überwuchern und ersticken ihn. Auch hier kommt keine Frucht hervor.

4. Es gibt aber auch Saat, die in gute Erde fällt, wo sie unbehelligt wachsen und Frucht ausbilden kann. Dabei trägt manches hundertfach, anderes wird im Wachstum mehr oder weniger eingeschränkt und bringt nur sechzigfache oder sogar nur dreißigfache Ernte.

Der Herr schließt dieses Gleichnis mit den bekannten Worten „Wer Ohren hat, zu hören, der höre!“ Das ist ein Appell an die Verantwortung der Zuhörer, das Gehörte auch in die Tat umzusetzen.

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