Song of Solomon 3:6

Wer kommt aus der Wüste herauf?

Die Antwort auf die Frage, wer von der Wüste heraufkommt, ist einfach. Es ist niemand anderes als die Braut. Aber die Frage weist darauf hin, dass man sie nicht sofort erkennt. Das hat mit ihrem Aufenthalt in der Wüste zu tun. Die Wüste hat sie verändert. Sie ist sozusagen eine neue Person geworden. In der geistlichen Anwendung steht die Wüste für die Welt und wird als der Ort angesehen, an dem Gott unseren Glauben testet. Durch Glaubensprüfungen möchte Gott uns verändern und uns immer mehr dem Bild seines Sohnes gleichförmig machen.

In der prophetischen Anwendung können wir hier an den gläubigen Überrest denken, den Gott während der großen Drangsal in der Wüste bewahren wird (Off 12:13-17; vgl. Hos 2:16-25). Diese Zeit wird einen Wandel bei dem Überrest bewirken, sodass er zu einem Volk werden wird, bei dem der Herr Jesus wohnen kann.

Die einzelnen Gläubigen und Gottes Volk als Ganzes werden hier mit „Rauchsäulen“ verglichen. Wir sehen die „Rauchsäulen“ in Israel vom Brandopferaltar Gottes als einen lieblichen Wohlgeruch für Ihn aufsteigen. Gläubige, die Gott erprobt hat und an denen Er sein Werk tun konnte, sind Ihm auch angenehm. Er erkennt an ihrem Leben, was bei dem Herrn Jesus immer vollkommen präsent war: sein eigenes Bild.

Außerdem sehen wir, dass die Braut „durchduftet [ist] von Myrrhe und Weihrauch“. Das erinnert uns an die Wüstenwanderung des Volkes Gottes, wo das Volk von einer Wolke der Herrlichkeit Gottes geführt wurde. Diese Wolke bedeckte sie und auch die Stiftshütte. Gott möchte seine Herrlichkeit durch die Prüfungen sichtbar machen, durch die ein Gläubiger geht. Darum geht es bei unserem Aufenthalt in der Wüste.

Die „Myrrhe und Weihrauch“, womit sie durchduftet ist, bedeutet, dass sie in den Wohlgeruch Christi kommt (vgl. 2Kor 2:15; 16). „Myrrhe“ symbolisiert das Leiden des Herrn Jesus, während „Weihrauch“ seine Herrlichkeiten symbolisiert. Alles, was Gott angenehm ist, hat Er in seinem Sohn gefunden. Er möchte dasselbe bei den Seinen bewirken, damit sie Ihn durch ihr Leben immer mehr an seinen Sohn erinnern. Durch die Prüfung unseres Glaubens erfahren wir das Leiden Christi, während wir uns auch auf die Herrlichkeit freuen können, die auf uns wartet.

Der Myrrhe und dem Weihrauch werden „allerlei Gewürzpulver des Händlers“ hinzugefügt – eine Mischung von Düften, die auch die Braut umgeben. Das spricht von den vielen herausragenden Eigenschaften, die in dem Herrn Jesus gegenwärtig sind, und in Ihm zum Ausdruck gekommen sind. Jedes Wort und jede Tat sind besonders schön und vorzüglich. Gleichzeitig fließen sie in ein wunderschönes Ganzes zusammen. Alles ist miteinander in Harmonie. Es gibt keinen Geruch, der die anderen Gerüche beherrscht oder zerstört.

Paulus stellt diese „Gewürzpulver“ den Gläubigen in Kolossä vor, damit sie sie um sich herum verbreiten. Diese Gerüche sind die Eigenschaften Christi, die wir als Gläubige nach außen tragen und die andere riechen können. Er schreibt ihnen: „Zieht nun an, als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut, Langmut, einander ertragend und euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat gegen den anderen; wie auch der Christus euch vergeben hat, so auch ihr. Zu diesem allen aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist” (Kol 3:12-14). Dies sind einige der vielen hervorragenden Merkmale des neuen Lebens, das wir als Gläubige besitzen. Dieses neue Leben ist Christus selbst. Oft braucht es die Übungen in der Wüste, damit andere den ausgezeichneten Geruch von Ihm riechen können.

Die „Gewürzpulver“ sind beim „Händler“ erhältlich. Das bedeutet, dass man sie nicht umsonst bekommt, sondern ‚kaufen‘ muss. Ein Preis muss dafür bezahlt werden. Dieser Preis besteht darin, dass man sein eigenes Ich aufgibt und Gehorsam und Hingabe an dessen Stelle setzt.

Gewiss besitzt jeder Gläubige diese ‚Gewürzpulver‘ durch das neue Leben. Aber es in die Praxis umzusetzen, ist etwas anderes. Man muss sie, wie Paulus sagt, anziehen. Das bedeutet, dass wir eifrig das Wort Gottes lesen und studieren müssen. Dann sehen wir, wie sie im Leben des Herrn Jesus zum Ausdruck kommen. Folglich wird man sie auch in unserem Leben wahrnehmen können.

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