Matthew 14:13-21

Der Herr sucht die Einsamkeit

Als der Herr hört, was Johannes widerfahren ist, sucht Er die Einsamkeit und Ruhe. Wir sehen hier, wie wahrhaftig Er Mensch geworden ist. Als der ewige Gott weiß Er natürlich genau, was geschehen ist und hätte Er es auch verhindern können. Als wahrhaftiger Mensch aber übergibt Er alles seinem Gott.

So sucht Er also einen wüsten Ort in der Einsamkeit auf, um wegen dieses Geschehens mit seinem Gott allein zu sein. Obwohl Er über Johannes hoch erhaben war, hatte Er doch mit ihm zusammen inmitten des Volkes Israel ein Zeugnis für Gott abgelegt. In seinem Herzen fühlte Er sich mit Johannes verbunden. So zieht Er sich jetzt zurück – nicht nach Jerusalem, sondern an einen wüsten Ort.

Lange kann der Herr mit seinem Schmerz allerdings nicht allein sein, denn auch dort laufen die Menschen Ihm nach. Und als Er sie sieht, ist Er gleich wieder von Erbarmen über sie bewegt. Die Gleichgültigkeit in Nazareth und die Bosheit des Herodes haben Ihn nicht verändert. Sein Herz ist voll unwandelbaren Mitleids mit Menschen in Not, um ihnen Gutes zu tun. Er kann nicht anders als gemäß seiner vollkommen guten Natur zu handeln. Deshalb versorgt Er sein Volk in der nun folgenden Geschichte mit Brot.

Speisung der Fünftausend

Der Abend bricht an, während die Menschen in großen Scharen bei Ihm Erleichterung von ihren Beschwerden suchen, an denen sie leiden. Die Jünger, ganz praktisch orientiert, kommen zum Herrn mit dem Hinweis, Er möge die Scharen doch wegschicken, damit sie noch rechtzeitig in den Geschäften etwas zu essen kaufen können. Praktisch zu denken ist aber nicht immer ein gutes Denken. In diesem Fall bedeutet ihr Vorschlag, dass der Herr aufhören soll, Gutes zu tun. Damit zeigen sie, dass sie das Erbarmen des Herrn nicht teilen. Sie kennen Ihn immer noch nicht gut genug. Deshalb sind sie auch blind für die Macht seiner Gnade, die auch für tägliche Bedürfnisse sorgt. So hat der Herr nun eine Lektion für seine Jünger, die Ihm folgen und von ihrem Meister lernen sollen, damit sie so werden wie Er.

Der Herr tritt für die Volksmengen ein. Sie brauchen von Ihm, der die Quelle alles Guten ist, nicht wegzugehen. Die Bitte, die Mengen wegzuschicken, kehrt Er um, indem Er seinen Jüngern den Auftrag gibt, sie mit Essen zu versorgen. Er will sie zu Instrumenten machen, durch die Er die Mengen segnet. Er will ihre Hände mit Brot füllen, das sie an das Volk austeilen dürfen. So will Er durch ihre Mithilfe seine Macht in Gnade den Volksmengen zu Gute kommen lassen.

Das gilt auch heute, denn der Grundsatz des Glaubens ist zu allen Zeiten derselbe. Der Herr will auch uns zeigen, dass der Glaube an seine Macht uns zu Instrumenten des Segens für andere werden lässt. Die Jünger wollten die Volksmengen wegschicken, weil sie nicht wussten, wie sie die Macht Christi zum Einsatz bringen konnten. Das wissen auch wir oft nicht, aber der Herr will uns dazu anleiten.

Dann sagt der Herr ihnen, sie sollten ihnen zu essen geben. Er leitet sie an, anderen Nahrung zu geben. Als sie diesen Auftrag bekommen, wird erst die völlige Ohnmacht der Jünger offenbar. Das kommt daher, dass sie nur an ihre eigenen Möglichkeiten denken und nicht an die des Herrn. Das Problem besteht nicht darin, dass nichts vorhanden ist, sondern dass das wenige Vorhandene nach den Berechnungen des Menschen völlig unzureichend ist.

