‏ Philippians 1:23

Christus durch deinen Leib erheben

Phil 1:19. In Phil 1:12 hatte Paulus gesagt, dass er wollte, dass die Philipper etwas wüssten. Nun sagt er, was er selbst wusste. Etwas zu wissen bedeutet, Kenntnis über etwas zu haben. Inzwischen hast du schon verstanden, dass das Wissen bestimmter Dinge über Gott nicht als Nahrung für deinen Intellekt gedacht ist. Alles, was du über Gott wissen darfst und was Er dir zur Kenntnis gibt, hat Er dir gegeben, damit es etwas in deinem Leben bewirkt. Das betrifft nicht nur die Erkenntnis, die du dir durch Bibelstudium erwirbst. Es betrifft auch die Erfahrungen, die du in deinem Glaubensleben machst. Um das Letztere geht es Paulus hier. Er wusste, dass all das, was ihm widerfuhr und worüber er in den vorherigen Versen gesprochen hat, von Gott benutzt wurde, damit er das Ziel, die Errettung, erreichte.

Die Errettung ist hier natürlich nicht die Errettung mittels des Glaubens (Eph 2:8). Die besaß er bereits. Nein, es geht darum, dass er in dem Bewusstsein lebte, dass alles in der Hand Gottes ist. Deswegen konnte er sicher sein, dass er unversehrt durch alle Umstände hindurchkommen würde. Ja, dass er gewissermaßen durch die Umstände hindurch zum Endziel getragen würde und es sicher erreichen würde. Er sah, dass Gott die Umstände als „Transportmittel“ gebrauchte, um ihn dahin zu bringen, wo Gott ihn haben wollte. Paulus sah alles, was ihm widerfuhr, nicht nur in Beziehung zu dem Hier und Heute – und das ist schon sehr wertvoll –, er betrachtete alles auch aus der Perspektive der Zukunft. All die Ereignisse in seinem Leben waren keine Zufälligkeiten, sondern ein Beitrag zu einem Endergebnis. Ist es nicht eine große Ermutigung, dass du ebenfalls alles, was in deinem Leben geschieht, so sehen darfst?

Paulus findet nicht nur Ruhe bei dem Gedanken, dass alles in der Hand Gottes ist. Er weiß sich auch durch das Gebet der Philipper getragen. Gott gebraucht auch das Gebet der Seinen, um sein Ziel zu erreichen. Darin liegt ein gewaltiger Ansporn für dich und mich, viel für andere zu beten. In Apostelgeschichte 12 findest du ein schönes Beispiel für die Wirkung des Gebets (Apg 12:5-17). Und noch immer sind die Mittel der Fürsorge Gottes für die Seinen nicht erschöpft. Paulus weiß, dass Gott die Umstände regiert und dass andere für ihn beten. Außerdem hat er auch den inneren Beistand oder die Unterstützung des Heiligen Geistes. Jeder Gläubige hat den Heiligen Geist bei seiner Bekehrung empfangen, so dass er in ihm wohnt (Eph 1:13). Es ist der Geist der Sohnschaft, durch den der Gläubige den Vater kennt und Ihn „Abba, Vater“ nennt (Röm 8:15; Gal 4:6). Es ist der Geist, durch den der Gläubige lebt, geleitet wird, wandelt und Frucht bringt (Gal 5:16; 18; 22; 25). Doch hier nennt Paulus ihn „den Geist Jesu Christi“. Das sagt er nicht von ungefähr.

Indem Paulus den Geist so nennt, verbindet er sein Leben in seinen Umständen mit dem Leben des Herrn Jesus, als Er auf der Erde war. Er verbindet sein Leben zugleich mit dem Platz, wo der Herr Jesus jetzt ist. „Jesus“ ist der Name des Herrn in seiner Erniedrigung; „Christus“ ist der Name des Herrn in seiner Erhöhung. Die Umstände, in denen sich der Herr auf der Erde befand, waren um vieles schwerer als die des Paulus. Doch der Herr Jesus tat alles in der Kraft des Heiligen Geistes (Apg 10:38). Der Herr Jesus ist nicht mehr auf der Erde. Er ist verherrlicht im Himmel. Seine Verherrlichung ist der Beweis seines Sieges über Satan, Sünde und Tod. Deshalb war Paulus auch nicht niedergeschlagen, er lebte durch diesen Sieg. Das vollständige Ergebnis würde bei der Errettung am Ende sichtbar sein. Danach hielt er Ausschau.

Phil 1:20. Dass Paulus nicht niedergeschlagen war, zeigt sich darin, dass er mit großem Verlangen danach trachtete, Christus in seinem Leib zu erheben. Christus wird erhoben, wenn Er den Menschen nähergebracht wird. Das kannst du damit vergleichen, wie man mittels eines Teleskops einen Stern heranholt. Der Stern ändert seine Größe nicht. Die Aufmerksamkeit fällt nicht auf das Teleskop. Wenn du das Teleskop nur ansiehst und nicht hindurchschaust, siehst du noch nichts von dem Stern. Genauso will Paulus auch zurücktreten, und genauso müssen auch wir zurücktreten, damit Christus umso mehr gesehen wird. Etwas Ähnliches siehst du bei Johannes dem Täufer (Joh 3:30).

Die Erwartung und Hoffnung, die Paulus erfüllen, haben zwei Seiten. Einerseits rechnet er damit, dass er keinen einzigen Aspekt von dem, was er immer gepredigt und in seinem Leben verwirklicht hatte, widerrufen muss. Seine Gefangenschaft war keine Strafe Gottes für eine falsche Verkündigung oder ein verkehrtes Leben. Im Gegenteil – und das ist die andere Seite – rechnete er darauf, dass es auch jetzt, während er im Gefängnis saß, keine Beschränkung gab, Christus freimütig in seinem Leib zu erheben.

