Psalms 60:2

Einleitung

In diesem Psalm hören wir aus dem Mund Davids das Bekenntnis des Überrestes, dass Gott sie verworfen hat. Sie bringen zum Ausdruck, dass ihre einzige Hoffnung darin besteht, dass Er sich ihnen wieder zuwendet. Dies beweist zugleich, dass sie mit ihrem Herzen zu Ihm zurückgekehrt sind. Sie zeigen keinen rebellischen Geist und suchen nicht bei anderen um Hilfe. Sie akzeptieren die Not, in die sie geraten sind, als die gerechte Strafe für ihre Untreue als Volk Gottes. Gott antwortet darauf, indem Er sein Banner denen gibt, die Ihn fürchten, also dem treuen Überrest (Ps 60:6). Dies ist der Beweis dafür, dass „ganz Israel“ (Röm 11:26) durch Ihn triumphieren wird.

Deutsche Versen (1-2)

Überschrift

Für den Ausdruck „Vorsänger“ siehe die Erklärung zu Psalm 4,1.

Die Formulierung „nach „Schuschan-Edut““, übersetzt „die Lilie des Zeugnisses“, ist wiederum ein musikalischer Begriff, der den Ton angibt, in dem der Psalm gesungen werden soll. „Die Lilie“ steht für Lieblichkeit, Zärtlichkeit und angenehmen Duft. „Das Zeugnis“ ist das Gesetz, durch das das Volk an Gott gebunden ist. Dieser Psalm besingt die Tatsache, dass es nichts Schöneres und Angenehmeres gibt, als in einer Bundesbeziehung mit Gott zu stehen.

Für den Ausdruck „Miktam“ siehe die Erklärung zu Psalm 56,1.

Dieser Psalm ist „zum Lehren“ und bezieht sich prophetisch auf die Zeit, in der der Herr Jesus vom Himmel zurückgekehrt ist, um die Feinde seines Volkes zu richten. Die Nachkommenschaft soll aus der Art und Weise lernen, wie die Vorfahren in der Not zu Gott schrien, und vor allem aus der Art und Weise, wie Gott antwortete (vgl. 5Mo 31:19; 21; 2Sam 1:18).

Der geschichtliche Hintergrund ist der Kampf Davids mit den Syrern von Mesopotamien und mit den Syrern von Zoba (Ps 60:2). Diese Feinde brachten David in große Bedrängnis. Er fühlte sich von Gott verworfen. Dies veranlasste ihn zu ernsthaftem Gebet zu Gott. Joab wurde dann von Gott dazu benutzt, dieser Situation ein Ende zu setzen, indem er die Edomiter auf dem Rückzug besiegte (2Sam 8:3-14; 1Kön 11:15; 16; 1Chr 18:12).

Deutsche Versen (3-7)

Gebet um Rückführung

David beginnt den Psalm, indem er Gott sagt, dass die Verwüstung, die der Feind anrichtet, von Gott kommt (Ps 60:3). Er sagt, dass Gott sie zerstreut hat. Unmittelbar danach erkennt er die Ursache an: Gott ist zornig gewesen. Das heißt, etwas ist in seinem Volk geschehen, das diesen Zorn verursacht hat. Gleichzeitig bittet David Gott, sie wieder in ihr Land zurückzuführen.

David vergleicht die Situation in diesem Moment mit einer Erschütterung, einem Erdbeben, das von Gott verursacht wurde (Ps 60:4). Und natürlich ist es dramatisch, dass Israel, Gottes auserwähltes Volk, in Gefahr ist, unterzugehen. Das hat zur Folge, dass es in seinen Grundfesten wankt. Durch das Erdbeben wird das Land „zerrissen“ (vgl. Sach 14:4). Der Zusammenhalt ist verschwunden, es gibt keine Einheit mehr. Deshalb betet David, dass Gott die Risse doch heilen möge, denn die ganze Gesellschaft wankt. Dabei bittet er Gott, die Folgen der Niederlage zu beseitigen, denn es droht das Chaos.

Gott hat sein Volk, sein eigenes Volk, „Hartes sehen lassen“ (Ps 60:5), d. h. Dinge, die schwer zu ertragen und schmerzhaft sind. Man hat ihnen Taumelwein zu trinken gegeben, nicht um sie fröhlich zu machen, sondern um sie wankend zu machen und ihre Sicht zu trüben (vgl. Jes 51:17). Gott hat das über sie gebracht (vgl. Amos 3:6).

Dann kommt der Wendepunkt. David sieht, dass Gott denen, die Ihn fürchten, „ein Banner“ gegeben hat (Ps 60:6). Ein „Banner“ steht für einen Sieg, der von Gott gegeben wurde. Mose baute dem HERRN nach einem Sieg über die Amalekiter einen Altar und nannte ihn: „Der HERR, mein Banner“ (2Mo 17:15; vgl. Jes 11:10).

Gott gibt dem gottesfürchtigen Teil Israels, der für Ihn das wahre Israel ist, den Sieg. Sie müssen das Banner erheben, „um der Wahrheit willen“, dass Gott für sie ist und dass sie in seiner Kraft siegreich sind. Es ist kein Banner um damit in einer Parade zu laufen, sondern um im Kampf hinterherzulaufen. Die Wahrheit ist, dass jeder Sieg von Gott geschenkt wird und Ihm dafür aller Ruhm und alle Ehre gebührt.

Für uns bedeutet es, dass wir „für den einmal [oder: ein für alle Mal] den Heiligen überlieferten Glauben kämpfen“ (Jud 1:3). Der „Glaube“ ist die Wahrheit des Glaubens. Wir ringen um die Wahrheit, wenn wir die Wahrheit wie ein Banner hochhalten, während die Wahrheit von allen Seiten in allen Lebensbereichen angegriffen wird. In diesem Kampf müssen wir uns vor Augen halten, dass es Gottes Wahrheit ist und dass Er den Sieg gibt.

Diejenigen, die den gottesfürchtigen Teil Israels bilden, werden von David „deine Geliebten“ genannt (Ps 60:7; vgl. Ps 108:7). Sie sind der Gegenstand der Liebe Gottes. David bittet Gott hier um seine Liebe zu denjenigen, die inmitten des abtrünnigen Volkes übrig geblieben sind. Er bittet Gott, sie durch seine rechte Hand, d. h. durch seine Macht, zu retten und sie auf diese Weise zu erhören.

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