‏ Philippians 2:8

Die Gesinnung des Herrn Jesus

Phil 2:6. Die Gesinnung des Herrn Jesus verdient in den folgenden Versen deine völlige Aufmerksamkeit. Wir sind nur dann in der Lage, das zu tun, was in den vorigen Versen gesagt wurde, wenn wir sie in uns aufnehmen und uns aneignen. Dann können wir alle Konflikte lösen und in Einheit weitergehen.

Die Gesinnung des Herrn Jesus kommt in seiner Erniedrigung zum Ausdruck. Jede Einzelheit seines Weges hinab war für Ihn eine Erniedrigung. Er konnte nicht höher beginnen und nicht tiefer enden. Und jeden Schritt seiner Erniedrigung tat Er vollkommen freiwillig. Dazu kommt auch noch, dass der Herr Jesus nicht jedes Mal einen Schritt hinab tat und in diesem Schritt zeigte, wie sehr Er sich selbst erniedrigte. Was Er getan hat, war beständig in seinem Leben auf der Erde vorhanden. Da siehst du die Bedeutung des Wortes „zu nichts machen“ (o. entäußern). Das heißt so viel wie, Abschied zu nehmen von einem guten Ruf. Er hat sich selbst dessen entäußert, was Er als Gott besaß. Nichts davon hat Er für sein eigenes Interesse gebraucht. Als Er auf die Erde kam, war nichts von seiner göttlichen Herrlichkeit zu sehen (Jes 53:2; 3). Sein Herz war von der wunderbaren Gesinnung erfüllt, die hier beschrieben wird. Sein ganzes Dasein auf der Erde war von dieser Wirklichkeit erfüllt. Jedes Wort und jede Handlung kamen daraus hervor. In einem Gläubigen wird diese Gesinnung möglicherweise mal gesehen, doch inwieweit sind wir davon erfüllt?

Die Beschreibung beginnt damit, dass Er „in Gestalt Gottes war“. Das macht deutlich, dass Er wahrhaftig Gott war. Das blieb Er auch, als Er Mensch wurde, denn Gott kann nicht aufhören, Gott zu sein. Gott hat allerdings das Recht und die Möglichkeit, sich auf eine Weise zu offenbaren, die den Umständen angemessen ist. Seine Erniedrigung ist der Beweis dafür, dass Er Gott ist, denn nur Gott hat das souveräne Recht, seine absolute Gottheit auf diese Weise zu verhüllen. Dass Er das tut, ist das Ergebnis seiner Liebe. Er blieb, auch als Er auf der Erde war, in der Gestalt Gottes. Er gab seine Gottheit nicht auf, wohl aber alle Rechte und Vorrechte, die Er auch auf der Erde hätte in Anspruch nehmen können. Dort, wo Er göttliche Kraft zeigt, geschieht das niemals für sich selbst, sondern immer für andere, und niemals in Unabhängigkeit von Gott.

Weil Er Gott war, bedeutete es für Ihn keinen Raub, Gott gleich zu sein. Er eignete sich nichts an, was nicht von Ihm selbst war. Der Herr Jesus war Gott, Er war Gott der Sohn von Ewigkeit. Er hatte eine Vor-Existenz beim Vater, bevor die Welt da war (Joh 1:1; Joh 17:5). Er war bei dem Vater, bevor die Welt war. Was Er von Ewigkeit her war, achtete Er nicht für einen Raub im Sinne von Gewinn. Vor langer Zeit hatte die Schlange Adam vorgegaukelt, Gott gleich sein zu können. Adam hatte das nicht und versuchte, es zu rauben. Der „letzte Adam“, der Herr Jesus, war Gott. Er achtete es nicht für einen Raub, sondern machte sich zu nichts, entäußerte sich selbst. Das griechische Wort, das mit „Raub“ übersetzt ist, bezeichnet nämlich nicht nur etwas, das gestohlen werden kann; es bedeutet auch etwas Wertvolles, das man nicht gern preisgibt. Dafür musste Er den Menschen gleich werden.

