Numbers 23:9

Erster Segensspruch

Bileam spricht vier oder eigentlich sogar sieben Segenssprüche aus, denn der vierte Segensspruch beinhaltet vier Sprüche. In jedem der vier ist die Rede sowohl von Jakob als auch von Israel. Jede Prophetie hat wieder einen anderen Inhalt. Jedes Mal wird etwas mehr hervorgebracht von dem, was Gott in seinem Herzen als Segen für sein Volk hat. In jedem Spruch wird auch auf einen bestimmten Namen Gottes der Nachdruck gelegt:

1. Gott und der HERR (4Mo 23:8);

2. der HERR, sein Gott (4Mo 23:21);

3. Gott, der Allmächtige (4Mo 24:4);

4. Gott, der Höchste und der Allmächtige (4Mo 24:16).

Die Segenssprüche, die Bileam ausspricht, sind die ersten großen prophetischen Aussagen in der Bibel. Die Prophezeiungen werden von einem falschen Propheten ausgesprochen, der aber gezwungen wird, wahre Prophetie zu verkündigen. Bileam spricht nicht das Volk an. Mose hörte davon nichts. Und doch schrieb er alles auf, was Bileam ausgesprochen hat, weil er dazu von dem Geist inspiriert wurde. Gott kann einen Menschen Dinge aufschreiben lassen, die Wahrheit sind, ohne dass er selbst dabei gewesen ist. So ist es z. B. auch mit den Ereignissen der Schöpfung in 1. Mose 1 und 2 gewesen.

Das Volk weiß nichts von all dem, was Bileam an prächtigen Dingen über es hervorbringt. Vielleicht sitzt es gerade in dem Augenblick murrend in seinen Zelten. Die Praxis des Volkes steht in jedem Fall im krassen Gegensatz zu dem, was wir in den vier aufeinander folgenden Prophetien sehen, was Israel für Gott ist. Es ist:

1. Ein abgesondertes Volk (4Mo 23:9).

2. Ein gerechtes Volk (4Mo 23:21).

3. Ein Volk voller Schönheit und Frische (4Mo 24:5-7).

4. Ein Volk, dem das Kommen des Christus in seiner Herrlichkeit in Aussicht gestellt wird (4Mo 24:17).

Es geht bei diesen Segenssprüchen in erster Linie um Gottes irdisches Volk, um Israel. Aber sie sind auch lehrreich für die Gemeinde Gottes. Genauso wie bei Israel stellt uns die Schrift die Gemeinde Gottes einerseits in ihrem „Wüstenleben“ vor und andererseits als Gegenstand der Ratschlüsse Gottes. Wir sehen in der Gemeinde Murren und Unglauben, Abweichen und Verfehlungen. Aber wenn wir die Gemeinde aus der Sicht von oben sehen, von Gottes Blickwinkel aus, sehen wir ihre Kostbarkeiten für Ihn. Darum stand auch Bileam immer auf einer erhöhten Stelle (4Mo 23:9; 14; 28).

Im ersten Spruch kommt zum Ausdruck, was Bileam bemerkt, als er von der Höhe des Berges auf das Volk sieht. Wenn er zwischen den Zelten hindurchgegangen wäre, würde er etwas anderes gehört und gesehen haben. Er beginnt damit, dass er berichtet, woher er kommt, wer ihn hat kommen lassen und was sein Auftrag sein sollte. Es war ihm berichtet worden, dass er kommen sollte, um Jakob zu verfluchen und Israel zu verwünschen. Und er war gekommen.

Aber unter der Macht Gottes kommt kein Fluch aus seinem Mund, sondern Segen. Zunächst verantwortet er sich dafür, dass er nicht verfluchen kann, den Gott nicht verflucht, und nicht den verwünschen kann, den der HERR nicht verwünscht. Dadurch verbindet er den Namen Gottes mit Jakob und den des HERRN mit Israel. Der allmächtige Gott steht dem schwachen, strauchelnden, eigenwilligen Jakob zur Seite. Gott nennt sich selbst den Gott Jakobs. Er wird sich nie von Jakob trennen. Der HERR ist der Name, der an den Bund mit seinem Volk erinnert. Niemals wird Er die Verheißungen auflösen, die in diesem Bund beschlossen liegen, von denen Israel, das Volk der Ratschlüsse Gottes, der Mittelpunkt ist.

Das erste Kennzeichen ist das, dass es ein Volk ist, das abgesondert von allen Nationen wohnt. Das gilt auch für die Christen. Sie sind wohl in der Welt, aber nicht von der Welt (Joh 17:16). Gott hat ein Volk aus den Nationen herausgenommen für sich selbst, für seinen Namen (Apg 15:14). Absonderung ist nicht negativ, es geht nicht darum, von etwas abgesondert zu sein, sondern sie ist positiv, abgesondert zu sein mit einem Ziel, nämlich für Gott zu sein.

Dass Gott sein Volk, früher Israel, heute die Gemeinde, nicht unter die Nationen rechnet, ist seine Sache. In der Praxis ist die Gemeinde nicht abgesondert geblieben. Doch nimmt das nichts von der Wahrheit weg, dass Gott sein Volk nicht unter die Nationen rechnet. So kann auch der Gläubige untreu sein und sich mit der Welt verbinden, etwas, was ausdrücklich gegen den Willen Gottes ist (2Kor 6:14). Aber das neue Leben des Gläubigen hat keinerlei Teil mit der Welt.

Während Balak sein Bestes getan hat, das Volk Gottes so wenig wie möglich unter den Blick Bileams zu bringen (4Mo 22:41), spricht dieser von einem Volk, das ebenso wenig wie der Staub der Erde zu zählen ist (4Mo 23:10; 1Mo 13:16; 1Mo 28:14). Bileam sah nur einen Teil davon, „den vierten Teil“, womit eines von den vier Bannern, in die das Volk unterteilt war (4. Mose 2), gemeint sein könnte. Und doch spricht er von einer zahlenmäßigen Menge dieses Viertels, die nicht berechnet werden kann. Wie groß muss dann wohl das ganze Volk sein?

Wenn er das Volk sieht, denkt er an dessen Zukunft. Er sieht in Wirklichkeit das Ende, das Endziel davon. Dann denkt er an sein eigenes Ende. Er möchte den Tod des Gerechten sterben, aber dennoch als ein Gottloser leben. Er wird den Tod eines Gottlosen sterben, weil er nicht als ein Gerechter leben und zum Volk Gottes gehören wollte, das Gott für sich selbst abgesondert hatte.

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