Proverbs 2:6

Weisheit als Schutz

In den vorherigen Versen hat der Vater seinen Sohn dazu aufgerufen, Weisheit zu suchen. Jetzt sagt er, dass der HERR sie gibt (Spr 2:6). Gott ist die Quelle der Weisheit. Die Suche nach Weisheit führt zum HERRN selbst. Denn alle Weisheit kommt von Ihm. Außer Ihm gibt es keine Weisheit. Wenn wir auf die Worte hören, die Er spricht, hören wir „Erkenntnis und Verständnis“, denn sie kommen aus seinem Mund. Auf die Weisheit zu hören, heißt auf Ihn zu hören.

Wir sind verantwortlich, Gottes Weisheit in Christus zu suchen. Wenn wir das mit einem verlangenden Herzen tun, gibt Gott sie uns. Hier finden wir sowohl die Seite unserer Verantwortung als auch die Seite Gottes. Wenn wir danach suchen, wird Gott geben (Mt 7:7). Es geht darum, Weisheit im Wort Gottes zu suchen, also in den Worten, die Er gesprochen und festgelegt hat. Außerhalb oder getrennt vom Wort Gottes ist es nicht möglich, Weisheit zu finden.

Gott hält Weisheit im Vorrat bereit, die Er für jeden aufbewahrt, der aufrichtig ist und Ihn darum bittet (Spr 2:7). Für solche, die in Aufrichtigkeit ihren Weg gehen, ist Er „ein Schild“ (1Mo 15:1; 5Mo 33:29). Er ist ihr Beschützer. Hier sehen wir wieder zuerst die Gesinnung (aufrichtig sein) und dann die mit dieser Gesinnung verbundene Praxis (in Lauterkeit wandeln).

Er beschützt sie zu dem Zweck, dass sie auf dem Pfad, den sie gehen, das Recht behüten (Spr 2:8). Gott möchte, dass die Seinen in Übereinstimmung mit dem Recht handeln, mit dem, was für Ihn recht ist. Wenn sie das tun, wird dies zur Folge haben, dass Er sie auf ihrem Lebensweg bewahrt. Er tut dies mit „seinen Frommen“, das sind die Treuen seines Volkes, die Ihm treu sind und Ihn in ihrem Leben ehren.

Dies hat wohltuende Folgen. Der Sohn wird geistliche Fähigkeiten und geistliche Einsicht entwickeln, um „Gerechtigkeit“ und „Recht und Geradheit“ zu verstehen (Spr 2:9; vgl. Spr 1:3). „Gerechtigkeit verstehen“ bedeutet: Der Sohn versteht, dass er Gott geben muss, worauf Er ein Recht hat, aber auch den Menschen um ihn herum das zu geben, worauf sie ein Recht haben. „Recht verstehen“ heißt für ihn zu verstehen, das Richtige zu tun. Wenn er das Richtige oder Gute tut, ist er gerecht. „Geradheit“ bezieht sich mehr auf das Innere. Es handelt sich um die Aufrichtigkeit des Herzens, aus der heraus man nach bestem Wissen und Gewissen handelt. Wenn diese Merkmale bei ihm vorhanden sind, wird er den richtigen Weg wählen und darauf bleiben. „Jede Bahn des Guten“ bedeutet sowohl auf eine gute Art zu leben, als auch das zu tun, was zum Guten führt.

Die Spr 2:10; 11 erklären, warum der Sohn den richtigen Weg der vorherigen Verse gehen kann: Die Weisheit wird in sein Herz, in sein inneres Leben einziehen (Spr 2:10). Wenn Weisheit im Herzen wohnt, im „Hauptsitz“ des Lebens, werden die richtigen Entscheidungen getroffen. Dann wählt man auch die Bahn des Guten, auf der man immer nach den Normen der Gerechtigkeit, des Rechts und der Geradheit lebt (Spr 2:9).

Die Erkenntnis wird der „Seele“ lieblich sein, was mehr mit dem Gefühlsleben zu tun hat. Wenn ein Mensch Weisheit in seinem Herzen hat, wirkt es sich direkt auf das aus, was der Seele lieblich ist. Dann hat die Seele ein großes Verlangen danach, in der Erkenntnis Gottes zu wachsen, seinen Willen zu erkennen und zu tun. Dann ist der Wunsch da nach der vernünftigen, unverfälschten Milch des Wortes Gottes (1Pet 2:2), weil sie so gut schmeckt.

Wenn im Herzen Weisheit vorhanden ist und die Erkenntnis für die Seele angenehm ist, können „Besonnenheit“ und „Verständnis“ oder Unterscheidungsvermögen ihre bewahrende Aufgabe ausführen (Spr 2:11; vgl. Spr 1:4; 5). Die Stärke dieser Tugenden besteht nämlich im Beobachten und Beschützen. Wer besonnen ist und Verständnis hat, wird davor bewahrt, einen falschen Weg zu gehen oder zur Sünde versucht zu werden. Spontanität gilt in unserer Zeit als Tugend, aber wie oft ist diese Eigenschaft eine Quelle des Elends. Besonnenheit oder Nachdenklichkeit ist etwas anderes als Unentschlossenheit oder Zögern. Dazu gehört nämlich auch, sich mit dem Herrn und mit anderen zu beraten und entsprechend aus Überzeugung zu handeln.

In den folgenden Versen beschreibt der Vater seinem Sohn den falschen Weg (Spr 2:12-15) und wie er von der Sünde versucht wird (Spr 2:16-19).

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