Nehemiah 1:3

Bericht über die Situation in Jerusalem

In einfachen Worten berichten seine Besucher, dass der Überrest in großem Elend ist und dass Jerusalem keine Mauer und keine Tore mehr hat. Dass die Mauern der Stadt schwer beschädigt sind, bedeutet, dass die Bewohner ohne den notwendigen Schutz vor Feinden sind. Die Mauern stellen die Absonderung vom Bösen dar. Es gibt keine Trennung mehr zwischen heilig und unheilig. Die Tore sprechen vom Hereinlassen des Guten und dem Entfernen von Falschem. Die Tore sorgen für das Ausüben von göttlicher Fürsorge oder Zucht.

Gott möchte, dass die Mauern von Jerusalem zum Heil, oder Rettung sind und ihre Tore zum Ruhm (Jes 60:18b). Absonderung vom Bösen bedeutet das Heil, die Rettung für Gottes Volk und sichert ihr Bestehen als Volk Gottes. Um ein Volk zu sein, dass sein Lob singt, ist Sorgfalt und Zucht nötig. Ungerichtete Sünde behindert den Lobgesang.

Wir hätten vielleicht erwartet, dass der Überrest nach seiner Rückkehr doch einen besonderen Segen von Gott erfahren würde, indem Er ihnen einen Beweis seiner Zustimmung schenken würde. Aber sie befinden sich stattdessen „in großem Unglück und in Schmach“.

Wir können das auf die Situation anwenden, die entstanden ist, nachdem zu Beginn des 19. Jahrhunderts Gläubige aus allerlei Glaubensgemeinschaften entdeckten, was die Gemeinde nach Gottes Gedanken ist. Sie haben sich abgesondert von menschlichen Systemen nach alttestamentlichem Vorbild, wo der Herr Jesus nicht den Platz bekommt, der Ihm zusteht, oder wo Menschen falsche Lehren über Ihn verkündigen, ohne dass darüber in Übereinstimmung mit Gottes Wort Zucht ausgeübt wird (Heb 13:13; 2Tim 2:19-22). Danach sind sie zum Namen des Herrn Jesus zusammengekommen (Mt 18:20).

Diese Bewegung ist mit dem zu vergleichen, was unter Esra stattfindet. In Esra lesen wir von der Wiederherstellung des Altars – angewandt: erneuerte Sicht auf den Tisch des Herrn – und von der Wiederherstellung des Tempels – angewandt: erneuerte Sicht darauf, was die Gemeinde des lebendigen Gottes ist. Aber das Feuer und die kennzeichnende Hingabe dieser Bewegung ist erloschen. Die Liebe zum Herrn und seinem Wort und die Sorge füreinander hat nachgelassen. Das Aufnehmen am Tisch des Herrn aller Kinder Gottes, die nicht in der Sünde leben oder damit verbunden sind, ist nicht mehr da. Diejenigen, die in der Tradition dieser Bewegung aufgewachsen sind, sind zum großen Teil einerseits dem Liberalismus und andererseits dem Sektierertum zur Beute geworden.

Die Mauern sind schwer beschädigt, die Tore verbrannt. Die Bewegung, die die Folge von einem Wirken des Geistes war, ist zum Stillstand gekommen. Was übergeblieben ist, wird entweder durch Traditionalismus oder durch Emotionen unter dem Einfluss charismatischer Lehren oder durch weltliche Denkmuster oder durch eine Mischung dieser Strömungen, getrieben. Das Wort Gottes bleibt in vielen Fällen geschlossen. Es muss auch nicht geöffnet werden, wenn wir unsere Sicherheit in Tradition, Gefühl oder Verstand finden. Wenn die Bibel schon mal geöffnet wird, wird sie gebraucht um das eigene Recht zu unterstreichen oder um deutlich zu machen, dass nichts mit Sicherheit zu sagen sei.

Wir können uns fragen, wie es in unserem persönlichen Leben mit der Mauer der Absonderung von der Welt, mit der Mauer des Gebets und Bibellesens, mit der Mauer der treuen Nachfolge des Herrn Jesus, mit der Mauer der persönlichen Hingabe und des lebendigen Zeugnisses, der Mauer des alltäglichen Christenlebens aussieht. Liegen diese Mauern vielleicht in Trümmern?

Einige Lektionen

1. Wenn wir nach der Situation fragen, in der sich Gottes Volk befindet, werden wir feststellen, dass dort eine große Untreue herrscht.

2. Die Mauern, ein Bild der Absonderung, sind niedergerissen. Die Trennung zwischen der Gemeinde und der Welt ist verschwunden. Die Welt wurde, erst zögernd, und jetzt mit großer Begeisterung hereingelassen. Sie wird zur Hilfe genommen, wie man etwas in der Gemeinde tun soll, sowohl in ihren Zusammenkünften als auch in ihrer Evangeliumsverkündigung.

3. Die Tore, ein Bild von Rechtsprechung, sind verbrannt. Das Böse, das hereingekommen ist, wird nicht verurteilt. In der Gemeinde tut jeder, was ihm oder ihr gut scheint. Eine mögliche protestierende Stimme wird zum Schweigen gebracht.

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