Revelation of John 3:2

Weiße Kleider

Off 3:1. In der Kirchengeschichte folgen die Perioden, die in Ephesus, Smyrna, Pergamus und Thyatira dargestellt werden, aufeinander. Dabei nimmt die folgende Gemeinde jeweils die Stelle der vorherigen ein. Ephesus verschwindet und Smyrna erscheint und so weiter. Mit Sardes setzt sich dieser Trend nicht fort. Sardes ersetzt Thyatira nicht, sondern kommt daraus hervor, während Thyatira bestehen bleibt. Man kann daher sehen, dass bis zum heutigen Tag der Katholizismus und der Protestantismus nebeneinander bestehen.

Wie gesagt, kommt Sardes aus Thyatira hervor. Das geschah in der Kirchengeschichte im 16. Jahrhundert. Zu der Zeit entstand durch die Gnade Gottes eine Reformation oder Reform, zu der Gott vor allem Luther und später auch Calvin und andere gebrauchte. Gott öffnete diesen Männern die Augen für die Irrtümer des römischen Katholizismus. Das Ziel der Reformation bestand ursprünglich in der Absicht, die römisch-katholische Kirche zu reformieren, doch durch die Ablehnung der katholischen Führer wurde sie zu einer ganz neuen Bewegung.

Was als ein Werk des Geistes Gottes begonnen hatte, wurde jedoch mehr und mehr zu einem Werk von Menschen. Von der Frische der Reformation ist wenig übriggeblieben. Was aus der katholischen Kirche hervorgekommen ist, nennen wir heute den Protestantismus. Sein bedeutendster Vertreter in den Niederlanden ist seit dem 1. Mai 2004 offiziell die Protestantische Kirche der Niederlande. Die Verbindung zwischen Kirche und Staat kommt in diesem Namen zum Ausdruck wie auch in dem Namen Niederländisch-reformierte Kirche. Dieses Phänomen lässt sich auch in anderen Ländern feststellen. So gibt es die Englische Staatskirche (Church of England) und in Deutschland die evangelischen Landeskirchen.

Überall entstanden Nationalkirchen. Alle diese Kirchen hatten ihre eigene nationale Organisation. Im Protestantismus wurden die Kirchen von den Regierungen der Länder abhängig gemacht. Hier sieht man die Verbindung zur Welt, die der in Pergamus sehr ähnelt. Doch es gibt Unterschiede. In Pergamus hatte die Welt Autorität über die gesamte Kirche. In Sardes ist die Herrschaft der Welt ‒ in Form des Staates ‒ über die Kirche eine Sache jedes einzelnen Landes. Das ist weit von den Gedanken Gottes über die Gemeinde entfernt, in der eine Unterscheidung nach Nationalität völlig verschwunden ist (Kol 3:11).

Dadurch, dass die Kirche sich mit dem Staat verband und sich unter den Schutz des Staates stellte, hat sie sich vom biblischen Modell losgelöst. Im Protestantismus bekennt man sich zwar zu biblischen Wahrheiten, aber diese werden auf rein weltliche Weise mit Inhalt gefüllt. Die Kirche gibt vor, zu leben, diesen Namen will sie gern haben, aber der Herr Jesus sagt von ihr, dass sie tot ist. Ist nun alles hoffnungslos?

Nein, glücklicherweise nicht. Wenn du siehst, wie der Herr Jesus sich dieser Gemeinde vorstellt, strahlt daraus Hoffnung für alle hervor, die sich in einer solchen Situation befinden. Er hat die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne. Damit versichert Er den Treuen in Sardes, dass die wahre Quelle des Lebens und der Macht in Ihm ist; diese Quelle wird nie versiegen. Die Welt mag da eingedrungen sein, wo der Geist Gottes hätte herrschen sollen, doch das ändert nichts an der Fülle des Geistes, über die Er verfügt (wovon die Zahl sieben spricht). Auch gibt Er seine Rechte an die Gemeinden als Verbreiter des Lichts nicht auf (was in den sieben Sternen vorgestellt wird).

