Numbers 19:11-22

Verunreinigung und Entsündigung

Das Berühren einer Leiche verursacht eine Verunreinigung von mindestens sieben Tagen. Eine Leiche stellt den Tod dar, der durch die Sünde des Menschen in die Welt gekommen ist. Die Berührung damit soll ein Glied des Volkes Gottes daran erinnern, dass er selbst die Ursache des Todes in der Welt ist. Tod und Sünde gehören zusammen, sind unlöslich miteinander verbunden (Röm 6:23a). Aber beide gehören nicht zu Gott. Gott kann sie nicht in seiner Gegenwart dulden. Wer damit in Berührung gekommen ist, soll gereinigt werden, um zu Gott kommen zu können und Gemeinschaft mit Ihm haben zu können. Dazu dient das Wasser der Reinigung, dessen Zubereitung wir soeben gesehen haben.

Bei der Reinigung gibt es zwei Phasen. Dabei müssen wir daran denken, dass es bei Christen nicht zwei buchstäbliche Tage sind, sondern eine bestimmte Periode, die für ein geistliches Werk in der Seele nötig ist. Am dritten Tag sollte das Wasser der Reinigung angewendet werden. Drei volle Tage waren nötig für das Bewusstwerden der Verunreinigung. Es braucht oft Zeit, bis uns klar wird, dass wir uns verunreinigt haben. Ein schnelles Bekenntnis ist kein Beweis eines tiefgehenden Werkes in der Seele. Manchmal erfolgt wohl sofort ein Einsehen, aber es dauert noch etwas, bevor wir die Tiefe dessen erkennen und einsehen, dass Reinigung und Vergebung erforderlich sind.

Gott will, dass wir uns auf das, was geschehen ist, besinnen. Unser Herz soll sich dessen schmerzlich bewusst werden, dass wir trotz Erlösung und Sühnung wieder verunreinigt und besudelt worden sind durch eine Sünde, für die Christus gelitten hat. Wir haben, und sei es nur für einen Augenblick, Gefallen gehabt an Dingen, welche die Ursache für seine Leiden waren. Das können Kleinigkeiten sein, die uns vielleicht entfernt an den Tod erinnern, wie ein Gebein (4Mo 19:16), die aber für Gott mit dem Tod verbunden sind. Wir haben die Leiden für die Sünde vergessen und sind leichtsinnig mit der Sünde umgegangen. Ich als Gläubiger habe Ihn wieder entehrt und habe das Leiden des Herrn Jesus durch diese Sünde erschwert.

Wie wichtig ist es doch, die Sünde so zu betrachten, wie Gott sie betrachtet. Das wird uns wachsam machen, nicht mit dem Tod in Berührung zu kommen. Doch wir kommen nicht immer daran vorbei und sind auch schon mal nicht wachsam. Das ändert vor Gott die Sache nicht. Die Unmöglichkeit für uns, ohne uns zu verunreinigen durch diese Welt zu gehen, macht die Sünde nicht weniger verunreinigend. Die Welt ist für Gott ein großer Friedhof (Eph 2:1; 1Joh 5:19).

Soll uns das mutlos machen? Nein! Es macht Gottes Gnade umso größer, wenn wir sehen, dass Er für jede Verunreinigung, wie groß oder klein auch immer, im Opfer Christi das Mittel zur Reinigung gegeben hat (1Joh 2:1; 2). Was Gott uns lehren will, ist, dass wir nicht nur in derselben Weise wie Er die Sünde betrachten, sondern auch in derselben Weise wie Er das Opfer Christi betrachten.

Das erste Gefühl, das eine verunreinigte Seele schmeckt, ist die Bitterkeit, dass sie sowohl gegen die Liebe als auch gegen die Heiligkeit Gottes gesündigt hat. Das soll die Wirkung der Anwendung des Wassers der Reinigung sein. Beim Bewusstwerden der Sünde kommt auch das Bewusstsein, dass der Herr Jesus vor Gott für diese Sünde eingetreten ist. Danach wird das bittere Gefühl – und das ist wahrscheinlich die Bedeutung der zweiten Besprengung am siebten Tag (4Mo 19:19) – übergehen in eine tiefe Freude in dem Bewusstsein der Liebe und der großen Gnade des Herrn Jesus. Am siebten Tag (nach einer vollkommenen Periode, wovon die Zahl Sieben spricht) ist dann wieder „die Freude deines Heils“ da (Ps 51:14) und der wiederhergestellte Genuss der Gemeinschaft.

