Psalms 132:7

Einleitung

Nachdem das Fundament der Gemeinschaft mit dem HERRN durch den Versöhnungstag gelegt wurde (Psalm 131), hat der Überrest die richtige Einstellung, dem HERRN zu nahen (Psalm 132). Dadurch wird die Aufmerksamkeit auf den Ort gelenkt, den der HERR erwählt hat, um seinen Namen dahin zu setzen (5Mo 12:5).

Der treue Überrest der zwölf Stämme hat nun auch die richtige Gesinnung, um den Herrn zu bitten, die Wünsche Davids zu erfüllen. Der Tempel in Jerusalem wird wiederaufgebaut (Hesekiel 40–43). Die Schechina, die Wolke der Gegenwart Gottes, das sichtbare Symbol seiner Gegenwart, kehrt nach Jerusalem zurück (Hes 43:1-5). Dann erfüllt sich, was Haggaï prophezeit hat: „Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste, spricht der HERR der Heerscharen“ (Hag 2:9).

Nach Psalm 131 geht es dem Pilger nicht mehr um sich selbst, sondern nur noch um das Haus Gottes (Psalm 132), um die Gemeinschaft mit seinen Mitpilgern (Psalm 133) und um die Anbetung Gottes in seinem Haus (Psalm 134). In Psalm 132 denkt er an den Ursprung des Hauses, wo er sein will, weil der HERR dort wohnt.

Psalm 132 zeigt Christus, den Sohn Davids, als den König, der das Haus Gottes bauen wird. Psalm 133 zeigt Christus als den Priester, der den Heiligen Geist im Überrest wirken lässt, mit dem Ergebnis, dass die Feindschaft zwischen dem Zweistämmereich und dem Zehnstämmereich für immer beendet ist.

Der Bau des Hauses Gottes ist mit zwei Königen verbunden, die gemeinsam auf Christus hinweisen: David, ein Bild für den leidenden Christus, und Salomo, ein Bild für den verherrlichten Christus. David hatte den Wunsch, das Haus für den HERRN zu bauen; Salomo wurde beauftragt und bevollmächtigt, dies zu tun.

Einteilung des Psalms

Die Aufteilung von Psalm 132 ist bemerkenswert. Die zweite Hälfte des Psalms ist nämlich genau das Gegenstück zu seinem ersten Teil:

A David hat dem HERRN geschworen (Ps 132:2)

--B Was David geschworen hat (Ps 132:3-5)

----C Ort für die Bundeslade gesucht (Ps 132:6; 7)

------D Gebet für einen Ruheplatz (Ps 132:8)

--------E Gebet für Priester und Fromme (Ps 132:9)

----------F Gebet für den Gesalbten (Ps 132:10)

A Der HERR hat David geschworen (Ps 132:11a)

--B Was der HERR geschworen hat (Ps 132:11b; 12)

----C Ort für die Bundeslade ausgewählt (Ps 132:13)

------D Ruheplatz festgestellt (Ps 132:14; 15)

--------E Verheißung für Priester und Fromme (Ps 132:16)

----------F Verheißungen für den Gesalbten (Ps 132:17; 18)

In den Ps 132:2-10 geht es darum, was David für den HERRN tun wollte, in den Ps 132:11-18 darum, was der HERR für David tun wird. Alles, was in der ersten Hälfte aufgrund von Davids Eid erbeten wird, wird in der zweiten Hälfte aufgrund des Eides des HERRN erhört.

Es erinnert an die Verheißung des HERRN an David bezüglich des Baus des Tempels. David wollte dem HERRN ein Haus bauen, aber der HERR antwortete ihm, dass Er David ein Haus bauen werde. Diese Verheißung ist so wichtig, dass der HERR sie mit einem Eid bestätigte (Ps 132:11; Ps 89:3; 4; 2Sam 7:11).

Der Psalm ist höchstwahrscheinlich von Salomo. Die Ps 132:8-10 entsprechen nämlich einigen Versen aus dem Gebet, das Salomo bei der Einweihung des Tempels betet (2Chr 6:41; 42). Salomo, der Sohn Davids, ist ein Schattenbild des großen Sohnes Davids, der sagte: „Siehe, mehr als Salomo ist hier“ (Mt 12:42). Er ist der Sohn Davids, der König im Friedensreich sein wird.

