Ruth 4:1-12

Einleitung

Das vierte Kapitel ist das Kapitel, das von Boas handelt. Er steht hier im Mittelpunkt. Es geht einzig und allein um ihn. Nachdem im zweiten Kapitel Ruth und im dritten Noomi die Initiative ergriffen haben, tut es in diesem Kapitel Boas. Er beginnt zu handeln, um am Ende Ruth zu seiner Frau nehmen zu können. Wir hören kein Wort aus dem Mund von Noomi und auch nicht von Ruth. Sie schweigen. Sie haben die Sache aus den Händen gegeben und sie in seine Hände gelegt.

Die beiden Blutsverwandten und die Zeugen

So, wie es Noomi am Ende des vorhergehenden Kapitels gesagt hatte, so geschieht es auch. Boas lässt keine Zeit vergehen. Während Ruth Noomi von ihrer nächtlichen Begegnung mit Boas berichtet, geht er zum Tor hinauf. Wir sehen in seinem ganzen Auftreten, dass er alles mit Überlegung tut, ruhig und geduldig. Alles, was er tut, tut er, wie es sich gehört, und das in einer Zeit, die davon gekennzeichnet ist, dass jeder tut, was recht ist in seinen eigenen Augen. Er ist nicht wie Simson, der eine Frau haben will, und zwar sofort. Auch übergeht er nicht das Recht des ersten Lösers. In allem handelt er mit dem HERRN.

Boas geht zum Tor hinauf, denn das ist der Ort, wo öffentlich Recht gesprochen wird (5Mo 16:18; 1Mo 19:1; 1Mo 34:20). Die Sache kann vom ganzen Volk beobachtet werden. Boas handelt in allem völlig transparent. Rechts- und Heiratsangelegenheiten dürfen in keiner Weise den Anschein von Heimlichkeit erwecken. Sie müssen für jeden wahrnehmbar sein.

Boas sucht zunächst den Blutsverwandten. Er wartet geduldig, bis der andere, der nähere Blutsverwandte, vorbeikommt. Als dieser erscheint, ruft er ihn, jedoch nicht mit seinem Namen. Sein Name wird überhaupt nicht genannt. Boas wird seinen Namen zweifellos gekannt haben. Schließlich weiß er ja, dass dieser der Blutsverwandte ist, der in einem noch näheren Verwandtschaftsverhältnis zu Noomi steht als er. Es scheint so, dass Boas ihn deswegen so anspricht, weil der Mann ein solches Desinteresse an Noomis Angelegenheit an den Tag legt. Obwohl Noomi schon so lange zurück ist, hat er noch nichts von sich hören lassen. Auch jetzt kommt er nicht, um seine Pflicht als Löser zu erfüllen. Er ist einfach auf dem Weg irgendwohin. Boas muss ihn rufen, um ihn an seine Pflicht als Löser zu erinnern.

Der Mann hört auf Boas und setzt sich zu ihm. Er hat wahrscheinlich begriffen, dass er sehr wohl eine Verantwortung hat. Hätte Boas ihn nicht gerufen, wäre er vermutlich weitergelaufen. Er will nichts mit Noomi und Ruth zu tun haben. Er konnte mit Noomis Land nichts anfangen und wollte es auch nicht. Diese Haltung kommt durch das Gespräch mit Boas ans Licht. Boas ruft ihn herbei, damit er nachweisen kann, dass dieser Löser weder lösen kann noch will.

Als der erste Löser seinen Platz im Tor eingenommen hat, holt Boas „zehn Männer von den Ältesten der Stadt“, und auch sie setzen sich ins Tor. Es ist immer Boas, der handelt. Er hat die Autorität, er bestimmt, was zu geschehen hat. Die anderen Anwesenden stimmen ihm zu, denn seine Anweisungen und Anordnungen sind richtig.

Diese zehn Männer sind die Zeugen der Verhandlungen über den Besitz Noomis zwischen Boas und dem ersten Löser. Wir können in ihnen ein Bild der zehn Gebote des Gesetzes sehen. Auch in dem ersten Löser sehen wir ein Bild des Gesetzes. Das Gesetz hat den Menschen nicht freikaufen können. Es legt ihm die Bedingungen vor, um von seiner Schuld freizukommen. Nur wenn er diese Bedingungen erfüllt, kann der Mensch den verheißenen Segen empfangen.