Ein deutliches Beispiel des dritten und siebten Tages der Reinigung sehen wir bei Petrus, als er den Herrn Jesus verleugnet hat. Petrus erfuhr den dritten Tag, als die Bitterkeit seiner Verleugnung zu ihm durchdrang (Lk 22:61; 62). Er erfuhr aber auch den siebten Tag, die Wiederherstellung der Gemeinschaft durch und mit dem Herrn am Kohlenfeuer am See von Tiberias (Joh 21:15-17).

Arten der Verunreinigung

In diesem Abschnitt finden wir verschiedene Arten der Verunreinigung. Die erste ist die durch einen Sterbefall in einem Zelt. Ein Zelt weist auf eine private Sphäre hin, auf etwas, was im Haus geschieht. Dort kann der Tod so ganz plötzlich einkehren, durch etwas, was aus dem Fleisch hervorkommt, in Wort oder Tat. Wir sagen oder tun dort oft Dinge, die von unseren Kindern gesehen oder gehört werden, wodurch sie negativ beeinflusst werden. Oder wir holen uns Dinge ins Haus (Zeitschriften, Bücher, Fernsehen, Internet), wobei zwar wir, aber nicht unsere Kinder, unterscheiden können, was verunreinigt.

Ein Zelt kann auch auf eine örtliche Gemeinde angewendet werden. Auch darin kann plötzlich der Tod eindringen – durch eine Äußerung des Fleisches in etwas Gesagtem oder Verübten. Alle werden dadurch verunreinigt.

Ein offenes Gefäß steht offen für Verunreinigungen. Wenn der Tod eingedrungen ist, in welcher Form auch immer, werden offene Gefäße – Kinder, Jungbekehrte, schwache Gläubige, die oft für das Falsche empfänglich sind – hierdurch berührt.

Das freie Feld bedeutet die öffentliche Sphäre, unsere Tätigkeiten in der Welt. Ein mit dem Schwert Getöteter zeigt Gewalttat. Der Geist der Gewalttat kann auch uns manchmal kennzeichnen. Denken wir an böse Rederei, gewalttätig sein mit unserer Zunge. Der Sprachgebrauch verunreinigt uns. Wenn wir aggressiv reagieren, haben wir eine Leiche oder etwas dergleichen angerührt.

Das Gebein eines Menschen, ein Knochen, zeigt etwas, was entfernt an eine Leiche erinnert. Es ist ein Bild eines allgemein üblichen Tuns, wobei der Gedanke an Sünde völlig in den Hintergrund getreten ist. Eine kleine Lüge aus Gefälligkeit muss erlaubt sein, Zahlen etwas anders auszufüllen, um ein besseres Bild abzugeben, als es wirklich ist; darüber müssen wir uns kein Kopfzerbrechen machen.

Ohne selbst schuldig zu werden durch den Gebrauch schlechter oder gewalttätiger Rederei, können wir aber doch Gespräche hören, die uns verunreinigen. Wir können auch leicht in eine Art des Denkens verfallen, wovon wir nicht mehr merken, dass es mit dem Tod in Verbindung steht. In beiden Fällen müssen wir uns reinigen. Wir müssen uns mit dem Herrn Jesus und seinem Werk beschäftigen durch das Lesen des Wortes Gottes. Dann erkennen wir, worin wir uns verunreinigt haben, werden unsere Sünde bekennen und Gewissheit der Vergebung empfangen (1Joh 1:9).

