Numbers 20:2-13

Erneuter Aufstand des Volkes

Unter dem Volk kommt es erneut zum Aufruhr. Anstatt nach dem Verlust Mirjams Dankbarkeit zu fühlen für die Führer, die sie noch haben, wenden sie sich gegen Mose und Aaron. Der Grund ist das Fehlen von Wasser. Der Mangel an Wasser ist eine Prüfung, durch die Gott sie testen will. Er will sehen, ob sie etwas von der Hohenpriesterschaft verstanden haben. In den vorigen Kapiteln hat Er seine Wertschätzung dafür gezeigt. Nun will Er ihre Wertschätzung sehen.

Einem Volk oder einer Person, die sich benachteiligt fühlt, fehlt Dankbarkeit und man wird unredlich. Das Volk wünscht sich erneut, dass sie doch gestorben wären wie ihre Brüder. Sie tun dieses Ereignis so ab, als ob diese eines natürlichen Todes gestorben wären. Aber sie vergaßen, dass ihre Brüder durch das Gericht über ihre Sünden umgekommen waren. Wegen ihrer falschen Sicht auf das Geschehene vergessen sie auch, dankbar dafür zu sein, dass sie selbst verschont wurden.

Es war ein Volk, das nur in dem „hier und jetzt“ lebte, aber nicht in den Verheißungen Gottes. Ihre Gesinnung zeigt sich in ihren „Warum“-Fragen, wodurch sie ihren Mangel an Vertrauen auf Gott deutlich machen (4Mo 20:4; 5). Sie hatten Mangel an Wasser, aber nicht das allein. Sie begannen auch, über weitere fehlende Lebensmittel zu klagen. Hier und jetzt fehlte es bei ihnen an allem. Darum hatten sie auch keine Lust mehr, weiterzuleben. Ihr größter Mangel war der Glaube an das, was Gott ihnen verheißen hatte.

Dieses Volk, das nun nahezu nur noch aus denen bestand, die am Anfang der Reise jünger als zwanzig Jahre oder in der Wüste geboren waren, war nicht besser als die, die in der Wüste umgekommen waren. Wie so oft wiederholen sich die Geschehnisse, weil sich das Wesen der Menschen nicht ändert.

Diese „Warum“-Fragen werden nicht beantwortet, weil sie aus Unglauben und Auflehnung entstanden. Mose und Aaron reagieren darum auch nicht auf die Klagen des Volkes, sondern gehen zu dem einzig richtigen Ort, zu der Wohnstätte des HERRN. Dort werfen sie sich nieder und dort erscheint ihnen die Herrlichkeit des HERRN.

Mose schlägt den Felsen

Der Stab, den Mose jetzt nehmen soll, ist der Stab Aarons, der Stab, der geblüht hatte. Den nahm Mose auch, denn dieser lag vor dem Angesicht des HERRN und dort nahm er ihn weg (4Mo 20:9). Auch der Felsen hat eine Bedeutung. Er spricht von Christus (1Kor 10:4). Mose hatte den Felsen schon einmal geschlagen (2Mo 17:6). Da war Wasser hervorgekommen. Der Strom des Wassers folgte ihnen die ganze Wüstenreise hindurch. Aber wahrscheinlich vertrocknete der Strom wegen des Unglaubens des Volkes. Darum waren sie jetzt ohne Wasser. Aber nicht ohne den Hohenpriester!

Der HERR gibt Mose Anweisungen. Der HERR erscheint nicht, um das Volk mit einer Plage zu züchtigen, wie Er es schon einmal getan hatte (4Mo 17:11). Es gab kein Gericht, kein Zürnen. Aus dem, was Er Mose gibt, soll ein neuer Beweis seiner Gnade und Fürsorge für das undankbare und widerspenstige Volk hervorkommen. Mose soll jetzt zu dem Felsen reden, nicht ihn schlagen.

Der Felsen war schon geschlagen worden mit dem Stab Moses, dem Stab, der Wasser in Blut verwandelt und das Rote Meer gespalten hatte. Es war ein Gerichtsstab. Als Christus von der schlagenden Hand Gottes getroffen wurde, kamen auch Ströme von Wasser zum Vorschein. Das war beim Beginn der Wüstenreise. Christus wurde einmal geschlagen, hat einmal gelitten, „[der] Gerechte für [die] Ungerechten“ (1Pet 3:18). Jetzt lebt Er immerdar, um sich für uns zu verwenden (Heb 7:25).

Jeder neue Appell, der an Ihn gerichtet wird, soll nicht dadurch geschehen, dass man, bildlich gesprochen, wieder auf den Felsen schlägt, sondern indem man gegen ihn spricht. Die Quelle des Segens steht uns zur Verfügung. Wir sollen dazu nur die Person des Hohenpriesters ansprechen, Ihm im Gebet nahen, und Er wird Segen und Erquickung geben.

Waren Mose und Aaron nicht darauf bedacht, die Gnade Gottes gegenüber einem immer wieder aufsässigen Volk zu betonen? In jedem Fall handelten sie nicht entsprechend der Richtlinie der Gnade, die der HERR hier zeigen will. Sie erhalten den Verweis, dass sie im Unglauben handelten (4Mo 20:12) und wider den Befehl des HERRN (4Mo 27:14). Anstatt zu dem Felsen zu reden, sprechen sie zu dem Volk. Die Haltung des Volkes hatte Mose geärgert; er verlor seine Geduld und redete unbedachte Worte (Ps 106:32; 33). Der HERR hatte aber nichts davon gesagt, dass sie zu dem Volk reden sollten. Doch er sagt: „Werden wir …?“ Er vergaß, dass es um den HERRN ging.

Mose schlug, und Gott antwortete mit Wasser, sogar viel Wasser. Dieser Segen war kein Beweis dafür, dass Mose richtig gehandelt hatte. Gott kann, wenn Gläubige an einem Platz zusammenkommen, der nicht nach seinen Gedanken ist, doch viel Segen geben. Er kann sogar Segen durch einen ungläubigen Pfarrer geben. Segen sagt nichts über den Platz oder über die Person, er spricht von der Güte und Souveränität Gottes.

Mose schlug den Felsen mit seinem eigenen Stab, ganz gegen den Befehl des Herrn. Er schlug mit dem Stab des Gerichts, wogegen doch Gott sich seinem Volk in Gnade erzeigen wollte. Viele Menschen sprechen zu dem Volk Gottes nur von einem richtenden Gott. Das ist Er zwar auch, aber nicht nur das. Gott hat gerichtet. Darum kann Er auch als ein gnädiger Gott vorgestellt werden.

Mose und Aaron wird das Gericht angekündigt. Sie hatten eine Sünde zum Tod begangen (1Joh 5:16) und sollten nicht in das Land kommen. Diese Strafe kennzeichnet den Ernst der Sünde, die die Verantwortlichen des Volkes begangen haben. Wenn wir Gott nicht heiligen, heiligt Er sich selbst.

Der Ort, wo dieses geschah, war Meriba, das „ein Ort des Streites“ bedeutet. Es ist derselbe Name, der vor vierzig Jahren bei der gleichen Gelegenheit gebraucht wurde (2Mo 17:7). Was dort geschah, spricht einerseits von der Aufsässigkeit des Volkes (Ps 95:8) und andererseits von der Gnade Gottes (Ps 114:8).

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