Nach menschlichen Normen traf das auch zu. Wir müssen aber lernen, mit der Macht des Herrn zu rechnen. Eines der Probleme, die uns zu schlechten Jüngern machen, ist dies, dass wir das, was uns selbst zur Verfügung steht, unterschätzen, weil wir es nach unseren eigenen Möglichkeiten beurteilen und nicht nach den Möglichkeiten, die der Herr hat, um daraus etwas Gutes zu machen. Unser Argument ist oft: „Wir haben hier nichts als ...“ Gläubige haben aber immer etwas und sei es in ihren Augen noch so wenig. So befiehlt der Herr ihnen, die Brote und die Fische zu Ihm zu bringen. Wir müssen lernen, alles in seine Hände zu legen. Dazu fordert Er selbst uns auf. Was wir Ihm dann in die Hände legen, vervielfältigt Er.

Nachdem der Herr Ordnung und Ruhe geschaffen hat, geht Er ans Werk. Zuerst befiehlt Er allen, sich hinzusetzen. Dadurch lenkt Er aller Augen auf sich selbst. Alle sehen, wie Er die fünf Brote und zwei Fische nimmt, und alle hören, wie Er als der abhängige Mensch zu seinem Gott um Segen für dieses Essen betet. Dann beginnt Er in Allmacht, in Abhängigkeit und in Gnade zu handeln und bezieht die Jünger dabei mit ein. Er bricht die Brote und gibt sie den Jüngern, die sie ihrerseits an die Volksmengen weiterreichen.

Die Nahrung, die die Volksmenge bekommt, ist auf zweierlei Weise zur Nahrung geworden. Da ist zunächst das Brot, das zuerst einmal einen Entstehungsprozess durchlaufen hat. Das zeigt uns, dass, bevor wir dem Herrn etwas in die Hand geben können, damit Er es gebrauchen kann, wir in manchen Fällen zuerst selbst daran gearbeitet haben müssen. Aber dann sind da auch noch die beiden Fische, zu deren Entstehung wir nichts beigetragen haben. Die hat sozusagen der Herr selbst bereitet. Das zeigt uns, dass wir auch das, was wir unmittelbar vom Herrn bekommen haben, Ihm geben dürfen, damit Er mehr daraus mache, um es erst dann weiterzureichen. Was wir nicht tun können, nämlich die Vermehrung, tut der Herr. Dann gibt Er es uns zurück, damit wir damit das tun, was wir wohl können, nämlich: es weiterreichen.

Durch diese Tat gibt der Herr in seiner eigenen Person Zeugnis davon, dass Er Jahwe ist, der die Armen mit Brot sättigt (Ps 132:15). In Ihm ist Jahwe, der Davids Thron befestigt hat, selbst in ihrer Mitte.

Durch die Güte des Herrn können alle essen, bis sie gesättigt sind. Der Herr hätte sein Wunder auch so vollbringen können, dass alles verzehrt wurde und nichts übrigblieb. Er wusste doch genau, wie viel erforderlich war. Aber gerade dass so viel übrig blieb, zeigt uns, dass der Herr ein Gott des Überflusses ist. Er gibt nicht nur das Nötige, sondern weit darüber hinaus.

Dieser Reichtum wird aber nicht als etwas Überflüssiges behandelt. Auch mit dem Überfluss hat der Herr eine Absicht. Er lässt das Übriggebliebene einsammeln, damit es an andere verteilt werden kann, die nicht anwesend waren. Was wir dem Herrn aushändigen, wird zu einem Überfluss, durch den eine Menge gesättigt wird und der auch noch für andere ausreicht. So läuft es bei Gott: Was wir weggeben, haben wir nicht verloren, sondern das vervielfältigt Er (Spr 11:24).

Auch die Zahl Zwölf weist darauf hin, dass der Herr mit dem Überschuss eine Absicht hat. Der Herr hat mit vollem Bewusstsein mehr vervielfältigt, als für die Anwesenden nötig war. Damals hat Er diejenigen gesättigt, die aus ihren Wohnorten zu Ihm gekommen waren. In der Zukunft aber wird Er alle zwölf Stämme mit seinem Segen sättigen. Es bleibt noch ein Segen übrig für das Volk Gottes, das Er zunächst wieder wegschicken musste.

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