Wir hören hier die Stimme des Geistes der Prophetie, der in der Endzeit in dem gläubigen Überrest wirkt. Sie freuen sich auf die Erfüllung der Verheißungen Gottes an David. Zu diesen Verheißungen gehören insbesondere die ewige Herrschaft des Geschlechts Davids, das Christus ist, und die Anbetung Gottes in Gerechtigkeit in Zion. In diesem Psalm sind also das Königtum und das Priestertum des Herrn Jesus in besonderer Weise miteinander verbunden. Im Messias wird sich alles in diesem Psalm erfüllen.

Wir sehen den Überrest der zwölf Stämme auf dem Weg zum Haus Gottes. Dabei nehmen sie die Worte dieses Psalms auf ihre Lippen. Dies sind die Tage, die die Wiederherstellung des Volkes als Gottes Volk ankündigen. Dabei erwarten sie die baldige Erfüllung der Verheißung, dass Gott im Messias seinen Platz unter ihnen einnehmen wird, an dem Ort, den Er erwählt hat, um seinen Namen dahin zu setzen.

Eine Stätte für den HERRN

Für den Ausdruck „Stufenlied“ siehe die Einleitung zu Psalm 120.

Dieses „Stufenlied“, das dreizehnte, beginnt mit dem Gebet an den HERRN, Er möge „dem David all seine Mühsal“ gedenken (Ps 132:1). Das hebräische Wort für „gedenken“ bedeutet nicht nur „an etwas denken“, „sich an etwas erinnern“, sondern „handeln, weil man an etwas denkt“. Das Gedenken ist eine Tätigkeit der ganzen Person.

Der Beter denkt nicht an die schwierigen Wege, die David gegangen ist, sondern an alle seine Bemühungen, Gott eine Wohnung zu bauen (1Chr 22:14). Das wird in den folgenden Versen deutlich. Auf all seinen Wanderungen und in all seinen Kämpfen hatte er immer dieses Ziel vor Augen. Als ein Mann nach dem Herzen Gottes (1Sam 13:14) suchte er immer danach, dem HERRN zu gefallen. Deshalb hatte er auch den starken Wunsch, ein Haus für Ihn zu bauen. Den gleichen Wunsch, den König David hatte, haben alle zurückgekehrten Stämme, also der Überrest Israels.

Das gilt ganz besonders für den großen Sohn Davids, den Herrn Jesus, der durch sein Leiden die Gemeinde gebildet hat, in der Er und Gott jetzt wohnen. Das Leiden des Herrn Jesus kann auch für uns der Anlass sein, Gott für das zu bitten, was jetzt sein Haus ist: die Gemeinde des lebendigen Gottes (1Tim 3:15). Unser Gebet kann sein, dass Er bei denen, die sich als sein Haus versammeln, eine Stätte der Ruhe findet.

Im Hinblick auf eine Wohnstätte für Gott schwor David „dem HERRN“ und tat „dem Mächtigen Jakobs“ ein Gelübde (Ps 132:2). Jakob spricht von „den Händen des Mächtigen Jakobs“, wenn er Joseph segnet (1Mo 49:24; vgl. Jes 49:26; Jes 60:16). Es ist einer der drei Titel des HERRN im Zusammenhang mit den Patriarchen: Er ist der Schild Abrahams (1Mo 15:1), die Furcht Isaaks (1Mo 31:42; 53) – das heißt, Isaak fürchtete Gott oder hatte Ehrfurcht vor Ihm (1Mo 27:33) – und hier der Mächtige Jakobs.

Mit diesem Namen verbindet sich der mächtige Gott mit der Schwäche Jakobs, in dem hier das ganze Volk, alle zwölf Stämme, in ihrer Schwäche dargestellt werden. Dieser Name wird auch in Ps 132:5 noch einmal erwähnt. Er unterstreicht, dass all dieses Streben, einen Ort zu finden, an dem Gott wohnen kann, in Schwachheit geschieht, aber durch seine Macht zu Ergebnissen führt. Er weist auch darauf hin, dass seine Macht jeden Widerstand ausschaltet, der diese Absicht zu verhindern sucht.

Zu welchem Zeitpunkt in seinem Leben David seinen Eid geschworen hat, ist in der Schrift nicht überliefert. Es ist möglich, dass er es in der Zeit tat, als er König wurde. Dann baute er sich einen prächtigen Palast, während die Bundeslade des HERRN in einem einfachen Zelt stand (2Sam 7:2). David ist in seinem Streben nach einer Wohnung für Gott ein Bild für den Herrn Jesus, der von sich selbst sagt, dass der Eifer für das Haus Gottes Ihn verzehrt hat (Joh 2:17; Ps 69:10).