Kurz gesagt, läuft das Gesetz auf Folgendes hinaus: Tu dies und du wirst leben. Der Mensch ist jedoch nicht imstande, das Gesetz zu halten. Es gab noch nie einen Menschen, der das Gesetz gehalten hat und sich dadurch das Leben verdient hätte. Jeder Mensch fällt unter das Urteil des Gesetzes, und das ist der Fluch. Um den Segen der Verheißung des Lebens zu empfangen, ist ein anderer Löser nötig. Dieser andere Löser ist der Herr Jesus, von dem Boas ein Bild ist. Der Herr Jesus hat getan, was das Gesetz nicht konnte. Doch Er hat zugleich alle heiligen Forderungen des Gesetzes vollständig erfüllt. Davon sind die zehn Zeugen, die Boas gerufen hat, ein Bild.

Das Gesetz kann nicht anders, es muss dem Sünder, der weiß, dass der Herr Jesus sein Löser ist, zustimmen. Alle Forderungen des Gesetzes sind erfüllt durch das, was Christus am Kreuz getan hat: „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist (denn es steht geschrieben: ‚Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!‘), damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen käme, damit wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben“ (Gal 3:13; 14).

Das Gesetz kann Ruth nicht an den Ort des Segens bringen, aber dies muss erst im Beisein von Zeugen deutlich werden. Diese zehn Zeugen (ein Bild der zehn Gebote) können nur der Tatsache zustimmen, dass der erste Löser nicht lösen kann.

Im Blick auf das Lösen müssen drei Fragen beantwortet werden:

1. Hat der Löser das Recht zu lösen, das heißt, gehört er zur Familie?

2. Kann er es, das heißt, ist er dazu fähig, kann er den Preis bezahlen?

3. Ist er bereit, das zu tun, will er es?

Auf jede dieser Fragen ist der Herr Jesus die Antwort.

1. Der Herr Jesus kann der Löser sein, weil er Mensch geworden ist, so wie wir, allerdings ohne die sündige Natur (Phil 2:7; Heb 4:15). Er hat Fleisch und Blut angenommen (Heb 2:14).

2. Kein Mensch kann für einen anderen Menschen das Lösegeld bezahlen. Jeder muss selbst das Gesetz halten, um gerettet zu werden und Leben zu empfangen. Das ist unmöglich, weil das Fleisch sich dem Gesetz nicht unterwirft und es auch nicht kann (Röm 8:7). Der Herr Jesus hat vollkommen Gottes Willen erfüllt und hat darum mit dem Preis seines Blutes für andere bezahlen können (1Pet 1:18; 19).

3. Er hatte auch die Bereitschaft, es zu tun, und Er hat es getan. Er hat bei seinem Kommen in die Welt gesagt: „Siehe, ich komme … um deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Heb 10:7; 9). Durch das, was Er getan hat, hat Er die Ansprüche des Gesetzes erfüllt, und was Er getan hat, wird jedem zugerechnet, der an Ihn glaubt. Wer an Ihn glaubt, darf wissen, dass er durch den Willen Gottes, den der Herr Jesus erfüllt hat, geheiligt ist, das heißt, er darf wissen, dass er für Gott abgesondert ist.

Die beiden Löser (das Gesetz und Christus) werden von Paulus in herrlicher Weise nebeneinander gestellt, wenn er sagt: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte“ (Röm 8:3). Er sagt das, nachdem er in Römer 7 gezeigt hat, was das Gesetz bei jemandem bewirkt, der das Verlangen hat, Gottes Willen zu tun, dazu aber das Gesetz zur Norm seines Handelns macht: Es führt zu großem inneren Elend, anstatt zu Befreiung und Erlösung.

