Numbers 35:6-15

Sechs Zufluchtsstädte

In 2. Mose 21 wird zum ersten Mal ein Zufluchtsort erwähnt (2Mo 21:12-14). Dort betrifft es noch keine Stadt, sondern es geht um den Altar. Einstmals in dem Land würde der Weg nach dem Altar in Jerusalem in vielen Fällen zu weit sein, um vor der Hand des Bluträchers bewahrt zu bleiben (5Mo 19:6). Darum hat Gott Zufluchtsstädte gegeben. Buchstäblich sind das Zufluchtsorte.

In 5. Mose 4 und 19 wird auch auf diese Zufluchtsstädte hingewiesen (5Mo 4:41-43; 5Mo 19:1-13). In Josua 20 werden sie alle sechs genannt und auch als solche ausgewiesen (Jos 20:1-9). In Josua 21 folgt die Verteilung der 48 Levitenstädte, einschließlich der Zufluchtsstädte (Jos 21:1-42).

Die Zeit, die ein Totschläger in einer solchen Stadt zubringen musste, konnte auch manchmal lange dauern. Die ganze Zeit hindurch war er dort als Fremdling unter der direkten Aufsicht der Leviten.

48 Levitenstädte

Die achtundvierzig Städte der Leviten mussten von den anderen Stämmen im Verhältnis ihres Erbteils den Leviten gegeben werden. Die Zahl Achtundvierzig kann als das Resultat der Multiplikation von sechs mit acht betrachtet werden. Sechs ist die Zahl des Menschen, der am sechsten Tag geschaffen worden ist. Die Zahl Acht stellt einen Neubeginn dar. Wir sehen das bei Levi, der wegen seiner Sünde verurteilt wurde, aber bei dem das Urteil durch Gott in einen Neubeginn abgeändert wurde.

Jeder Stamm, der eine Stadt als Levitenstadt zur Verfügung stellte, würde damit Gott seine Dankbarkeit für ein solches Vorrecht beweisen. Es ist für die Gemeinde ein Vorrecht, überall treue Lehrer zu haben, die Belehrungen über Gottes Wort erteilen. Die Wertschätzung dieses Vorrechts soll dadurch zum Ausdruck kommen, dass der Lehrer Gaben empfängt, die nötig sind, damit er seine Zeit für das Studieren und Weitergeben des Wortes Gottes findet (Gal 6:6).

Zufluchtsstädte sind für den Totschläger

Zufluchtsstädte sind für den Totschläger. Bei Totschlag gibt es folgendes zu beachten:

1. Die Tat: Dabei ist zu unterscheiden zwischen einem Totschlag, der ein Unglück darstellt, und einer mit Vorbedacht verübten Tat.

2. Der Totschläger flüchtet in die nächstliegende Zufluchtsstadt, um nicht in die Hände des Bluträchers zu fallen (Der Bluträcher ist die Person, die dem Getöteten am nächsten steht, der für seine Belange aufkommt).

3. Die Ältesten der Zufluchtsstadt untersuchen, ob der Totschlag als Unglück oder mit Willen geschah.

4. Wenn es sich um einen willentlich erfolgten Totschlag zu handeln scheint, wird der Totschläger dem Bluträcher ausgeliefert, der den Totschläger dann tötet.

5. Wenn es sich um einen unbeabsichtigten Totschlag handelt, darf der Totschläger in der Zufluchtsstadt bleiben und ist dort sicher vor der Rache des Bluträchers. Doch er soll dort bis zum Tod des Hohenpriesters bleiben. Wenn er sich zu Lebzeiten des Hohenpriesters außerhalb der Stadt begibt, ist der Bluträcher berechtigt, ihn noch zu töten; Sicherheit gibt es nur in der Zufluchtsstadt.

Drei dieser Städte lagen innerhalb des Landes und drei jenseits des Jordan. Die drei Städte in dem Land lagen alle auf einer Höhe, sodass sie schon von Weitem sichtbar waren (vgl. Mt 5:14-16).

In dem Land konnte es Totschläger geben. Hiermit weist Gott auf abnormale Umstände in dem Land hin. Das Land bedeutete Leben im Überfluss. Aber hier sieht Gott das Gegenteil voraus. In der Anwendung können wir an Israel denken, aber auch an die Christenheit.