Wie stark sein Wunsch ist, zeigt sich in dem, was er sagt: „Wenn ich hineingehe in das Zelt meines Hauses, wenn ich steige auf das Lager meines Bettes; wenn ich Schlaf gestatte meinen Augen, Schlummer meinen Augenlidern, bis …“ (Ps 132:3-5). Das heißt, David gönnt sich nicht den Luxus der Ruhe und des Komforts, bis die Lade des HERRN ihren Ruheplatz gefunden hat.

Er wird sich nicht damit zufriedengeben, sein Haupt irgendwo zur Ruhe zu legen, bis er diesen Wunsch erfüllt hat. Dies entspricht dem Wunsch Gottes selbst, einen Ort zu haben, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, und von dem Er will, dass sein Volk danach fragt und diesen Ort sucht (5Mo 12:5; 11; 14; 18; 21; 26). Gott zeigt David diesen Ort (2Sam 24:18-25; 1Chr 22:1). Der Ausdruck „Stätte“ in Ps 132:5a ist eine Parallele zu „Wohnungen“ in Ps 132:5b, d. h., es ist ein Ort, um dort zu wohnen.

In den Tagen Sauls wurde die Lade nicht aufgesucht (1Chr 13:3). Zwanzig Jahre steht die Lade in Kirjat-Jearim, im Haus Abinadabs (1Sam 7:1; 2). David beginnt, um sie zu bitten. Als er und seine Männer, „wir“, in Ephrata sind, „auf den Feldern Jaars“, hören sie von „ihr“ (Ps 132:6). Die Bundeslade wird nicht namentlich erwähnt. Der Psalmist spricht von „ihr“ in der Annahme, dass alle wissen werden, wovon er spricht. Die Rückkehr der Bundeslade nach der „Ikabod“-Periode (vgl. 1Sam 4:21; 22) ist eine Anspielung auf die Rückkehr der Schechina, der Wolke der Gegenwart Gottes, dem sichtbaren Symbol seiner Gegenwart, nach Jerusalem (Hes 43:1-7).

Als David König ist, geht er los, um die Lade aus dem Haus Abinadabs zu holen (2Sam 6:2; 3). Zuerst tut er das nicht auf die richtige Weise. Dann kommt die Lade in das Haus von Obed-Edom. Nach drei Monaten holt er die Lade dort ab und bringt sie auf die von Gott vorgeschriebene Weise nach Zion (2Sam 6:4-17).

An dem Ort, an den David die Lade gebracht hat, der sich in „seiner Wohnstätte“ (Ps 74:7; Ps 76:3; Ps 84:2; Ps 132:5; 13), der Wohnung Gottes, befindet, will das Volk eintreten, um Gott anzubeten (Ps 132:7). Historisch gesehen geschieht dies, als David und das Volk die Bundeslade in das Zelt bringen, das er für sie aufgeschlagen hat (2Sam 6:17). Die Lade als „der Schemel seiner Füße“ bedeutet, dass Gott auf der Lade seine Ruhe hat. Der Schemel seiner Füße ist ein Teil des Throns, auf dem die Füße des Königs ruhen. Er ist ein Zeichen für seine große Macht (Ps 110:1). Es ist auch der Ort, an dem man dem König nahekommen und sich vor ihm verneigen kann. Näher an einen König heranzukommen, ist nicht möglich.

Wenn wir uns daran erinnern, dass die Lade ein schönes Bild des Herrn Jesus ist, sehen wir, dass Gottes Volk einen Ort der Ruhe für den Herrn Jesus sucht und findet. Dieser Ort der Ruhe ist in unseren Tagen dort, wo sich die Gemeinde als Haus Gottes trifft. Das geschieht überall dort, wo sich Gläubige, und seien es nur zwei oder drei, zum Namen des Herrn Jesus versammeln (Mt 18:20; 1Tim 3:15). Zugleich ist der Herr Jesus auch der „Ort“ der Ruhe für Gott (Kol 2:9). Nirgendwo sonst kann Gott auf der Erde Ruhe finden als allein in dem Herrn Jesus. Alle Ruhe auf der Erde ist in Ihm vereint und wird von Ihm an die weitergegeben, die auf Ihn vertrauen.

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