Phil 2:7. Er musste an seiner eigenen Schöpfung teilnehmen und in seiner eigenen Schöpfung als Knecht Dienst tun. Kann man sich einen größeren Kontrast denken? Er war der Gebieter und wurde Diener. Er, der Aufträge gab, bekam sie nun selbst. Ist es nicht eins der größten Probleme für dich und mich, auf unsere Rechte zu verzichten und dem anderen zu dienen? Der Herr Jesus tat das. Er hat sich selbst völlig zu nichts gemacht. Er ist unser Vorbild, wir können es nur von Ihm lernen.

Es ist auch von großer Bedeutung zu sehen, wie sein Knechtsein vollständig mit seinem Menschsein verwoben ist. Er hätte als Mensch auf die Erde kommen und erst später entscheiden können, Knecht zu werden. Aber Er tat das nicht. Genauso wie Er in Gestalt Gottes war und ist, was auf seine wesensmäßige und wahrhaftige Gottheit hinweist, hat Er die Gestalt eines Knechtes angenommen. Er hat nicht nur die Kleidung eines Knechtes angezogen und die Rolle eines Knechtes angenommen. Er hat sich nicht als Knecht ausgegeben, nein, Er war wesensmäßig und wahrhaftig Knecht, sowohl innerlich als äußerlich. Sein Wesen war Gehorsam, das Einzige, was das Leben eines Knechtes ausmacht.

Und es geht noch weiter: Er bleibt auch für immer Knecht (Lk 12:37), genauso wie diese vollkommene Person immer Mensch bleiben wird. Die Gestalt Gottes hat Er nicht angenommen, Er war Gott – die Gestalt eines Knechtes aber wohl, denn das wurde Er. Die Gesinnung des Dienens und der Knechtschaft ist besonders schön in der Fußwaschung in Johannes 13 zu sehen (Joh 13:1-17; Lk 22:27). Noch einmal: Er ist unser Vorbild. So wie Er zu uns gekommen ist, als Knecht, in seiner Kleidung als Knecht, so sollen auch wir einander begegnen in der Bereitschaft, einander in Demut zu dienen (1Pet 5:5). Die Kleidung eines Knechtes ziehen wir nicht so schnell an. Wir finden, dass sie uns nicht steht, wir fühlen uns darin nicht so wohl. Oder manchmal doch?

Phil 2:8. Die Menschheit des Herrn Jesus wird hier betont. Er ist in Gleichheit der Menschen geworden und wurde auch äußerlich als ein Mensch erfunden. Dass Er äußerlich „wie ein Mensch erfunden“ wurde, bezieht sich nicht in erster Linie darauf, was andere Menschen in Ihm fanden, sondern was Gott in Ihm fand. Gott hat im Herrn Jesus einen Menschen gesehen, wie Er ihn sich wünschte. Er war voller Freude über alles, was äußerlich von Ihm sichtbar wurde, jede Tat, jedes Wort, seine ganze Haltung. Er gab deshalb sein Zeugnis aus dem Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3:17).

Er war der Mensch, der allem entsprach, was Gott mit dem Menschen beabsichtigt hatte. Er war wirklich Mensch, nicht Gott in einer menschlichen Hülle. Er sah nicht nur aus wie ein Mensch, Er war ihm völlig gleich (Röm 8:3), ausgenommen die Sünde (Heb 4:15). Die Menschen konnten Ihn sehen und hören, sie konnten verstehen, was Er sagte und tat. Er war (und ist noch immer) wahrhaftig Mensch mit einem menschlichen Geist und einer menschlichen Seele und einem menschlichen Körper.

Als Er auf der Erde war, fiel Er unter den Menschen nicht auf. Er lief nicht mit einem Heiligenschein herum, so dass jeder an Ihm sehen konnte, dass Er etwas Besonderes war. Als man Ihn gefangen nehmen wollte, musste Judas den Feinden auf besondere Weise zeigen, wen sie gefangen nehmen sollten (Mt 26:48). Die Menschen in seiner Umgebung haben gesehen, dass Er ermüdet war und dass Er Hunger und Durst haben konnte. Er kannte alle Schwachheiten eines Menschen. Als Mensch wurde Er zwar auf eine völlig einzigartige Weise geboren – durch seine Geburt aus Maria ist Er wahrhaftig Mensch –, doch Er wurde nicht von einem sündigen Vater gezeugt, sondern durch den Heiligen Geist (Mt 1:20; Lk 1:35). Dies ändert nichts an seiner vollkommenen und freiwilligen Erniedrigung, einer Erniedrigung, die ihr Ende noch nicht erreicht hatte. Ist es für uns nicht schwierig, unauffällig unseren Weg zu gehen? Er hätte sich mit aller Ehre umgeben können, als Er seine Schöpfung betrat. Er hätte sich Zeit seines Lebens auf der Erde mit allem, was Eindruck auf Menschen macht, umgeben können. Er entschied sich dafür, in einem verachteten, abseits gelegenen Flecken – Nazareth – bei einer unbedeutenden Familie seine Laufbahn auf der Erde zu beginnen.