Das Verhandeln über das Lösen

Boas erklärt dem anderen Blutsverwandten, der bis jetzt keinerlei Interesse an Noomi gezeigt hat, um was es geht. Er berichtet ihm, dass Noomi „das Feldstück, das unserem Bruder Elimelech gehörte“, verkauft. Er anerkennt damit, dass der andere Blutsverwandte das Recht hat, zu lösen. Es geht darum, dass das verkaufte Land wieder in Noomis Besitz zurückgelangt. Wahrscheinlich wollte sie durch den Verkauf des Landes Geld zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts bekommen. Ein solcher Verkauf ist im Gesetz geregelt (3Mo 25:25).

Tatsächlich war es nicht das Land, das verkauft wurde, sondern die Anzahl der Ernten. Da es eigentlich Gottes Land war, konnte es nur verpfändet werden. Darum hatte Gott eingeführt, dass im fünfzigsten Jahr, im Jubeljahr, das Land wieder in den Besitz des ursprünglichen Eigentümers zurückkehrte.

Es könnte dadurch so aussehen, als sei es nicht so schlimm gewesen, sein Land verkaufen zu müssen, denn man bekam es ja doch einmal zurück. Doch für einen Israeliten, der Gottes Segen schätzte, war es ein großer Verlust und ein großer Kummer, bis zum Jubeljahr von seinem Eigentum vertrieben zu sein und die Ernte nicht genießen zu können. Wie groß die Wertschätzung eines gottesfürchtigen Israeliten für das Erbteil war, das Gott ihm gegeben hatte, sehen wir bei Nabot (1Kön 21:1-3) und Jeremia (Jer 32:6-8).

Nachdem Boas dem Mann die Sache erklärt hat und ihn auf seine Verpflichtung und zugleich auch auf sein Recht hingewiesen hat, stellt er ihn vor die Wahl. Der Mann fühlt sich verpflichtet zu lösen. Er kann sich dem nicht entziehen, das wäre ein Gesichtsverlust. Darum sagt er zu, das Feldstück zu lösen. Das ist vielleicht auch gar nicht schlecht. Wenn es mehr einbringt, als er dafür bezahlen muss, wird er schnell Gewinn machen. Hinzu kommt, dass Noomi und Ruth keine Kinder haben. Wenn das so bleibt, wird er am Ende auch noch Eigentümer des Feldes werden und nicht nur der Ernten.

Dann kommt Boas mit der entscheidenden Bedingung. Das Feldstück kann nicht einfach so gekauft werden, der Löser muss auch Ruth dazu nehmen. Es scheint so, als habe Noomi das als Bedingung gestellt. Das Erbteil Elimelechs ist laut Gesetz nach seinem Tod das Eigentum seiner Söhne geworden. Doch seine Söhne sind ebenfalls gestorben. Da jedoch beide Söhne verheiratet waren, ist das Eigentumsrecht auf ihre Frauen übergegangen.

Orpa hat, indem sie in Moab bleiben wollte, zu erkennen gegeben, dass sie kein Interesse an dem Land Gottes hat. Es kann hier also keine Rede davon sein, dass sie ein Recht auf das Land hätte. Das bedeutet, dass Ruth die Einzige ist, die Anspruch darauf hat. Noomi will, dass das Land im Besitz ihrer Nachkommen bleibt. Deshalb wird sie wohl die Bedingung gestellt haben, dass derjenige, der das Feldstück löst, auch Ruth zur Frau nehmen muss. Kinder, die dann aus dieser Ehe hervorgehen, werden dem verstorbenen Machlon zugerechnet. Somit bleibt das Erbteil innerhalb der Familie Elimelechs.

Durch die hinzukommende Bedingung, die Noomi als Eigentümerin hat stellen können, dass nämlich der Löser auch Ruth zur Frau nehmen musste, wird klar, dass es nicht nur um die Lösung des Erbteils ging, sondern auch darum, einen Erben zu zeugen. Der Blutsverwandte begreift, dass ein eventueller Sohn nicht ihm, sondern dem Verstorbenen zuerkannt wird. Er würde dann alles wieder verlieren.

Für den, der sich in solchen Fällen von der Liebe leiten lässt, ist das kein Problem. Liebe hat nur das Interesse des anderen im Blick, und nicht das eigene. Beim ersten Blutsverwandten kann allerdings von Liebe keine Rede sein. Der Gedanke, dass er die Moabiterin Ruth heiraten soll, ist für ihn abscheulich. Dazu hält er sich für zu gut. Er springt ab. Das ist die Sprache des Gesetzes.