Das Mittel, Christus den Menschen näherzubringen, ist unser Leib. Durch den Leib teilen wir anderen mit, wer wir sind, und zwar durch unser Reden und Handeln. Wenn wir uns selbst für wichtig halten, werden wir so reden und handeln, dass die Aufmerksamkeit sich dadurch auf uns selbst richtet. Wenn wir Christus wichtig finden, werden wir so reden und handeln, dass Er dadurch gesehen wird. Und Paulus fügt noch etwas hinzu: Er wünscht Christus nicht nur durch sein Leben, sondern auch durch seinen Tod an seinem Leib zu erheben. Das ist keine Prahlerei. Es ging ihm nur um eine Sache: die Verherrlichung Christi. Darum ging es in seinem Leben. Darum würde es auch gehen, wenn er sterben müsste. Wenn du dein Leben und deinen Tod so betrachten kannst, was für ein reiches Leben musst du dann haben. Johannes der Täufer war ungefähr 30 Jahre alt, als er wegen seines treuen Zeugnisses enthauptet wurde. Jim Elliot war noch keine 30, als er mit vier anderen jungen Männern von den Auca-Indianern getötet wurde, die sie mit dem Evangelium erreichen wollten. Als 21-jähriger Student schrieb er in sein Tagebuch: „Verzehre mein Leben, Gott, denn es gehört Dir. Ich trachte nicht nach einem langen Leben, sondern nach einem erfüllten Leben, so wie das deine, Herr Jesus.“

Phil 1:21. Solch ein Verlangen wünsche ich dir und mir von Herzen. Solch ein Verlangen wird im Leben von Menschen erfüllt, die es Paulus nachsprechen können, weil sie ihn nachahmen: „Denn das Leben ist für mich Christus, und das Sterben Gewinn.“ Das sagt ein Mann, der bereits einige Jahre seinem Herrn nicht mehr öffentlich dienen konnte. Das muss eine schreckliche Prüfung für ihn gewesen sein. Doch dadurch hatte der Herr selbst den Platz des Werkes eingenommen. Das Leben war für Paulus nicht sein Dienst, sondern das war Christus. Das Leben bestand für ihn aus Christus. Christus war der Inhalt seines Lebens, das Kennzeichen seines Lebensstils. Deshalb war das Sterben auch Gewinn, denn dann würde er bei Christus sein. In 2. Korinther 12 beschreibt er, wie er bereits einen Vorgeschmack davon hatte (2Kor 12:2-4).

Phil 1:22. Wenn Paulus eine Wahl zu treffen hätte, würde es ihm schwerfallen zu wählen. Er besieht die beiden Möglichkeiten nicht in dem Licht dessen, was es kosten würde, sondern im Licht der Vorteile. Ausschlaggebend war bei seiner Wahl das Wohlergehen der Gemeinde. Er kam zu der guten Entscheidung, indem er sich selbst und seine eigenen Belange aus dem Auge verlor und, genau wie Christus, ausschließlich an die Bedürfnisse der Gemeinde dachte. Ihm war sehr klar, dass es Schwierigkeiten bedeuten würde, wenn er am Leben blieb. Diese Mühe nahm er allerdings gern auf sich, weil das Leben ihm Gelegenheiten bot, Christus an seinem Leib zu erheben, um Frucht in seinem Dienst für Ihn hervorzubringen. Das stellt dich vor die Frage, was dir der Mühe wert ist, um am Leben zu bleiben. Lebst du für deine Hobbys, deinen Lieblingssport, deinen stark herausfordernden Beruf usw. oder allein für Christus?

Phil 1:23. Im Abwägen der beiden Möglichkeiten fühlte Paulus sich hin und her geworfen. Beide Möglichkeiten hatten etwas sehr Anziehendes, beide drängten sich ihm auf und stritten um den Vorrang. Da war ein großes Verlangen, „abzuscheiden und bei Christus zu sein“. Das Wort „abscheiden“ bedeutet wörtlich „losmachen“. Es ist ein Wort, das für das Lösen der Taue eines Schiffs gebraucht wird, damit es abfahren kann. Man hört Paulus rufen: „Löse die Taue, die mich an die Erde binden; dann kann ich frei hingehen, um bei Ihm zu sein, nach dem sich mein ganzes Herz sehnt.“ Wenn er so darüber nachdenkt, scheint ihm das doch weit besser zu sein. Es gibt auch nichts, was darüber hinausgeht. Es ist das Paradies (Lk 23:43), wo die Gemeinschaft mit Christus vollkommen und ungestört genossen wird. Solltest du jemals etwas über einen sogenannten „Seelenschlaf“ gehört haben oder einmal davon hören – dieser Vers macht klar, dass das überhaupt nicht stimmt. „Seelenschlaf“ bedeutet, dass ein Gläubiger nach seinem Tod in einem unbewussten Zustand wäre. Doch „bei Christus sein“ deutet auf eine vollständige, bewusste Lebensgemeinschaft mit Christus hin. Es schließt also jeden Gedanken an einen Seelenschlaf aus (Off 6:9; 10).

Phil 1:24. Paulus hat gesagt, was er vorzieht, doch seine Wahl besteht darin, „im Fleisch bleiben“ zu wollen. Das bedeutet natürlich, dass er in seinem Leib bleiben will, dass er am Leben bleiben will. Bei seinem Abwägen hat er der Notwendigkeit des Dienstes für andere das größere Gewicht gegeben. In Paulus siehst du den wahren Diener. Er denkt an das, was für die anderen nützlich und nötig ist und gibt nicht seinem eigenen Wunsch den Vorrang. Davon können du und ich durchaus noch einiges lernen.

Lies noch einmal Philipper 1,19–24.

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