Jedes Mal, wenn Er sich bis hierher den Gemeinden vorstellte, hat Er gesagt: „Ich kenne …“ Und dann hat Er etwas genannt, was Er in dieser Gemeinde anerkennen konnte. Auch bei Sardes beginnt Er mit „Ich kenne“, doch dann folgt keine Anerkennung, sondern Missbilligung. Die Missbilligung betrifft den Anschein von Leben, das die Kirche zu besitzen bekannte, während in Wirklichkeit kein Leben vorhanden war, sondern der Tod dort herrschte.

Das Leben verschwand langsam aus der Reformation und wurde zu dem, was wir heute als Protestantismus kennen. Der Gottesdienst wurde immer mehr zu einem organisatorisch geführten Bekenntnis. Nur recht wenige hatten Leben aus Gott. Die meisten hatten sich der neuen Lehre zugewandt, indem sie ihren geistigen Führern folgten, ohne persönliche Gewissenübungen zu haben.

Man kann nicht direkt sagen, dass falsche Lehre vorhanden war. Das Bekenntnis war orthodox. Es war jedoch eine tote Form, in der das Leben fehlte. Auch heute gibt es viele Menschen, die Christus zwar bekennen, aber es sind relativ wenige Menschen, die mit Christus leben.

Off 3:2. Der Tod mag zwar allgemein geherrscht haben, doch es gab noch Seelen, die der Herr ansprechen konnte. Wenn sie hören würden, gäbe es für sie Hoffnung. Die Aufforderung lautet: „Sei wachsam und stärke das Übrige.“ Die schlafenden Gläubigen in Sardes mussten aufgeweckt werden und ihren Platz auf den Wachposten wieder einnehmen. Sie sollten sich erneut bewusst werden, dass man die Gemeinde und die Welt nicht miteinander vermischen darf. Durch die tödliche Schlafkrankheit der Gläubigen hatte die Welt Eingang in die Gemeinde gefunden. Das musste sich ändern. Gehorsam gegenüber dem Ruf würde das bewirken.

Wenn die Aufforderung Gehör fände, würde das verhindern, dass die paar Treuen, „das Übrige“, worin noch ein Funken Leben vorhanden war, auch den Mut aufgäben. Der Zustand war äußerst kritisch. Der Herr Jesus musste sagen, dass die Werke der Gemeinde in Sardes nicht den Anforderungen Gottes genügten. In der Kirchengeschichte finden wir dies im Protestantismus wieder, der aus dem römischen Katholizismus hervorgekommen ist. Viele Dinge, die in der römischen Kirche vorhanden waren, wurden vom Protestantismus übernommen.

So fand, was die Kirchenstruktur betrifft, keine Rückkehr zum Wort Gottes statt, stattdessen übernahm man Elemente aus der römischen Kirche. Man wollte zwar zur „reinen Lehre“ zurückkehren, doch durch die Vermengung mit der Welt blieb es bei der Lehre, denn die Praxis atmete den Geist der Welt. Genauso wenig wie im römischen Katholizismus gab es im Protestantismus eine lebendige Erwartung des Kommens des Herrn. Zugleich blieben kirchliche Institutionen bestimmend für die Kirche. Dadurch wurde in der Praxis dem Geist Gottes kein Raum gegeben wurde, die Gemeinde zu leiten.

Off 3:3. Dann folgt die Aufforderung: „Gedenke nun.“ Sie werden an den Augenblick erinnert, als sie das Evangelium gehört und angenommen und das Glaubensgut (der Reformation) als einen bleibenden Schatz empfangen hatten. Das bezieht sich auf die Wiederentdeckung der Schrift und den Weg der Erlösung, die durch Glauben ohne Gesetzeswerke erlangt wird. Wenn wir abweichen, werden wir immer wieder an das unveränderliche Wort Gottes und die unverrückbare Autorität Gottes selbst erinnert. Das gilt auch für dein persönliches Glaubensleben. Wenn du darin abgewichen bist, wenn der Glaube für dich nicht mehr so lebendig ist, so denke zurück an den Augenblick, wo du das Evangelium gehört und angenommen hast. Das wird dich dazu bringen, von deinem Abweichen zurückzukehren.

