Revelation of John 12:3-5

Der Drache, die Frau und das Kind

Off 12:1. Nach dem Tempel Gottes und der Bundeslade sieht man im Himmel ein Zeichen. Dieses Zeichen folgt auf den Tempel und die Lade. Der Tempel und die Lade sind das Zentrum des irdischen Volkes Gottes. Das große Zeichen im Himmel handelt von Israel. Das Zeichen erscheint im Himmel, denn es stellt Gottes Plan mit Israel nach seinem Ratschluss vor (Röm 11:29) und ist daher etwas, was in seinem himmlischen Ratschluss festliegt.

An mehreren Stellen in diesem Buch stellt die Frau eine Gemeinschaft von Menschen oder ein System dar. Auf diese Weise ist die Rede von Jesabel (Off 2:20), das ist das Papsttum, und von der großen Hure, das ist das Namenschristentum, das eng mit dem Papsttum verbunden ist. Auf diese Weise ist auch von der Braut die Rede (Offenbarung 19–22), das ist die verherrlichte Gemeinde. Hier stellt die Frau Israel dar. Das sieht man an den Kennzeichen. Sie wird so vorgestellt, wie sie nach Gottes Absicht sein soll. Zur Zeit der Geburt des Kindes (worum es in den folgenden Versen geht) war das noch nicht so, denn damals war Israel unter dem Joch Roms.

Israel ist bekleidet mit der Sonne. Die Sonne ist das Bild der höchsten Autorität auf der Erde (Ps 104:2a). Es war immer der Plan Gottes, Israel zum Haupt aller Völker zu machen (5Mo 28:1). Das wird durch den „Mond unter ihren Füßen“ unterstrichen. Darin sieht man, dass alle irdischen Mächte im Friedensreich die Autorität Israels anerkennen werden. Auch die Krone von zwölf Sternen, die sie trägt, zeugt von ihrer Herrlichkeit. Die zwölf Sterne können sehr gut die zwölf Stämme darstellen, und zwar als die Kanäle, durch die der Segen Gottes sich im Friedensreich zu allen Teilen der Erde ergießen wird.

Off 12:2. Nach dieser eindrucksvollen Zukunftsperspektive wird etwas Bemerkenswertes über die Frau gesagt: Sie ist schwanger. Außerdem ist ihre Schwangerschaft in das Stadium der Niederkunft gekommen. Die Wehen haben eingesetzt, und sie schreit vor Schmerzen.

Diese Beschreibung gewährt einen Rückblick in die Vergangenheit und schaut voraus in die Zukunft. Einerseits gehst du in der Zeit zurück, und zwar zu der Geburt des Herrn Jesus aus dem Volk Israel (Jes 9:5; Mich 5:1). Andererseits gehst du in die Zukunft, denn die Wehen, die auf die Zeit der großen Drangsal hinweisen (Mt 24:15-21), müssen noch kommen. Zugleich kündigen die Wehen das neue Leben an. Dieses neue Leben schaut auf das Kommen des Herrn Jesus voraus, wohlverstanden sein zweites Kommen. Dieses Kommen wird als eine neue Geburt gesehen.

Deshalb steht beispielsweise an einer anderen Stelle so bemerkenswert, dass Er aus (und also nicht: zu) Zion kommen wird (Röm 11:26). Es ist gleichsam so, als würde Er erst dann von seinem Volk geboren. Das ist der Augenblick, wo Gott „den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt“ (Heb 1:6). Dann nicht noch einmal als ein wehrloses Baby, das verworfen wird, sondern als Herrscher.

Um diese Beschreibung hier gut zu verstehen, ist es wichtig zu sehen, dass die dazwischenliegende Zeitspanne der Gemeinde nicht berücksichtigt wird. Du bewegst dich hier von der Vergangenheit, in der so viele Verheißungen gegeben wurden, hinüber in die Zukunft zur Erfüllung dieser Verheißungen. In der Vergangenheit konnten die Verheißungen durch die Untreue Israels und die Verwerfung des Herrn Jesus nicht erfüllt werden. In der Zukunft werden sie alle aufgrund der Treue des Herrn Jesus erfüllt werden. In diesem Kapitel siehst du, wie das geschehen wird.