Israel hat den Messias getötet, aber es in Unwissenheit getan. Darum gibt es für das Volk Hoffnung. Der Totschlag des Messias wird dem Volk nicht als beabsichtigte Tat angerechnet. Wir hören das aus den Worten des Herrn Jesus am Kreuz (Lk 23:34) und später auch aus dem, was Petrus sagt (Apg 3:17).

Petrus öffnete in Apostelgeschichte 2 bei seinem Aufruf zur Bekehrung in Wirklichkeit die Tore zur Zufluchtsstadt. Dreitausend gaben seinem Wort Gehör und wurden der Gemeinde hinzugefügt (Apg 2:41). Auf sie und alle weiteren Juden, die den Herrn Jesus als ihren Heiland angenommen haben, ist anwendbar was wir in Hebräer 6 lesen: „Die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung“ (Heb 6:18). Das macht Christus zu der wahren Zufluchtsstadt.

Aber nicht nur die Juden sind schuldig am Tod des Herrn Jesus; die Nationen sind es auch. Aber auch sie haben in Unwissenheit gehandelt (1Kor 2:7; 8). Für beide gilt die Gemeinde als Zufluchtsstadt. Die Zufluchtsstadt ist auch ein Bild einer Zufluchtsstätte für Heiden, denn auch Fremdlinge und Beisassen konnten die Vorrechte dieser Zufluchtsstädte nutzen (4Mo 35:15). So wird in Christus Jesus kein Unterschied zwischen Grieche und Jude gemacht. Nichtjuden, die durch Glauben Zuflucht bei Christus suchen, werden in Ihm sicher und bewahrt sein (Röm 8:1).

Aber nicht nur Juden und Nationen sind schuldig. Der Grundsatz des Totschlages ist auch auf die Gemeinde als verantwortliches Zeugnis auf der Erde anwendbar. Im geistlichen Sinn ist die Gemeinde, besser gesagt die Christenheit, auch zum Totschläger geworden. Sie haben den Herrn Jesus um das Haupt-Sein beraubt und es selbst in die Hand genommen. Die Anmaßung, die Rechte des Christus für sich zu beanspruchen, ist am deutlichsten im Papsttum zu sehen. Das Gleiche gilt für alle menschlichen Einrichtungen, die die Wirkung des Geistes Gottes in der Gemeinde leugnen oder einschränken.

Wer sich dessen bewusst wird, wird den Bedarf einer Zufluchtsstätte fühlen. Sie werden nach einer Zufluchtsstadt suchen, wo die Rechte und Ansprüche des Herrn Jesus durch sein Wort und seinen Geist anerkannt werden. In einer solchen Zufluchtsstadt wird der Geist nicht ausgelöscht (1Thes 5:19) durch menschliche Regelungen und Gebote. Die Regeln, die in den Glaubensbekenntnisschriften stehen, aber auch ungeschriebene Regeln der Tradition, sind tödlich für das Beleben des Werkes des Geistes Gottes, der Christus verherrlichen will.

Auch die Gemeinde hat es mit „dem Bluträcher“ zu tun, das ist Gott selbst. Er hat die Zweige des Ölbaumes, das ist Israel, nicht verschont. Er hat das Volk für eine bestimmte Zeit zur Seite gesetzt. Aber ebenso wenig wird Er die Gemeinde, als die bekennende Christenheit gesehen, verschonen, wenn sie nicht in der Einsicht verbleibt, dass sie vollkommen abhängig von Gottes Güte ist (Röm 11:21; 22).

Am deutlichsten gilt es für das Volk Gottes, das im Erbteil wohnt. Da gibt es die Levitenstädte, die zum Teil auch Zufluchtsstädte sind, für Christen, die Totschläger geworden sind. Totschläger ersticken das wahre Leben aus Gott. Wir erkennen sie in Menschen, die bekennen, Christen zu sein, die ein Erbteil beanspruchen, wobei sich ihre wahre Gesinnung darin zeigt, dass sie falsche Lehren bezüglich des Herrn Jesus verkündigen. Sie leugnen die jungfräuliche Geburt, seinen Kreuzestod, seine Auferstehung. Dadurch töten sie den Glauben vieler. Wenn solche Menschen zur Umkehr kommen, können sie ihre Zuflucht zu einer Zufluchtsstadt nehmen.

Die örtliche Gemeinde soll ein sichtbarer Ort sein, eine Stadt, die auf dem Berg liegt, die nicht verborgen sein kann. Dann werden die vielen, die auf der Flucht sind, dahin ihre Zuflucht nehmen können. Sind wir als solche bekannt?

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