‏ Revelation of John 11:8

Die zwei Zeugen

Off 11:1. Obwohl es nicht ausdrücklich gesagt wird, scheint es doch so, dass dieses Kapitel den Inhalt des Büchleins im vorigen Kapitel wiedergibt. Der Ort der Handlung ist Jerusalem mit dem Tempel Gottes. Der Tempel wird der Tempel Gottes genannt, weil Gott die wahren Anbeter, die Ihm dort nahen, in Betracht zieht. In Wirklichkeit ist es jedoch der Tempel des Antichrists (2Thes 2:4), der dann im Unglauben gebaut sein wird und wo der Antichrist während der dreieinhalb Jahre der großen Drangsal ein Bild des Tieres aus dem Meer aufstellen wird (Off 13:14; 15; vgl. Mt 24:15). Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Bild im Vorhof des Tempels aufgestellt werden wird und nicht im Tempel selbst. In den Vorhof darf auch das Volk kommen. Wegen des Götzenbildes, das dort steht, wird der Vorhof auch nicht gemessen.

Dieser Tempel ist vorletzte all der Tempel, die im Lauf der Zeit auf der Erde gebaut worden sein werden. Insgesamt werden es fünf sein.

1. Der Tempel Salomos (1Kön 6; wurde von Nebukadnezar im Jahre 588 v. Chr. verwüstet).

2. Der Tempel Serubbabels (Esra 3; 6; wurde später von Antiochus Epiphanes in den Jahren 168 und 170 v. Chr. ausgeraubt und Jupiter geweiht).

3. Der Tempel, den Herodes erbaute (Joh 2:20; der Bau wurde 17 v. Chr. begonnen und wurde von den Römern im Jahre 70 verwüstet); dieser Tempel ist übrigens kein völlig neuer Tempel, sondern der Ausbau des Tempels Serubbabels.

4. Der für den Antichrist gebaute Tempel (2Thes 2:4) und

5. schließlich der Tempel Christi (Hesekiel 40–48).

Der Vollständigkeit halber weise ich noch darauf hin, dass im Neuen Testament außerdem von drei geistlichen Tempeln die Rede ist: von dem Leib des Herrn Jesus (Joh 2:21), dem Leib des Gläubigen (1Kor 6:19) und der Gemeinde (1Kor 3:16).

Ebenso wie beim Essen des Büchleins muss Johannes auch hier aktiv an den Ereignissen teilnehmen. Er bekommt den Auftrag, aufzustehen und einige Dinge zu messen. Dazu wird ihm ein Rohr gegeben, das einem Stab gleich ist. Dieses „Messen“ geschieht, damit festgestellt wird, was Gott gehört, also sein rechtmäßiges Eigentum ist (vgl. Ps 16:6; Sach 2:1-5; Off 21:15-17). Der Tempel gehört Ihm, der Altar gehört Ihm, und die, die Ihn im Tempel anbeten, gehören Ihm. Der Rohrstab weist darauf hin, dass der Glaube in dem Gedanken Rückhalt findet, dass Gott auch in den dunkelsten Zeiten feststellt, was Ihm gehört und wer Ihm gehört.

Off 11:2. Den Vorhof darf Johannes nicht messen. Er muss ihn sogar hinauswerfen. Der Grund dafür ist, dass der Vorhof Gott nicht gehört. Er hat keine Verbindung damit, denn die Nationen haben Zugang dazu bekommen, weil der Antichrist einen Bund mit ihnen geschlossen hat (Dan 9:26; 27). Mit der heiligen Stadt ist Jerusalem gemeint. Während einer Zeit von 42 Monaten (das sind dreieinhalb Jahre, die Zeit der großen Drangsal) ist Jerusalem in den Händen dieser unheiligen Bundesgenossen. Sie werden die Stadt dermaßen zertreten und entheiligen, dass in dem (Vorhof des) für den Antichrist gebauten Tempels sogar ein schreckliches Götzenbild, nämlich ein Bild des römischen Herrschers, stehen wird.

Off 11:3. Trotz der heidnischen Vorherrschaft und trotz des Druckes durch den Antichrist wird Gott ein mächtiges Zeugnis in Jerusalem erwecken. Viele werden aus Judäa (der Gegend um Jerusalem herum) zu den Bergen fliehen (Mt 24:16), doch in der Stadt selbst wird es einen Überrest von Anbetern geben (Zeph 3:12). In deren Mitte wird Gott zwei Zeugen erwecken, die Er „meine zwei Zeugen“ nennt. Die Zahl zwei ist ein ausreichendes Zeugnis (5Mo 19:15; 2Kor 13:1). Viele werden sich durch ihr Zeugnis bekehren (Dan 12:10).

Bekleidet mit Sacktuch werden sie durch die Stadt ziehen. Das Sacktuch ist ein Zeichen der Reue wegen des traurigen Zustandes, in dem das Volk sich befindet (Joel 1:13; Jer 4:8). Zugleich unterstützt das den Ernst der Botschaft, der ein Aufruf zur Bekehrung ist. Sie werden das Volk, das in den Tempel hineingeht, um das Bild des Tieres anzubeten, warnen und auf die baldige Ankunft Christi hinweisen. Man sieht auch bei Johannes dem Täufer, dass seine Kleidung zum Ernst seiner Predigt passte (Mt 3:4); auch er musste schließlich seine Predigt mit dem Tod bezahlen (Mt 14:5; 10).

