‏ Romans 11:2-5

Ein Überrest nach Auswahl der Gnade

Röm 11:1. Nach alledem, was vorausgegangen ist, könntest du dich fragen, ob Gott sein Volk verstoßen hat. Wie bei früheren Fragen gibt Paulus auch hier die deutliche Antwort: „Das sei ferne!“

Dabei kann er auf sich selbst hinweisen. Ist er nicht ein Israelit? Er gehört zur Nachkommenschaft Abrahams, dem Gott seine Verheißungen gegeben hat. Außerdem ist er vom Stamm Benjamin. Dieser Stamm wäre beinahe aus Israel verschwunden, von den anderen Stämmen ausgerottet, weil sie die Sünde nicht richten wollten. Das kannst du in Richter 19 bis 21 nachlesen.

Röm 11:2-3. Wenn Gott sein Volk verstoßen hätte, wäre auch für Paulus kein Platz mehr gewesen. Nein, Gott hat sein Volk nicht in der Gesamtheit verstoßen. Gott kannte sein Volk bereits im Voraus und wusste, wie es sich verhalten würde. Die Untreue des Volkes war für Gott keine Überraschung. Sie gab Ihm geradezu eine Gelegenheit, auf sehr deutliche Weise seine Gnade zu erzeigen.

Um das zu veranschaulichen, verweist Paulus auf das, was die Schrift in der Geschichte Elias sagt. (Du solltest diese ergreifende Geschichte in 1. Könige 18 und 19 einmal durchlesen.) Kurz zusammengefasst finden wir dort, wie Elia sich auf dem Karmel als Held erwiesen hatte, als er dort gegen die vielen falschen Propheten für Gott, den HERRN, gezeugt hatte, die behaupteten, dass Baal der wahre Gott sei. Das Volk sah dem Geschehen aus einiger Entfernung zu. Elia errang dort einen großen Sieg für den HERRN, und das Volk jauchzte: „Der HERR ist Gott.“ Als Isebel ihn jedoch kurze Zeit später mit dem Tod bedrohte, floh er um sein Leben. Völlig mutlos erreichte er den Berg Gottes, den Horeb. Und dort beginnt der Mann Gottes, das Volk Israel anzuklagen (1Kön 19:10; 14). Er sagt Gott all die Missetaten, die sie begangen haben. Er ist der einzig Treue. Und jetzt wollen sie ihn auch noch töten. Ist das kein Grund, das Volk bei Gott anzuklagen?

Erkennst du dich selbst hierin auch ein wenig wieder? Vielleicht (noch) nicht, ich dagegen schon. Es ist großartig, für den Herrn zu leben und Erfolge zu erzielen wie Elia auf dem Karmel. Du hörst das Jauchzen des Volkes. Es gilt zwar nicht dir (sondern dem Herrn), aber es ist doch durch dich bewirkt worden. Wunderbar! Kurz danach wirst du bedroht, verspottet, ausgelacht und läufst weg. Niemand tritt für dich ein. Wie einsam fühlst du dich! Im Stich gelassen! „Nun“, sagst du zu Gott, „das kann ja heiter werden. Mir reicht es jetzt. Ich bin der Einzige, der dir treu dient. Die anderen sind alle zu bequem, und jetzt versuchen sie auch noch, mich mundtot zu machen.“ Du denkst, dass Gott mit alledem völlig einverstanden ist. Du sprichst ja nur von Tatsachen.

Röm 11:4. Doch höre auf die göttliche Antwort: „Aber ich habe 7.000 in Israel übrig gelassen“ (1Kön 19:18). Diese Antwort sitzt. Gott hat immer viel mehr Menschen, die Ihm treu geblieben sind, als du und ich überblicken können. Im Fall Elias waren es noch 7000, eine vollkommene Zahl. Hast du es gut gelesen, wie es da steht? „Ich habe mir“, d. h. Gott hat selbst dafür gesorgt.

Röm 11:5-6. Ich habe die Geschichte Elias hier einmal persönlich auf dich und mich angewandt. In Römer 11 wird sie jedoch angeführt, um zu zeigen, dass es vom Volk Israel immer einen Überrest nach Auswahl der Gnade gibt, auch wenn wir ihn nicht sehen. Gott beweist damit, dass selbst unter dem Gericht, das Er über Israel ausüben muss, die Verwerfung Israels nicht vollständig ist. Damit kein Missverständnis aufkommt: Wenn ein Überrest erhalten bleibt, so geschieht das aufgrund der Gnade, nicht aufgrund von Werken, d. h. irgendwelchen Verdiensten seitens des Überrestes.

Noch kurz zur Anklage Elias: Weißt du, dass dies das einzige Mal ist, dass die Sünde eines Gläubigen des Alten Testaments im Neuen Testament erwähnt wird? Wir brauchen deshalb nicht auf Elia herabzusehen. Er bleibt ein glänzendes Vorbild für Glaubensmut. Er hat es ja als Einzelner gegen die Menge der Baalspriester aufgenommen, während von den 7000 nicht einer zu entdecken war. Doch sobald er sich etwas auf seine Treue einbildet und andere bei Gott anklagt, wird er von Gott zurechtgewiesen.

Das Anklagen ist eine Sünde, die wir alle sehr leicht begehen; doch es ist ein Werk Satans. Er wird in Offenbarung 12 „der Verkläger der Brüder“ genannt (Off 12:10). Wenn wir Untreue bei unseren Geschwistern feststellen, lasst uns lieber das tun, was der Herr Jesus tut: Er ist der Sachwalter, der für die Seinen zu Gott geht, um Ihn zu bitten, ihnen zu helfen, damit sie wieder treu werden.

Lies nun noch einmal Römer 11,1–6.

Prüfe dich selbst, ob du in deinen Gebeten Geschwister anklagst oder für sie betest.

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