Matthew 26:37-40

Gethsemane

Der Ort, zu dem der Herr nun geht, wird ausdrücklich genannt – Gethsemane, das bedeutet: Olivenpresse. Der Herr weist seinen Jüngern einen Platz an, wo sie sich niedersetzen sollen. Sie dürfen ruhen, während Er selbst weitergeht, um den schwersten Gebetskampf seines Lebens zu führen.

Drei seiner Jünger nimmt Er noch weiter mit in den Garten hinein: Petrus, den oft hervortretenden Jünger, sowie die beiden Söhne des Zebedäus, das sind Johannes und Jakobus. Diese beiden Letzteren werden nicht namentlich genannt, sondern als „die beiden Söhne des Zebedäus“ bezeichnet. Auch in Kapitel 20 werden sie nicht mit ihren Namen genannt, um auch dort ihre Herkunft zu betonen (Mt 20:20). In Übereinstimmung mit ihrer Herkunft bitten sie dort um Dinge, die ihnen nicht zustehen, und jetzt gleich wird zu erkennen sein, dass sie, wiederum übereinstimmend mit ihrer Herkunft, nicht imstande sind, mit dem Herrn zu wachen.

Indem Er weitergeht, sieht der Herr, was Ihm bevorsteht, und das macht Ihn betrübt und beängstigt. An seiner Betrübnis lässt Er sie teilhaben, nicht an seiner Angst, und Er appelliert an ihr Mitgefühl. Er bittet sie, an dem Ort, wo sie nun angekommen sind, mit Ihm zu wachen.

Dann lässt Er auch die drei Jünger zurück, geht die letzten Schritte allein und fällt dann auf sein Angesicht. Den ganzen Schrecken des Kreuzes sieht Er nun vor sich. Was hier geschieht, wird in Hebräer 5 beschrieben (Heb 5:7). Den Kelch, der Ihm jetzt konkret vor Augen steht, muss Er jetzt noch nicht trinken, sondern erst am Kreuz, als Er für uns zur Sünde gemacht und von Gott verlassen wurde, was Er bis in die Tiefen seiner Seele empfunden hat.

Mit der Sünde in Berührung zu kommen, konnte nicht sein Verlangen sein, sondern war völlig abscheulich für seine Seele. Da Er selbst so vollkommen ist, bittet Er den Vater, diesen schrecklichen Kelch an Ihm vorübergehen zu lassen. Ebenso vollkommen ist aber auch seine Ergebenheit in den Willen des Vaters. Wenn wir denn gerettet werden sollten, wenn Gott verherrlicht werden sollte in Ihm, der unsere Sache zu seiner eigenen gemacht hatte, dann konnte dieser Kelch nicht an Ihm vorüber gehen.

Nach diesem Gebet steht der Herr auf und geht zu denen, die Er gebeten hatte, mit Ihm zu wachen. Aber sie waren in Schlaf gefallen. So lange hatte doch das Gebet des Herrn gar nicht gedauert! Sie aber haben keinen Begriff von dem Ernst dessen, was dem Herrn bevorstand. Sie haben über alles, was den Herrn betrifft, ihre eigenen Vorstellungen. Der Herr erinnert Petrus taktvoll an sein Selbstvertrauen und stellt ihm seine Schwachheit vor. Petrus aber ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um diese Gelegenheit zu nutzen. Er erwacht aus seinem Schlaf, aber sein Selbstvertrauen ist noch nicht erschüttert. Es wird eine noch betrüblichere Erfahrung nötig sein, um ihn davon zu heilen.

Während die Seele des Herrn so sehr mit der Abscheulichkeit der von Ihm zu tragenden Sünden und mit dem Schrecken des göttlichen Gerichts darüber beschäftigt ist, denkt Er dennoch zugleich an das Wohl seiner Jünger. Er legt ihnen nahe, im Blick auf sie selbst zu wachen und zu beten. Er bittet sie gar nicht mehr, an Ihn zu denken. Natürlich weiß Er genau, dass sie keine schlechten Absichten haben – ihr Geist ist willig. Sie haben aber noch so wenig gelernt, wie schwach das Fleisch ist.

Wir können hier nur mit tiefer Bewunderung den Herrn betrachten. Er sieht und schmeckt im Voraus den Kelch, den Er nun trinken soll, und wir sehen, wie Er die Angst davor seinem Vater vorstellt. Wir sehen, wie Er in vollkommener Ruhe zu seinen Jüngern spricht, um danach zu demselben schrecklichen geistlichen Kampf zurückzukehren, der seine Seele so sehr beängstigt.

Dass der Herr ein weiteres Mal betet, ist wiederum ein Beweis seiner Vollkommenheit und seines vollkommenen Abscheus vor der Sünde. Er sucht nicht einen Ausweg, um den Kelch nicht trinken zu müssen, sondern Er fügt sich dem Willen Gottes. Er sucht auch nicht die Zustimmung seines Vaters, als ob Er nicht wüsste, was dessen Wille ist. Es ist auch nicht sein Anliegen, um eine Entledigung von seinem Auftrag zu bitten. Er sucht einfach als Mensch die vollkommene Unterstützung seines Vaters.

Aufs Neue steht Er vom Gebet auf und kommt zu seinen Jüngern, die Er wiederum schlafend findet. Sie sind nicht in der Lage, mit Ihm zu wachen. Diesmal weckt der Herr sie nicht, sondern verlässt sie. Seine Abhängigkeit von Gott ist vollkommen. Darum geht Er wiederum, zum dritten Mal, ins Gebet. Auch jetzt sucht Er nicht nach neuen Worten, sondern legt noch einmal das ganze Gewicht dessen, was Ihn erwartet, dem Vater vor.

Nachdem Er so den Kampf gekämpft hat, ist Er in vollkommener Ruhe. Er geht zu seinen Jüngern und sagt ihnen, dass sie nun nicht mehr zu wachen brauchen, sondern weiter schlafen können. Er überblickt alles Kommende und geht ihm vollkommen ruhig entgegen. Er ist bereit, das große Werk anzunehmen, dessen sämtliche Einzelheiten Ihm vollkommen bekannt sind. Der erste Schritt steht schon unmittelbar bevor. Es ist keine Überraschung für Ihn, dass in diesem Augenblick Judas kommt, den Er vielsagend „er, der mich überliefert“ nennt.

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