Die Zeit ihres Predigens wird in Tagen angegeben, möglicherweise um deutlich zu machen und zu unterstreichen, dass ihr Predigen jeden Tag gehört wird. Auch wird damit angedeutet, wie wertvoll jeder Tag für Gott ist, an dem auf der Erde ein Zeugnis von Ihm gegeben wird. Ein weiterer Gedanke dabei ist, dass diese 1260 Tage wieder dieselbe Zeitspanne wie die der großen Drangsal umfassen. 1260 Tage sind dreieinhalb Jahre. Weil das Zeugnis unter der größtmöglichen Drangsal gegeben wird, wird es in Tagen gerechnet. Gott selbst zählt die Tage seiner geprüften und verfolgten Zeugen. Weil Er seinen zwei Zeugen Gewalt gegeben hat, können die Feinde jedoch so lange nichts tun, bis Gott es ihnen erlaubt.

Off 11:4. Die Zeugen werden mit zwei Ölbäumen und zwei Leuchtern verglichen (siehe Sach 4). Als die beiden Ölbäume zeigen sie die völlige Kraft des Heiligen Geistes (Öl) und als die beiden Leuchter verbreiten sie in der Finsternis, die dann auf der Erde herrscht, als Zeugnis göttliches Licht. Sie stehen vor dem Herrn der Erde (Ps 24:1), das heißt, ihr Zeugnis betrifft den Herrn, der auf der Erde und auf dem Meer steht und der sein Recht daran innerhalb kurzer Zeit geltend machen wird.

Off 11:5. Solange sie zeugen müssen, wird niemand ihnen etwas antun können. Jeden Angriff werden die Angreifer mit dem Tod bezahlen müssen. Die Zeugen verfügen nämlich über das Feuer Gottes. Das kommt aus ihrem Mund und tötet jeden, der Widerstand leistet, der sie beschädigen will, um sie auszuschalten und ihr Zeugnis verstummen zu lassen.

Diese Handlungsweise macht deutlich, dass es eine völlig andere Zeit sein wird als die Zeit, in der wir nun leben. Wir verzehren unsere Widersacher nicht, die uns schaden wollen, wenn wir von unserem Herrn zeugen, wir sollen sie im Gegenteil segnen. Der Herr tadelt Johannes und Jakobus, als sie vorschlagen, Feuer vom Himmel auf ein Dorf der Samariter herabfallen zu lassen, weil Er dort nicht willkommen ist (Lk 9:53-56).

Off 11:6. Die Zeugen haben noch mehr Gewalt. Sooft sie wollen, können sie den Himmel verschließen, Wasser in Blut verwandeln und die Erde mit allerlei Plagen schlagen. Wenn du etwas von der Geschichte des Alten Testamentes kennst, insbesondere die Ereignisse, in denen Mose und Elia eine Rolle spielen, dann erkennst du sie in diesen beiden Plagen wieder. Diesen Äußerungen der Gewalt begegnest du nämlich bei diesen beiden größten Propheten des Alten Testamentes. Die Gewalt, den Himmel zu verschließen, findest du bei Elia (1Kön 17:1), und die Gewalt, Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde mit allerlei Plagen zu schlagen, findest du bei Mose (2. Mose 7,14–10,29). Elia zeugte gegenüber dem Volk Gottes, das abgefallen war. Mose zeugte gegenüber dem Feind des Volkes Gottes, Ägypten.

Elia und Mose werden öfter zusammen genannt. So begegnest du den beiden bei dem Herrn Jesus auf dem Berg der Verklärung, wo sie gleichsam einen Vorgeschmack vom Friedensreich bekommen (Mt 17:3). Auch Maleachi, der letzte Prophet des Alten Testamentes, spricht über Mose und Elia als Personen, die in den letzten Tagen noch einmal auftreten werden (Mal 3:22-24, vgl. Mt 11:14; Mt 17:12-13; Lk 1:17). Es geht dabei nicht so sehr um ihr Auftreten in Person, sondern um ein Auftreten, bei dem die Kennzeichen ihres Dienstes sichtbar werden.

Off 11:7. Wenn die von Gott bestimmte Zeit ihres Zeugnisses abgelaufen ist, werden sie getötet werden. So ist es auch dem Herrn Jesus ergangen, der erst überliefert wurde, als seine Stunde gekommen war, und keinen Tag früher. Das Tier wird sie töten. Über das Tier wirst du ausführlich in Kapitel 13 informiert werden.

Es erscheint vielleicht sonderbar, dass das Tier mit zwei Männern Krieg führen will. Doch es gibt weitere Beispiele dafür, dass ein Heer ausgesandt wurde, um einen einzigen Mann gefangen zu nehmen. Elia beispielsweise wurde einige Male von einem kleinen Heer belagert (2Kön 1:9-10), dann Elisa in Dothan (2Kön 6:11-14) und noch mehr der Herr Jesus in Gethsemane (Mt 26:47). Die Zeugen hatten ihre Gewalt gezeigt, und daraus zog das Tier den Schluss, dass er es mit sehr gefährlichen Personen zu tun hatte.

Off 11:8. Wenn die beiden Zeugen getötet sind, werden ihre Leichname auf der Straße der großen Stadt liegen. Aus der Beschreibung „wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde“ ist klar, dass es um Jerusalem geht. Doch dieser Name wird nicht genannt. Die Namen, die genannt werden, machen den geistlichen Verfall der Stadt deutlich. Sie ähnelt Sodom und Ägypten. Jerusalem ist „Sodom“ wegen seiner Verdorbenheit und „Ägypten“ wegen seiner Unterdrückung des Volkes Gottes. Diese völlige Bosheit fand ihren Höhepunkt in der Kreuzigung des Herrn Jesus. Die beiden Zeugen werden getötet, nachdem sie ihr Zeugnis abgelegt haben, und zwar an demselben Ort, wo ihr Herr sein Zeugnis abgelegt hat und getötet wurde. Sie teilen sein Los.

Lies noch einmal Offenbarung 11,1–8.

Frage oder Aufgabe: Warum lässt Gott seine zwei Zeugen auftreten?

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