Wie schon gesagt, stellt der erste Blutsverwandte das Gesetz dar. Das Gesetz hat die ersten Rechte auf Israel. Israel hat sich zunächst freiwillig darunter gestellt, um auf diesem Weg Gottes Segen zu erhalten. Aber es ist klar geworden, dass das Gesetz keine Kraft hat, um Leben aus dem Tod hervorzubringen. Das Gesetz kann nur verurteilen, aber es gibt keine Kraft, um das zu tun, was es gebietet. Es kann niemanden erlösen, der durch das Gesetz verurteilt ist. Wenn das Gesetz erlösen könnte, wäre es kein Gesetz mehr. Das Gesetz wird zu Recht „der Dienst des Todes“ und „der Dienst der Verdammnis“ genannt (2Kor 3:7; 9). Das liegt nicht am Gesetz, sondern am Menschen. Durch die Schwachheit des Menschen ist das Gesetz, das keine Schwachheit berücksichtigt, kraftlos. Nur wer das Gesetz hält, verdient und erhält den Segen. Das macht den Zustand des Menschen hoffnungslos.

Die einzige Lösung ist, das Urteil des Gesetzes anzuerkennen. Wer das tut, sieht sich selbst als durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, mit der Folge, dass der Gestorbene frei ist vom Gesetz (Röm 7:3-6). Darum hat jeder, der mit dem Herrn Jesus verbunden ist, dem wahren Boas, nichts mit dem ersten Blutsverwandten oder Löser zu tun, sowie auch Ruth niemals etwas mit ihm zu tun hatte. Noch eins: Was dem Gesetz unmöglich war, hat Gott durch seinen Sohn getan (Röm 8:3).

Das Besiegeln der Lösung

Weil der erste Blutsverwandte nicht lösen kann und will, überträgt er Boas das Recht zu lösen. Es gibt keine Feindschaft zwischen Boas und dem ersten Blutsverwandten, genauso wenig, wie es Feindschaft gibt zwischen dem Gesetz Gottes und der Gnade Gottes. Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe stehen nie im Widerspruch zueinander. Sie haben beide ihren eigenen Bereich, in dem sie wirksam sind, wobei die Gnade sich wohl auf das Gebiet des Gesetzes begeben kann, das Gesetz jedoch nicht auf das Gebiet der Gnade.

Um die Angelegenheit zu bestätigen, wird nach einer bestehenden Sitte gehandelt. Als Beweis dafür, dass man auf das Recht zu lösen verzichtet hat, wird nach altem Brauch der Schuh ausgezogen. Das Gegenstück dazu ist: Das, worauf jemand seinen Schuh setzt, ist dessen Eigentum (Jos 1:3; Jos 10:24; Ps 60:10; Ps 108:10).

Was Boas gelöst hat

Da nun der erste Blutsverwandte vom Kauf absieht, kann Boas öffentlich seinen Wunsch bekunden, Ruth zur Frau zu nehmen. Er tut das, um den Namen des Verstorbenen aufrechtzuerhalten. Darin können wir eine geistliche Bedeutung sehen. Was Boas sagt, beinhaltet, dass der Name des verstorbenen Eigentümers in dem neuen Leben, das aus der neuen Verbindung hervorkommt, erhalten bleibt.

Wir sehen darin die Auferstehung des Volkes Gottes aus den Toten. Wenn Gott sein irdisches Volk wieder als sein Volk annehmen wird, „was wird die Annahme anderes sein, als Leben aus den Toten?“ (Röm 11:15). Gott wird sein Volk zum Leben erwecken, damit Er an diesem Volk alle seine Verheißungen erfüllen kann. Das ganze Volk ist Zeuge dieses Handelns. Mit dieser Feststellung beginnt und schließt Boas.

