Matthew 14:29

Petrus geht auf dem Wasser

Petrus antwortet als Erster auf die Worte des Herrn. Er möchte sicher sein, dass es wirklich der Herr ist. Nur Matthäus berichtet, dass Petrus das Schiff verlässt. Die anderen Jünger haben auch Angst, aber sie sind ja noch im Schiff: So lange das der Fall ist, wird es ja wohl gut gehen. Das macht die Glaubenstat des Petrus so groß. Auch diese letzte Sicherheit gibt er auf und vertraut sich vollständig dem Herrn an.

Auch bei uns ist es oft so, dass wir wohl auf den Herrn vertrauen, aber zugleich auch froh sind, wenn wir noch die Sicherheit unseres „Schiffes“ haben. Ein Beispiel dafür ist das Verlassen der Sicherheit des judaistischen Systems oder auch der Sicherheit eines traditionsreichen christlichen Systems, von dem uns die Trennung so schwer fällt. Das gilt für jede Gemeindeform, in der das Gewohnte zur Norm geworden ist und der Geist nicht frei wirken kann. Menschliche Formen und Traditionen vermitteln ein Gefühl der Sicherheit, obwohl wir wissen und bekennen, dass uns eigentlich der Heilige Geist leiten soll.

Die Initiative geht von Petrus aus. Er sieht den Herrn und bittet um seinen Befehl. Dabei will er gar nicht als Held dastehen, sondern einfach als gehorsamer Gläubiger, der glaubend die Sicherheit des Schiffes preisgibt, um zum Herrn zu gelangen. Damit ist auch die Furcht vor dem Wasser überwunden. Er will wirklich so sein wie sein Meister. Über diesen spontanen Wunsch wird der Herr sich sehr gefreut haben.

Der Herr spricht nur ein einziges Wort, und Petrus gehorcht. So kommt es zu einer Tat des Glaubens (er klettert aus dem Schiff) und zu einem Wandel des Glaubens (er geht auf dem Wasser). Das Gehen auf dem Wasser ist ein gewagtes Unternehmen, aber da es auf das Wort des Herrn gegründet ist („Komm!“), ist es auch ein sicheres Unternehmen. Das Fundament besteht in den Worten „Herr, wenn du es bist“, d. h. also in dem Herrn Jesus selbst.

Solange Petrus auf den Herrn blickt, geht alles gut. Dann aber kommt der Augenblick, dass seine Augen vom Herrn weggelenkt werden und er den starken Wind sieht. Da ist plötzlich die Angst wieder da. Es steht noch nicht einmal da, dass er das Wasser sah, auf dem er lief, sondern nur den starken Wind, der das Wasser in Aufruhr brachte. Seine Angst ist auch nicht logisch, denn es ist ebenso unmöglich, auf ruhigem Wasser zu laufen wie auf hohen Wellen. Der Glaube ist nur dann stark, wenn er ausschließlich den Herrn vor Augen hat. Sobald er auf die Umstände blickt, wird der Glaube schwach.

Wenn man Christus aus dem Auge verliert, ist keinerlei Stütze, keinerlei Möglichkeit mehr da, im Glauben zu wandeln. Alles hängt von Ihm ab. Ein Schiff ist ein bewährtes Hilfsmittel, um über einen See zu fahren, aber nur der Glaube, der den Herrn vor Augen hat, kann auf dem Wasser gehen. Wer einmal wie der Herr auf dem Wasser geht, ist viel besser dran als die, die in einem schwankenden Schiff sitzen, das zu kentern droht. Für den, der mit dem Herrn auf dem Wasser geht, spielt es keine Rolle, ob es stürmt oder windstill ist.

Als Petrus zu sinken beginnt, ruft er zum Herrn um Hilfe. Der Herr reagiert unmittelbar und rettet ihn. Gott sei gelobt! Er, der in seiner eigenen Macht auf dem Wasser wandelt, ist da, um den Glauben und die ohnmächtigen Schritte des armen Jüngers zu unterstützen. Auf jeden Fall hatte sein Glaube Petrus so nah zum Herrn gebracht, dass dessen ausgestreckte Hand ihn aufrichten konnte. Sein Hilferuf brachte die Hand des Herrn in Bewegung, ihn zu retten, während sein Glaube schon vorher die Hand des Herrn in Bewegung gebracht hatte, um ihn zu unterstützen. Petrus fing zwar zu sinken an, aber er hat doch eine Erfahrung gemacht, die die anderen Jünger nicht kennengelernt haben.

Mit Recht fragt der Herr Petrus, warum er gezweifelt habe, denn Petrus begann erst zu sinken, als er nicht mehr auf den Herrn blickte. Das Schiff erreichte Petrus nicht in der Kraft des Glaubens, mit dem er das Schiff verlassen hatte. Er kletterte gemeinsam mit dem Herrn wieder an Bord des Schiffes. Sein kurzes Versagen macht klar, dass er das Ziel allein durch die Kraft des Herrn erreichte.

Die Auswirkung ist – und so muss es immer sein –, dass die Jünger dem Herrn huldigen. Der Herr wird wegen seiner Macht geehrt, die Er angesichts der Elemente sowie wegen seiner Gnade, die Er an seinen geliebten Jüngern erwiesen hat.

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