‏ Proverbs 3:5

Vertraue auf den HERRN

Der dritte Rat ist, von ganzem Herzen auf den HERRN zu vertrauen und nichts vom eigenen Verstand zu erwarten (Spr 3:5). Vertrauen mit ganzem Herzen heißt, dass das ganze innere Leben (der Wille, die Gefühle und der Verstand) auf Gott ausgerichtet ist. Es geht um ein aktives Vertrauen auf Ihn; jede Minute unseres Lebens, wo immer wir sind, ob zu Hause, in Gesellschaft, in der Schule, bei der Arbeit oder in der Gemeinde oder was auch immer wir tun.

Von keiner Kreatur oder dem, was sie vielleicht hat oder kann, auch nicht von uns selbst, sollten wir in dieser Hinsicht Hilfe erwarten (siehe dazu 2Chr 14:10). Hier geht es nicht um den Gegensatz zwischen Herz und Einsicht (oder Verstand), sondern um den Gegensatz zwischen eigener Einsicht (oder eigenem Verstand) und dem Herrn. Wir sollen auf den Herrn vertrauen und nicht auf uns selbst.

Außerdem rät der Vater seinem Sohn, Gott auf allen seinen Wegen zu erkennen (Spr 3:6). „Alle deine Wege“ bedeutet, sein ganzes Planen, Reden und Handeln. Es geht nicht nur um Krisensituationen, in denen große und wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Wenn wir Ihn in alle täglichen Dinge einbeziehen, werden wir automatisch auch mit großen Dingen zu Ihm gehen. Ihn auf allen unseren Wegen zu erkennen, heißt, alles mit Ihm anzufangen, durchzuführen und zu beenden. Das erfordert in jedem Bereich unseres Lebens Gehorsam und Hingabe.

Das bedeutet auch, dass Er uns nicht seine Gedanken und Pläne diktiert und auferlegt. Er erlaubt uns, die Initiative zu ergreifen und einen Weg zu planen; und dann lädt Er uns dazu ein, unsere Absichten mit Ihm zu besprechen, so dass wir davor bewahrt werden, einen Weg zu planen, der zum Tod führt (vgl. Jak 4:15; Apg 18:21). Wir wissen nicht, wie unser Weg verläuft. Das ist auch nicht notwendig, wenn wir Ihn kennen, also in Gemeinschaft mit Ihm leben, der den Weg kennt.

Ihn zu erkennen, bedeutet für uns, Ihn in alles einzubeziehen, immer auf Ihn zu schauen, Ihn immer vor Augen zu haben, Ihn als den zu betrachten, der immer bei uns ist. Wir tun dies, indem wir sein Wort in all unseren Plänen mit zu Rate ziehen und uns von Ihm beraten lassen: „Deine Zeugnisse sind auch meine Wonne, meine Ratgeber“ (Ps 119:24). Dazu gehört, dass wir durch den Geist wandeln (Gal 5:16).

Es geht hier um eine völlige Hingabe: unser ganzes Herz und alle unsere Wege. Wenn wir Ihm von ganzem Herzen vertrauen und Ihn auf allen unseren Wegen erkennen, verspricht Er, dass Er unsere Wege gerade macht. Er wird uns zu dem Ziel führen, das wir uns von Ihm erbeten haben. Dieses Ziel ist letztendlich Er selbst. Die geraden Wege stehen im Gegensatz zu den verschlungenen Wegen, die der Mensch geht, der Ihn nicht erkennt. Kein Mensch kann seine eigenen Pfade gerade machen: „Ich weiß, HERR, dass nicht beim Menschen sein Weg steht, nicht bei dem Mann, der da wandelt, seinen Gang zu richten“ (Jer 10:23).

Das heißt nicht, dass die Pfade in unseren Augen leicht und gerade sind. Aus unserer Sicht kann es eine kurvenreiche und schwierige Strecke sein, aber wir dürfen wissen, dass alle ihre Kurven vom Herrn vorgesehen sind, als Teil des Prozesses seines Wirkens in uns. Sein Ziel ist es, dass wir einen Pfad gehen, der zu unserer Gleichförmigkeit mit Christus führt. Das macht für Ihn und somit auch für uns den geraden Pfad aus.

Hier handelt es sich, wie auch bei so vielen anderen Sprüchen in diesem Buch, um eine allgemeine Wahrheit und nicht um etwas, was immer ausnahmslos wahr ist. Nehmen wir als Beispiel den englischen Spruch: „An apple a day keeps the doctor away“ („Ein Apfel am Tag hält den Arzt fern“). Dieser besagt nicht, dass wir immer gesund bleiben, wenn wir jeden Tag einen Apfel essen, sondern dass es gesund ist, einen Apfel am Tag zu essen. Das ist kein Spruch, der garantiert, dass wir niemals krank werden, wenn wir Äpfel essen. Sprüche sind Stücke aus dem Leben, die zeigen, wie das Leben normalerweise funktioniert, ohne zu sagen, dass es immer und überall so funktioniert. Es kann durchaus wichtige Faktoren geben, die eine direkte Erfüllung verzögern. Solche Faktoren sind uns nicht immer bekannt, aber Gott kennt sie und gebraucht sie für seinen Plan mit unserem Leben.

Sprüche sind keine Verheißungen Gottes für das Hier und Jetzt, die wir beanspruchen können. Wenn wir das denken, ziehen wir die falschen Schlüsse. Sprüche geben Beobachtungen wieder, die sich im Lauf der Zeit als wahr erwiesen haben.

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