Wenn keine Wachsamkeit vorhanden ist, wenn man nicht mit dem Kommen des Herrn rechnet, wird dieses Kommen ebenso unerwartet und unerwünscht stattfinden wie das das Kommen eines Diebes (vgl. Mt 24:43; 44; 1Thes 5:2; 4; 2Pet 3:10). Er wird für solche dann wie für die Welt kommen. Der Protestantismus hatte sich unter den Schutz der Welt gestellt. Er hatte sich mit der Welt verbunden und ihre Interessen verfolgt und die Anerkennung der Welt gesucht. Daher wird die Christenheit auch das Schicksal der Welt teilen und zusammen mit der Welt gerichtet werden.

Off 3:4. Glücklicherweise hat der Herr einige in Sardes entdeckt, die treu geblieben sind. Sie glaubten nicht nur an die rechte Lehre, sondern lebten auch in aufrichtiger Trennung von der Welt, das Auge auf den Herrn gerichtet. Sie haben ihre Kleider nicht besudelt. Das heißt, dass sie sich persönlich rein bewahrt haben von den vielen Verunreinigungen, die den Protestantismus kennzeichnen (z. B. Bibelkritik und Modernismus).

Der Herr schätzt dies in besonderer Weise. So wie sie auf der Erde vor Ihm in Reinheit gewandelt sind, so dürfen sie in Zukunft mit Ihm in weißen Kleidern wandeln. Der Herr betont, wie sehr Er ihre Absonderung in Sardes schätzt, indem Er sagt, dass sie es wert sind. Dieser Ausdruck ist deshalb etwas Besonderes, weil er in diesem Buch nur in Bezug auf Gott (Off 4:11) und in Bezug auf das Lamm (Off 5:9; 2) gebraucht wird.

Off 3:5. Es ist das Teil der Überwinder, mit weißen Kleidern bekleidet zu werden. Das bedeutet, dass die Reinheit, die sie auf der Erde besaßen, sie immer kennzeichnen wird. Eine zusätzliche Belohnung ist mit ihren Namen verbunden. Der Herr kennt jeden Überwinder namentlich. Auf der Erde können ihre Namen zwar aus Kirchenbüchern entfernt werden, weil sie den Kurs der Kirche nicht mitgehen. Doch sie dürfen wissen, dass es ein Register gibt, das der Herr führt und in dem ihre Namen mit unauslöschlicher Tinte eingeschrieben sind. Dieses Buch ist das Buch der Auserwählten Gottes (Off 13:8; Off 17:8; Off 20:15; Off 21:27; vgl. Dan 12:1; Lk 10:20; Phil 4:3). Als zusätzlichen Trost fügt der Herr hinzu, dass Er wegen ihrer Treue zu Ihm ihre Namen vor seinem Vater und vor seinen Engeln bekennen wird (Lk 9:26; Lk 12:8).

Off 3:6. Auch hier kann die Aufforderung an einzelne Gläubige, zu hören, was der Geist den Gemeinden sagt, nicht mehr an die Gesamtheit gerichtet werden. Du hast gesehen, dass die Gesamtheit tot ist, aber auch, dass es heißt, wachsam zu sein und dass es „die Übrigen“ gibt. Daher folgt die Aufforderung „Wer ein Ohr hat“ nach der Verheißung für die Überwinder. Wenn unter ihnen jemand ist, der ein Ohr hat und hört, wird er die Botschaft zu Herzen nehmen und die Belohnung für den Sieg in Empfang nehmen dürfen.

Lies noch einmal Offenbarung 3,1–6.

Frage oder Aufgabe: Wie sorgst du dafür, dass deine Kleider weiß bleiben?

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