Es war für Ihn eine Erniedrigung, Mensch zu werden. Es war eine Erniedrigung, als Mensch Knecht zu sein. Doch seine Erniedrigung als Mensch und Knecht war nicht genug. Er konnte sich noch tiefer erniedrigen. Deswegen ging Er noch tiefer. Er hätte nach vollbrachtem Dienst zu seinem Vater zurückkehren können. Er brauchte nicht zu sterben. Doch Er wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Er hat sich völlig zu nichts gemacht. Er dachte nur an andere. Er, der den Gehorsam nicht kannte, wurde gehorsam bis zum Tod. Der Herr kannte den Gehorsam nicht. Im Himmel konnte Er damit nicht vertraut gemacht werden. Dort gab Er Engeln Befehle, und sie gehorchten Ihm (Heb 1:7). Für den Herrn Jesus war das Lernen des Gehorsams etwas anders, als wenn wir lernen, gehorsam zu sein. Wir sind von Natur aus ungehorsam (Eph 5:6). Wir lernen Gehorsam durch Korrektur. Das war bei Ihm nicht so. Bei Ihm brauchte nie etwas korrigiert zu werden. Bei Ihm gab es keinen aufsässigen Willen, es gab nichts, das nicht unterwürfig war. Das Lernen des Gehorsams bedeutete für Ihn, eine Stellung einzunehmen, wo es zu gehorchen galt. Er hatte nie eine Stellung eingenommen, die Gehorsam erforderte. Das lernte Er, als Er auf die Erde kam (Heb 5:8).

Sein Gehorsam fand seinen Höhepunkt in seinem Sterben. Sein Tod war der äußerste Gehorsam, dessen Schlusspunkt. Danach konnte nichts mehr kommen. Doch seine Erniedrigung konnte noch weiter gehen und macht zugleich die Weise, wie sein Gehorsam endete, beispiellos. Es ist der Kreuzestod, die schrecklichste und verächtlichste Form, wie ein Mensch sterben kann. So richtete man nur einen ungehorsamen Sklaven hin. Du kannst dir keinen Tod vorstellen, der noch erniedrigender ist. Diesen Tod starb der vollkommene Diener. Freiwillig und mit keinem anderen Wunsch, als vollkommen gehorsam zu sein, beendete Er auf diese Weise seine Laufbahn auf der Erde. Er hat immer den niedrigsten Platz eingenommen: bei seiner Geburt in Bethlehem, während seines Lebens in seinem Umgang mit den Menschen und schließlich auch in seinem Tod. Er ließ es zu, dass Menschen, denen Er allein dienen wollte, Ihn auf die höchst unehrenhafte Weise ums Leben brachten. Er, der so hoch erhoben war, ging den Weg bis zur tiefsten Erniedrigung. Er sah von allen Rechten ab, die Ihm zu Eigen waren, sowohl im Himmel als auch auf der Erde, um seinen Feinden zu dienen. Er kam von großer Höhe hinab, freiwillig, getrieben durch die Liebe zu seinem Gott und Vater. Sollte diese große Erniedrigung dich und mich nicht bereit machen, um einen verhältnismäßig kleinen Schritt nach unten zu machen und anderen zu dienen? Diese Gesinnung geziemt sich für uns.

Lies noch einmal Philipper 2,6–8.

Frage oder Aufgabe: Überdenke noch einmal die Schritte der Erniedrigung, die der Herr Jesus gegangen ist, bete Ihn dafür an und bitte Ihn, dir zu helfen, seinem Vorbild in seiner Gesinnung zu folgen.

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