Psalms 13:2

Klage: Bis wann?

Viermal in diesen beiden Versen stellt David die Frage: „Bis wann?“. Die Fragen kommen aus einer Seele, die sich in großer Bedrängnis befindet und schon lange in ihr ist, während es kein Ende zu geben scheint. Er sehnt sich nach Erlösung, nach dem Ende seines Elends. Es ist also nicht nur das Stellen einer Frage, sondern das verzweifelte Fragen, das fast hoffnungslose Fragen, das intensive Ringen mit einer Frage (vgl. Mt 11:2; 3).

Die Tiefe der Not wird durch die viermalige Wiederholung der Worte „bis wann“ ausgedrückt. Seine Frage ist nicht „warum“, sondern „bis wann“. Er ist sich sicher, dass eine neue Zeit anbrechen wird. Aber wie lange dauert es noch bevor diese Zeit anbricht? Kann er so lange durchhalten?

Die erste Frage „bis wann“ bezieht sich nicht auf seine Feinde. Diese nennt er zuletzt. Er beginnt mit Gott als der Ursache der Not, in der er sich befindet. Es ist mit ihm wie mit Hiob, der auch nicht sagt, dass Satan genommen hat, sondern „der HERR hat gegeben und der HERR hat genommen“ (Hiob 1:21b). Sein schlimmster Kampf ist, dass Gott ihn vergessen hat, zumindest empfindet er das so (Ps 13:2). Bis wann wird Er das noch tun? Und, so ruft er es aus, wird Gott es „für immer“ tun, fortwährend, wird Er nie wieder an ihn denken?

Gott scheint nicht mehr an ihn zu denken (vgl. Jes 49:14). Dies ist die größte Not, die einen Gläubigen quälen kann. Wenn man vergessen wird, wenn niemand nach einem fragt, kommt einem der Gedanke hoch, dass man nicht interessant ist, dass man nicht zählt. Das ist bereits dann der Fall, wenn die Leute sich nicht um dich kümmern. Das ist vor allem dann der Fall, wenn du das Gefühl hast, dass Gott kein Interesse mehr an dir hat.

Die zweite „bis wann“ Frage wird von David gestellt, weil Gott aus seinem Blickfeld verschwunden ist. Er weiß, dass Gott da ist, aber Gott zeigt sich nicht. Gott mag ihn vergessen haben, aber er hat Gott nicht vergessen. Dann entdeckt er zu seiner Bestürzung, dass Gott unauffindbar ist. David ist verzweifelt auf der Suche nach Ihm, aber Er hat sich verborgen. Das macht seine Einsamkeit und Verzweiflung noch größer.

Dass Gott sein Angesicht, d. h. sich selbst, in einer Zeit der Not verbirgt, ist der Fluch des Bundes (vgl. Ps 10:1; Ps 22:2). Es ist das Gegenteil des priesterlichen Segens in 4. Mose 6 (4Mo 6:24-26). Es geht um die Frage, wie Gott ihm seine Bundestreue, seine Güte, verweigern kann. David spricht hier als der Mund des Überrestes.

Er hegt alle möglichen Pläne in seiner Seele und er berät sich darüber, wie er durch sein Elend hindurch kommen kann, jetzt, da er sich offensichtlich nicht an Gott wenden kann (Ps 13:3). Er quält seine Gedanken darüber, bis wann er noch ausharren wird, während Gott der große Abwesende ist und er nichts von Ihm entdecken kann. Es verursacht eine unaufhörliche Trauer in seinem Herzen, tief in seinem Inneren, die er „bei Tag“, dass ist, Tag für Tag, fühlt.

Und dann gibt es noch seine Feinde, die sich groß machen und sich über ihn erheben. Sie stehen am Rande seiner Existenz, sie umgeben ihn ständig. Jetzt, da Gott, der im Zentrum seiner Existenz steht, sich von ihm zurückgezogen hat, bedrängen ihn die Feinde umso stärker. Wie schon gesagt, spricht er erst jetzt von seinen Feinden, nachdem er zunächst seine größte Sorge darüber zum Ausdruck gebracht hat, dass Gott sich nicht zeigt.

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