Song of Solomon 1:8

Geh hinaus, den Spuren der Herde nach

Der Bräutigam antwortet sofort auf die Frage seiner Braut, wo er die Herde weidet. Seine ersten Worte lauten: „Wenn du es nicht weißt.“ Darin liegt ein leichter Vorwurf. Es klingt so, als ob sie es hätte wissen können. Da die Braut diesen leichten Vorwurf missverstehen und als Abweisung wahrnehmen könnte, machen die folgenden Worte klar, dass dies nicht der Fall ist. Er nennt sie die „Schönste unter den Frauen“. Dies bedeutet, dass er ihr sagt, wie besonders sie für ihn ist. Obwohl er ihr einen leichten Vorwurf machen muss, schätzt er an ihr, dass sie mit ihrer Frage zu ihm kommt.

Der Herr Jesus muss uns manchmal auch einen leichten Vorwurf machen für die Dinge, die wir fragen, aber auf die wir die Antwort hätten wissen können (vgl. Joh 14:8; 9; vgl. Heb 5:11-14). Gleichzeitig schätzt Er es, wenn wir mit unseren Fragen zu Ihm kommen, und Er beantwortet sie. Er weist uns nicht ab.

Wir können dies auf die Situation anwenden, wenn unsere Kinder mit ihren Fragen zu uns kommen, einschließlich der Fragen, auf die sie schon die Antwort wissen sollten. Wie reagieren wir? Reagieren wir dann z. B. folgendermaßen: „Warum fragst du das, Dummerchen? Ich habe dir das doch schon gesagt, oder?“ Ein Kind hat vielleicht etwas vergessen. Wenn das der Fall ist, sollten wir das Kind nicht schimpfen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Herr uns selbst auch ständig erzieht. Wir sind alle in der Schule des Lebens, sowohl Eltern als auch Kinder. Das Gleiche kann man über junge Leute in der Gemeinde sagen. Wie behandeln wir älteren Leute sie? Haben wir die Geduld, gewisse Dinge öfter zu erklären, so oft sie es brauchen?

Er sagt der Braut, dass sie den Spuren der Herde nachgehen soll, um zu sehen, wo er seine Herde weidet und sie lagern lässt. Sie bekommt die Aufgabe herauszugehen, nach draußen zu gehen, und den Spuren zu folgen. Es bedeutet, dass sie an einem Ort war, den sie verlassen musste, wo sie nicht hingehörte. Es gibt eine Ditzanz zwischen ihr und dem Bräutigam. Um zu ihm zu kommen, muss sie zuerst die Gegend verlassen, in der sie sich aufhält. Sie bewegte sich in einer anderen Welt als derjenigen, wo er seine Herde weidete. Indem sie weggeht, kann sie den anderen folgen, die zu ihm gehören.

Das Gleiche trifft auf uns zu. Wenn wir geistlich gesehen an einem Ort sind, wo wir nicht hingehören, wo uns der Herr Jesus fehlt, wo Er nicht sein kann, dann dürfen wir Ihn fragen, wo Er ist. Dann wird Er uns auffordern, diese Gegend zu verlassen. Dies kann sich auf die Bequemlichkeit beziehen, mit der wir uns umgeben haben. Es kann auch bedeuten, dass wir menschliche Traditionen loslassen müssen, weil sie unser Glaubensleben ersticken. Es bedeutet auch, dass wir eine christliche Gemeinschaft verlassen müssen, aus der ein menschliches System geworden ist, wo Gottes Wort nicht entscheidend ist, sondern wo stattdessen zählt, was die Leute für richtig halten (Heb 13:13).

Dann sagt Er, dass wir den Spuren der Schafe folgen sollen. Mit „den Schafen“ meint er die Gläubigen (Joh 10:27; Joh 21:17). Die Schafe, um die es geht, sind Schafe, die in der Wahrheit über die Gemeinde stehen, und danach leben. Viele Gläubige heute sind Schafe, aber sie haben kein „Herdenbewusstsein“. Sie haben keine Ahnung davon, dass sie zu der einen Herde des einen Hirten gehören. Das zeigt sich darin, dass ihnen die Gemeinde Christi nicht bekannt ist, zu der alle Gläubigen gehören. Sie glauben, dass sie ein Mitglied dieser oder jener Gemeinde oder Gruppe sein sollten und sie haben keinen Blick dafür, dass es für Gott nur „eine Herde“ gibt, zu der alle wahren Gläubigen gehören mit „einem Hirten“, dem Herrn Jesus (Joh 10:16).

