Song of Solomon 2:6

Ich bin krank vor Liebe

Die Braut ist überwältigt von dem Banner der Liebe des Bräutigams über ihr (Hld 2:4). Sie ist sogar krank vor Liebe (Hld 2:5). Damit meint sie, dass sie das Gefühl hat, dass ihr Herz unter seiner Liebe zusammenbricht. Krank vor Liebe bedeutet für uns, dass wir uns des vollkommenen Glückes der Liebe des Herrn bewusst sind und darin aufgehen, auch wenn unser Herz immer noch nicht alles ergreifen kann, was Er alles für uns getan hat. Es ist das Unwohlsein bei dem Gedanken an all das, was der Herr gegeben und getan hat und geben und tun wird.

Die Braut möchte auf diese Liebe antworten, aber sie ist nicht dazu fähig. Seine Liebe ist so groß, so beeindruckend, dass sie darunter erliegt. Deshalb bittet sie ihn, sie mit „Traubenkuchen“ zu stärken. Sie möchte die volle Freude seiner Liebe erfahren. Traubenkuchen werden, genauso wie Wein, aus Trauben hergestellt. Sie sprechen von der Freude, die mit Kraft verbunden ist, einer Kraft, die der Gläubige in Gott findet: „Die Freude an dem HERRN ist eure Stärke“ (Neh 8:10b).

Für Jerusalem, die Braut des Messias, wird die Zeit kommen, wenn sie sich nicht mehr durch die Traubenkuchen der Götzen stärken wird (Hos 3:1), sondern mit seinen Traubenkuchen. Das wird passieren, wenn der Herr Jesus als der wahre David nach Jerusalem zurückkehrt, um dort zu regieren. Wir sehen das in dem Bild, als David die Bundeslade nach Jerusalem bringt. Dann verteilt er „an das ganze Volk, an die ganze Menge Israels, vom Mann bis zur Frau, an jeden einen Brotkuchen und einen Trunk Wein und einen Rosinenkuchen“ (2Sam 6:19).

Wir lernen von der Braut, dass sie nicht immer ihr Bestes tut, um diese Liebe zu erfahren und ihre Freude darüber auszudrücken. Sie möchte sich an seiner Liebe erfreuen, aber ihr ist bewusst, dass sie auch dafür vom Bräutigam abhängig ist. In einigen christlichen Gruppen dreht es sich nur um die Freude. Du musst glücklich sein und es laut zum Ausdruck bringen und auch alle möglichen Formen dafür erfinden. Hier lernen wir, dass es uns überwältigt und zerbricht, wenn wir die echte Liebe des Herrn Jesus erfahren. Die Reaktion darauf ist nicht eine unbändige Freude, sondern die Bitte an den Herrn, dass Er uns mit seiner Kraft hilft, auf seine Liebe zu antworten.

Jetzt braucht sie nicht nur Bestärkung, sondern auch Erfrischung. Es braucht nicht nur Kraft, sondern auch Trost (vgl. Ps 94:19). Da sie Erfrischung braucht, bittet sie um „Äpfel“. Darin können wir die Bitte eines Gläubigen sehen, der von der Liebe des Herrn Jesus beeindruckt ist und der durch seine Worte erfrischt werden möchte. Es sind persönliche Worte für jemanden in seinen eigenen besonderen Umständen. Er stellt damit den Spruch unter Beweis: „Goldene Äpfel in silbernen Prunkgeräten: [So ist] ein Wort, geredet zu seiner Zeit“ (Spr 25:11). Wenn jemand einmal den Herrn Jesus kennengelernt hat und von seiner Liebe überwältigt ist, hat er eine große Sehnsucht nach Ihm und möchte Ihn besser kennenlernen, besonders in den Umständen, in denen er sich befindet.

Wir brauchen seine Unterstützung. Wir erkennen diese Unterstützung in der Sehnsucht der Braut nach dem linken und dem rechten Arm des Bräutigams in Hld 2:6. Das ist ein Höhepunkt im Buch Hohelied. Nach einer Zeit der Prüfung und der Sehnsucht kommt der Moment der Ruhe und der Sicherheit. Es kann Zweifel und Unruhe geben, wenn wir den Herrn Jesus nicht erfahren. Aber Er wird uns von seiner großen Liebe überzeugen, die dazu führen wird, dass wir uns nach Ihm sehnen.

Die Braut möchte gerne in seinen Armen sein. Sie erwähnt seine beiden Arme separat voneinander. Sein linker Arm ist sozusagen der Arm, der von seinem Herzen kommt, von seiner Liebe – das Herz ist auf der linken Seite. Sein rechter Arm ist der Arm seiner Kraft (Jes 41:10; Ps 63:9). In seinen Armen ist sie vollkommen sicher (vgl. 5Mo 33:27). Dass seine linke Hand unter ihrem Haupt ist, bedeutet auch, dass er ihr Haupt anhebt, damit sie ihn anschaut. Dass sein rechter Arm sie umarmt, bedeutet, dass er ihn schützend um sie herum hält.

Das sehen wir in dem Herrn Jesus. Wer in einer innigen Beziehung mit Ihm lebt, wird seine Liebe und seine Kraft erfahren. Es geht nicht um Kraft an sich, sondern darum, wie diese Kraft in einer innigen Beziehung wirkt. Seine Liebe stützt und beschützt. Wenn wir seine Liebe und seine Kraft auf diese Weise erfahren können, ist der vollkommene Frieden gekommen. Der gläubige Überrest Israels wird dies in der Zukunft erfahren, wenn sie nach der großen Drangsal auf Ihn schauen werden, den sie durchstochen haben, und gleichzeitig vollkommenen Frieden in Ihm finden werden.

Mit diesem Bild der Ruhe endet der erste von drei Teilen des Buches. Die beiden vorangegangenen Teile endeten auf die gleiche Weise. Der erste Teil, Hohelied 1,1–4, endet damit, dass die Braut in die Gemächer des Königs geführt wird; der zweite Teil, Hohelied 1,5–17 endet mit der Szene, dass der König und seine Braut zusammen sind.

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