Auch die Berührung eines Grabes verunreinigt. Ein Grab kann schön aussehen, aber im Inneren ist es tot und kalt. Der Herr Jesus beschreibt so die Pharisäer (Mt 23:27). In jedem von uns steckt ein Pharisäer. Wir können uns leicht besser darstellen als wir sind. Wir benutzen schmeichelnde Reden, wenn wir mit jemandem sprechen, aber in unserem Herzen wünschen wir der Person nur Schlechtes. Wenn wir das erkennen, müssen wir gereinigt werden. Manchmal kommen wir, ohne es zu wissen, mit solchen Menschen in Berührung. Dann sind wir doch verunreinigt und müssen gereinigt werden (Ps 19:13).

Für die Reinigung sollte von der Asche der verbrannten Kuh genommen werden. Die Asche sollte in ein Gefäß getan werden. Dann sollte lebendiges Wasser darauf gegossen werden. Dieses Bild stellt folgendes dar: Der Geist Gottes wendet mittels des lebendigen Wortes Gottes das Leiden Christi auf die Seele an. Hierdurch empfängt die Seele wieder die Gewissheit, dass die Sünde und alles, was aus dem alten Menschen und der Welt ist, durch das sühnende Sterben Christi weggetan ist.

Ein reiner Mann sollte das Wasser anwenden. Wir dürfen als Brüder und Schwestern einander helfen, dieses Wasser anzuwenden. Um anderen eine Hilfe sein zu können, darf in unserem Leben keine nicht-bekannte Sünde bestehen. Unreinheit in unserem Leben können wir nicht immer selbst wegschaffen. Manchmal ist es erwünscht, manchmal sogar erforderlich, anderen die Sünden zu bekennen (Jak 5:16). Es ist ein Vorrecht, von dem geistlichen Dienst eines anderen zu profitieren.

Wer sich weigerte, das Wasser auf sich sprengen zu lassen, wer nicht darum bat, blieb unrein und sollte ausgerottet werden. Jede Sünde, auch die geringste, von der wir uns nicht reinigen (lassen), wird uns ins Verderben führen. Auf dem Weg ins Verderben werden wir auch andere mitschleppen. Daher, wenn jemand nicht von seiner Sünde umkehrt, muss er aus der Mitte der Gemeinde weggetan werden (1Kor 5:13b). Nicht die Sünde wird für uns verhängnisvoll, sondern die Nicht-Anwendung des Mittels, das uns Gott gegeben hat.

Der reine Mann war nicht besser. Er sollte Ysop benutzen, um das Wasser anzuwenden (vgl. 2Mo 12:22). Das bedeutet, dass er sich in Niedrigkeit und Beugung mit dem Unreinen beschäftigen muss (Gal 6:1). David bat um einen solchen (Ps 51:9). Das lebendige Wasser (das Wort Gottes) und die Asche (der Beweis, dass das Opfer verzehrt war) waren die Mittel zur Reinigung und nicht die Kenntnis und die Einsicht des reinen Mannes. Der reine Mann muss das Wort Gottes kennen, um den rechten Text zu benutzen, und er muss das Werk des Herrn Jesus kennen, um auf den richtigen Aspekt hinweisen zu können.

Das Wasser soll auch auf das Zelt angewendet werden und alle, die darin sind. Wenn dort Verunreinigung erfolgt ist, soll auch jeder, der davon betroffen ist, bewusst oder unbewusst, unter die Kraft des Wassers der Reinigung gebracht werden. Lasst uns froh sein, wenn jemand mit dem Wort Gottes kommt und uns die Asche der roten Kuh (die völlige Verzehrung des Herrn Jesus für die Sünde) vorstellt, damit wir von den geschehenen Verunreinigungen gereinigt werden.

Der reine Mann soll sich auch reinigen. Andere zum Bekenntnis führen, die Sünde anderer anhören, verunreinigt. Jede Berührung mit der Sünde und was zur Beseitigung nötig war, macht unrein. Darum soll er seine Kleider waschen, sein Benehmen in das Licht des Wortes Gottes stellen, damit nichts von der Sünde, mit der er sich beschäftigen musste, an ihm kleben bleibt.

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