Die Braut kann den Schafen des Bräutigams folgen, indem sie den „Spuren“ folgt, die sie hinterlassen haben. Die ,Spuren‘ sind die Fußstapfen derer, die vorausgegangen sind. „Spuren“ sprechen auch von Bewegung und Fortschritt. Jeder, der danach Ausschau hält, sollte dem gleichen Pfad folgen und danach handeln. Es geht also nicht darum, einen neuen Weg zu betreten, sondern darum, alten Spuren und Pfaden zu folgen (Jer 6:16), die schon lange da sind. Sie sind von Anfang an da gewesen (1Joh 1:1). Wir können an die Wahrheit der Gemeinde und ihr Zusammenkommen denken und uns „an die von den Aposteln unseres Herrn Jesus zuvor gesprochenen Worte“ erinnern (Jud 1:17; vgl. 2Pet 3:2).

Es geht um die „zuvor gesprochenen Worte“. Dies bezieht sich auf die Worte der Heiligen Schrift. Wir haben alles, was wir brauchen, in der Bibel. Es besteht keine Notwendigkeit, neue Dinge zu erfinden. Wenn wir Fragen über das Zusammenkommen zu dem Herrn haben, geht es nicht darum, dass wir etwas Neues erfinden müssten. Das bedeutet nicht, dass wir das Zusammenkommen nicht auch auf andere Weise erfahren können. Es ist gut, darüber nachzudenken, wie wir enthusiastischer für den Herrn sein und dies ausdrücken können. Wer sich danach sehnt, mit dem Herrn Jesus zusammen zu sein, wird sicherstellen, dass es nicht zu einer Routine wird, wenn wir uns um Ihn herum versammeln, sondern Ihm immer wieder aus tiefstem Herzen die Ehre geben.

Manchmal ist es vorherzusehen, wie eine Versammlung, ein Gebet oder eine Predigt verlaufen wird. Dann ist die Frage berechtigt, ob der Geist tatsächlich wirken und dafür sorgen kann, dass die Herzen für Christus brennen. Wenn diese vorhersagbaren Situationen oft auftreten, wäre es gut, zusammen zum Herrn zu beten, damit Er zeigen kann, was wir verändern müssen, um seine Gegenwart tatsächlich wieder zu erfahren. Schließlich wollen wir doch mit Ihm zusammen sein, oder?

Wirklich bei Ihm zu sein bedeutet, davon erfüllt zu sein, wer Er ist. Wenn jemand etwas aus dem Wort Gottes vorliest, wird uns bewusst sein, dass Gott redet. Wir antworten darauf entweder hörbar oder in unseren Herzen: „Gott spricht zu mir!“ Wir werden offen dafür sein, was Er uns sagen möchte. Das Wort wird lebendig und wirksam für uns sein und in uns arbeiten. Auf diese Weise gibt es eine lebendige Beziehung mit dem Herrn.

Wir reagieren alle unterschiedlich auf das Wort. Ältere Leute tun dies anders als jüngere Leute. Jeder tut es auf seine Weise. Es gibt keine bestimmte Sprache oder einen Jargon, die man erst kennen muss, um dem Herrn zu danken oder Ihn um etwas zu bitten. Jeder Gläubige kann mit dem Herrn auf die gleiche Weise reden, wie er mit anderen redet. Die Intonation kann auch die gleiche bleiben. Wir müssen nicht plötzlich unsere Stimme verändern, wenn wir etwas aus dem Wort Gottes vorlesen oder laut beten.

Jeder Gläubige, ob alt oder jung, kann mit dem Herrn er selbst sein. Wir sind alle einzigartig vor Ihm und voreinander. Jedes Kind, das der Herr uns in unseren Familien gegeben hat, und jedes Glied der Gemeinde hat seine eigene Entwicklung und muss Raum dafür bekommen. Es geht um einen neuen Enthusiasmus im Leben mit dem Herrn. Dieses Leben entwickelt sich in den Spuren, die schon seit langer Zeit da sind. Die Spuren sind fest, weil das Wort Gottes fest ist.

Dann gibt der Bräutigam der Braut eine Aufgabe: Sie muss ihre Zicklein „bei den Wohnungen der Hirten“ weiden. Sie wird selbst als Schaf dargestellt, das der Bräutigam auf den Weg der anderen Schafe leitet, auf einem Weg, der zu ihm führt. Hier sagt er ihr, dass sie ihre Arbeit als Ziegenhirtin in der Nähe der Wohnungen der Hirten tun soll.

Wir können diese Wohnungen auf die Ortsgemeinden anwenden. Dort gibt es die Hirten des Herrn Jesus, die ihre Arbeit als seine Unterhirten tun (1Pet 5:1-4). Alle diejenigen, die nach einer neuen Erfahrung in der Beziehung mit dem Herrn Jesus Ausschau halten, können von diesen Hirten lernen, wie sie diese Arbeit in der örtlichen Gemeinde tun sollen. Es geht darum, wie wir miteinander umgehen, dass wir einander akzeptieren und voneinander lernen. Die Wohnungen der Hirten sind Orte, wo wir angespornt werden in unserer Beziehung mit dem Herrn Jesus, um sie weiterzuentwickeln oder auch neu zu beleben.

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