Boas bekommt Ruth, so wie es in den Kaufbedingungen enthalten war. Sie wird jedoch nicht seine Sklavin, sondern er nimmt sie zur Frau. Für Ruth ist das eine überwältigende Güte. Sie, die zunächst überhaupt kein Recht auf irgendetwas hatte, bekommt durch die Lösung des Boas das Anrecht auf das volle Erbteil Elimelechs, Machlons und Kiljons. Und nicht nur das. Dadurch, dass Boas sie zur Frau nimmt, steht ihr auch sein ganzer Reichtum zur Verfügung.

Das wird den Überrest in der Zukunft zum Staunen bringen. Den Israeliten wird bewusst werden, dass sie jedes Recht auf einen Besitz im Land verspielt haben. Zu ihrem Erstaunen werden sie sehen, dass sie wieder im Land sind und dort allen Segen genießen, den der HERR ihnen verheißen hat. Darüber hinaus aber werden sie wissen, dass sie auf die engste Weise mit dem Geber des Segens verbunden sind. Ihr Messias ist zugleich ihr Mann (Hos 2:18).

Segenswünsche für das Haus des Boas

Die Einwohner Bethlehems erklären ihre Zustimmung, dass Ruth in ihre bevorrechtigte Stellung als verbunden mit Boas, dem Mann von Bethlehem, eintritt. Sie sind Zeugen. Eine Ehe und die Vorbereitung darauf ist eine Sache, bei der es Zeugen gibt (Eltern, Freunde, Nachbarn), die sich über das, was sie sehen, freuen und zustimmen. Sie sehen, dass etwas Neues beginnt. Darüber freuen sich die Zeugen so sehr, dass sie einen Vergleich ziehen zu Rahel und Lea, die den Anfang des Hauses Israel bilden. Rahel wird als Erste genannt, die geliebte Frau Jakobs, aber beide haben das Haus Jakobs gebaut. So bedeutend sind Nachkommen.

Neben den Segenswünschen im Blick auf Nachkommen, erwähnen das Volk und die Ältesten auch Orte in ihrem Segen. Mit diesen Orten verbinden sie kraftvolle Taten und einen ruhmreichen Namen. Ephrata bedeutet „die Fruchtbare“ und Bethlehem bedeutet „Brothaus“. Das Volk wünscht Boas ein kraftvolles Auftreten, das Frucht tragen soll. Das ist ein Auftreten in der Kraft des Heiligen Geistes. Das Volk wünscht ihm auch, dass er sich in Bethlehem einen Namen macht. Damit ist der Name Davids gemeint und darüber hinaus der des großen Davids, des Herrn Jesus, durch den es Nahrung für das ganze Volk Gottes geben wird. Frucht ist vor allem für Gott gedacht, und Nahrung vor allem für das Volk Gottes. Der Herr Jesus erfüllt sowohl das Verlangen Gottes als auch die Bedürfnisse seines Volkes.

Nach dem Vergleich mit Rahel und Lea, zieht das Volk auch noch den Vergleich zum Haus des Perez. Perez entsprang einer ehebrecherischen Verbindung zwischen Juda und Tamar (1Mo 38:13-30). Das Volk kennt die Geschichte und sieht die Gemeinsamkeit zwischen Tamar und Ruth. Die Erinnerung an Tamar lebt durch die Geschichte von Ruth wieder auf. Auch bei Tamar ging es um die sogenannte Schwagerpflicht. Weil Juda nicht dafür sorgte, dass dieser Pflicht entsprochen wurde, führte das bei Tamar zu einem Handeln, das man nicht billigen kann. Tamar hat wegen der Untreue Judas, der es unterließ, ihr seinen Sohn Schela als Löser zu geben, ihre Ehre preisgegeben. Sie hat Juda durch List dazu verleitet, mit ihr einen Nachkommen zu zeugen. Boas handelt auf ganz andere Weise. Er benutzt weder List noch Betrug, sondern handelt völlig transparent.

Die Gemeinsamkeit zwischen Tamar und Ruth liegt im Bereich der Gnade. Die Nachkommenschaft, die man Boas wünscht, soll ihm vom HERRN geschenkt werden, und das durch eine Frau, die zu einem verfluchten Volk gehörte. Gottes Gnade triumphiert über eine sündige Tat (Tamar) und ein verfluchtes Volk (Ruth).

Copyright information for GerKingComments