Matthew 19:20

Frage nach dem ewigen Leben

In der dritten Begebenheit dieses Kapitels sehen wir einen aufrichtigen jungen Mann. Ein aufrichtiger Charakter ist etwas, das wir als eine gute Gabe Gottes würdigen können, auch wenn dieser junge Mann von Natur aus ein Sünder ist. Der junge Mann kommt mit einer Frage zum Herrn, den er als „Lehrer“ anredet, weil er in Ihm jemanden sieht, von dem er erwartet, etwas lernen zu können. Obwohl er aber erkennt, dass der Herr über ihm steht, sieht er doch nur einen Menschen in Ihm. Wenn Er nicht mehr ist als nur ein Lehrer, dann unterschätzt der junge Mann den Herrn. Der Herr ist deshalb durch diese Anrede auch nicht geschmeichelt! Er weist die Anrede ab und sagt ihm, dass nur einer gut ist, nämlich Gott – und das ist Er selbst.

Die Frage des jungen Mannes zeigt, dass er denkt, sich das ewige Leben verdienen zu können, indem er etwas tut. Das ewige Leben ist für ihn das, was im Alten Testament damit gemeint ist: Leben bis in Ewigkeit auf der Erde (Ps 133:3; Dan 12:2). Er muss allerdings lernen, dass dies nur durch Glauben möglich ist. Der Herr gibt ihm die passende Antwort, Er verweist ihn auf die Gebote des Alten Testamentes. Danach kann das ewige Leben in der Tat verdient werden, und zwar durch das Halten der Gebote. Die Zusammenfassung des Gesetzes lautet ja: Tu dies und du wirst leben (3Mo 18:5; Lk 10:25-28). Wenn der junge Mann das täte, würde er ins Leben eingehen, d. h. in die Sphäre gelangen, wo man das ewige Leben genießt.

Der junge Mann fragt nun, welche Gebote er zu halten habe. Damit lässt er erkennen, dass er das Gesetz nicht richtig versteht, weil er meint, es gebe wichtige und weniger wichtige Gebote. Jakobus sagt aber, dass der, der ein Gebot übertritt, aller Gebote schuldig ist (Jak 2:10). Um dem jungen Mann entgegenzukommen, zählt der Herr einige Gebote auf. Dabei nennt Er aber gerade die Gebote, die ein Mensch auch von Natur aus halten kann, nämlich solche, die sich auf das Verhältnis zum Nächsten beziehen. Obwohl die Nächstenliebe eigentlich eine Herzenssache sein sollte, kann sie äußerlich doch eingehalten werden, ohne dass das Innere dabei beteiligt ist.

Der junge Mann antwortet aufrichtig, dass er alle vom Herrn genannten Gebote gehalten hat. Allem Anschein nach hat er sich nicht besser dargestellt, als er war, denn der Herr bestreitet es nicht, dass der Jüngling sich an diese Dinge gehalten hat. Trotzdem fragt der junge Mann, was ihm noch fehle. Das Halten dieser Gebote hat ihm wohl noch nicht das gegeben, was er eigentlich sucht.

Der Herr antwortet darauf nicht mit einem weiteren Gebot des Gesetzes, sondern mit einer Probe, die offenbar macht, dass er das Gesetz gar nicht halten kann. Er bezieht sich auf das Gebot: Du sollst nicht begehren. Diese vom Herrn benutzte Probe würde nämlich offenbar machen, was der Jüngling in seinem Herzen wirklich für den Nächsten empfindet. Es geht bei dieser Probe um die Besitztümer des jungen Mannes.

Der Herr fordert ihn nämlich auf, alle seine Besitztümer zu verkaufen, den Erlös dafür aber nicht zu behalten, sondern den Armen zu geben. Dann nämlich würde sein Verhältnis zu den Armen, die Liebe zu seinen Nächsten, so sein, wie Gott sie gemeint hat. Die Frage ist, ob der junge Mann das ewige Leben um jeden Preis haben will und dabei auch die Nachfolge eines verworfenen Herrn in Kauf nimmt. Der Herr verspricht dafür allerdings auch etwas Großartiges. Er bittet zwar, alles aufzugeben, aber Er gibt dafür unglaublich viel mehr zurück. Wenn der Jüngling tun würde, was der Herr ihm sagt, würde er sogar noch mehr bekommen als ewiges Leben auf der Erde, nämlich einen Schatz in den Himmeln. Was aber die Erde betrifft, lädt der Herr ihn ein, zu Ihm zu kommen und Ihm zu folgen.

Die vom Herrn genannte Bedingung macht nun deutlich offenbar, wie es in dem Herzen des jungen Mannes aussieht. Das Wort des Herrn macht ihn traurig und zeigt, wie sehr sein Herz an seinem Besitz hängt. Ein reicher Mensch kann wohl ehrlich sein, aber dennoch den Dingen dieser Erde verhaftet sein. Auch dieser Jüngling entscheidet sich für seinen Reichtum und damit gegen den Herrn. So geht er nun vom Herrn weg, nachdem dieser die Selbstsucht in seinem Herzen aufgedeckt hat. Sein Ansinnen, mit dem er zum Herrn gekommen war, bestand nur darin, etwas Besonderes, Großartiges zu vollbringen, im Dienst seiner eigenen Interessen. Alles, was dieser junge Mann natürlicherweise besitzt, wird zu einem Grund, dem Herrn nicht zu folgen. Sein Reichtum ist ihm wichtiger als der Herr.

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