Off 12:3. Nach dem Zeichen Israels erscheint ein anderes Zeichen im Himmel. Dieses andere Zeichen ist der Drache oder der Satan. Seine Farbe ist feuerrot ‒ die Farbe des Blutes seiner vielen Opfer. Sie weist auf die mörderischen Aktivitäten des Feindes Gottes hin.

Er hat sieben Köpfe mit jeweils einem Diadem und außerdem zehn Hörner. Die entsprechende Erklärung dazu finden wir später in den Kapiteln 13 und 17 (Off 13:1; Off 17:3; 7-12). Dort wird deutlich, dass es um das Römische Reich geht. In der Beschreibung hier liegt der ganze Nachdruck auf der teuflischen Macht, die sich hinter diesem Reich verbirgt. Die Köpfe sprechen sowohl für außergewöhnliche Intelligenz als auch für Autorität. Die Diademe auf den Köpfen zeigen die königliche Stellung, die der Drache sich anmaßt. Die Hörner weisen auf Macht und Stärke hin.

Off 12:4. Wie bereits früher bemerkt, weist der Schwanz auf Lügen und falsche Lehren hin (Off 9:10; Jes 9:14). Diese falschen Lehren verbreitet der Drache durch den Antichrist, den falschen Propheten. Der dritte Teil der Sterne, die durch seine falschen Lehren mitgerissen werden, kann auf solche hinweisen, die im Römischen Reich eine führende Stellung innehaben. Möglicherweise sind sie Lichtträger, die nach der Entrückung der Gemeinde eine namenschristliche Lehre bringen werden.

Nachdem du den Drachen so in seinem zerstörerischen und verführerischen Werk gesehen hast, siehst du ihn vor der Frau stehen, die im Begriff steht, zu gebären. Es ist seine Absicht, das Kind zu verschlingen, sobald es zur Welt gekommen ist. Hier siehst du, was du im Matthäusevangelium liest, wie Herodes, als er von der Geburt Jesu hört, versucht, den Knaben zu töten (Mt 2:13-16).

Off 12:5. Hier wird zuerst die Geburt des Herrn Jesus beschrieben und danach das Ziel seiner Geburt: seine Regierung über alle Völker. Weil Er jedoch gehasst und verworfen wird, entrückt Gott seinen Sohn zu sich selbst und zu seinem Thron. Das hat bei der Himmelfahrt stattgefunden.

Off 12:6. Wie bereits bemerkt, liest du in diesem Kapitel nichts von der Zeit der Gemeinde. Die Gemeinde ist kein Thema der Prophetie. Die christliche Zeitspanne wird übergangen, und wir befinden uns in der Zeit der großen Drangsal, in der zweiten Hälfte der 70. Jahrwoche aus Daniel 9 (Dan 9:24-27). Deshalb hat das anschließende Handeln Gottes mit der Flucht der Frau zu tun, damit sie nicht eine Beute des Drachen wird. Hier stellt die Frau das Volk Israel dar, dann aber den Teil Israels, der mit Ihm in Verbindung steht, das ist der gläubige Überrest.

Gott schützt die Frau vor dem Verfolger, indem Er ihr einen Unterschlupf bereitet. An diesem Ort ernährt Er sie 1260 Tage, das sind dreieinhalb Jahre (ein Monat zählt 30 Tage). Die Tatsache, dass von Tagen gesprochen wird, zeigt die tägliche Fürsorge Gottes für die Seinen. Sie werden in Wahrheit beten: „Unser nötiges Brot gib uns heute“ (Mt 6:11). Vieles spricht dafür, dass der Ort, wo sie jeden Tag von Gott versorgt und unterhalten werden, in Moab ist (Ps 60:10; Ps 108:10; Jes 16:4).

Lies noch einmal Offenbarung 12,1–6.

Frage oder Aufgabe: Was kannst du aus diesem Abschnitt für dein persönliches Glaubensleben lernen?

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