Song of Solomon 4:10

Die Wertschätzung des Bräutigams

Das Herz des Bräutigams ist voller Liebe für seine Braut. Sein Herz ist immer voller Liebe für sie. Aber jetzt sagt er ihr, dass sie „sein Herz geraubt“ oder „erobert“ hat – das ist die bessere Wiedergabe (Hld 4:9). Sie hat etwas getan, das ihn gewaltfrei überwältigt hat, etwas, das sein Herz tief berührt hat. Er sagt es sogar zweimal in diesem Vers und das zeigt, wie intensiv diese Erfahrung für ihn ist. Bevor er dies das zweite Mal sagt, spricht er sie als „meine Schwester, Braut“ an. In Hld 4:8 nennt er sie zum ersten Mal seine „Braut“. Jetzt nennt er sie zum ersten Mal „meine Schwester“, um ihre Beziehung mit ihm hervorzuheben.

Die Beziehung zwischen dem Herrn Jesus und den Seinen ist von Liebe geprägt, aber es ist auch ein Verwandtschaftsverhältnis. Es ist sogar so, dass Er uns zuerst in seine Verwandtschaft aufgenommen hat, bevor eine Liebesbeziehung entstehen konnte. Er, der ewige Sohn, tat das, indem Er Mensch wurde und uns mit Ihm durch sein Erlösungswerk in Verbindung brachte. Im Brief an die Hebräer lesen wir: „Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren” (Heb 2:14; 15). Deswegen ist eine Beziehung zwischen Ihm und uns entstanden und Er nennt uns „Brüder“ (Joh 20:17; Heb 2:11).

Wenn wir das richtig verstehen, können wir Ihn nur voller Bewunderung und Liebe anschauen. Und das ist es, was Er wahrnimmt. So wie der Bräutigam in den Augen der Braut sieht, dass sie völlig von ihm erfüllt ist, so sieht der Herr Jesus an unseren Augen, dass wir nur Augen für Ihn haben. Das erobert sein Herz. Es scheint nur eine kleine Sache zu sein, nur „einer deiner Blicke“, aber es sagt alles.

Es geht um unsere Augen und das, wonach wir Ausschau halten. Schauen wir nur auf Ihn? Er möchte gern ,Augenkontakt‘ mit uns haben (vgl. 1Mo 24:63; 64). Sein Auge ist immer auf uns gerichtet (Ps 32:8). Es berührt Ihn sehr, wenn unser Auge einfältig ist (Mt 6:22), das heißt, wenn es auf nichts und niemand anderes gerichtet ist als auf Ihn. Wenn unsere Augen auf Ihn gerichtet sind, werden wir unser Leben gänzlich für Ihn führen.

Daran schließt das Folgende an, was der Bräutigam in ihr sieht und wodurch sie sein Herz erobert hat. Er sieht eine „Kette ihres Halsschmucks“. Im Buch der Sprüche ist die Halskette ein Schmuckstück, das die Unterweisung des Vaters und die Belehrung der Mutter symbolisiert (Spr 1:8; 9). Einige der Kettenglieder sind „Güte und Wahrheit“ (Spr 3:3). Der Bräutigam hat ein Auge für alle Kettenglieder und erfreut sich daran. Die Tatsache, dass er von einem Kettenglied spricht, das sein Herz erobert hat, macht klar, dass er ein Auge für jedes einzelne Kettenglied hat. Jedes Detail ihres Schmuckes berührt ihn.

Genauso richtet der Herr Jesus seine Aufmerksamkeit auf uns. Wenn wir uns der Lehre seines Wortes unterwerfen, erobern wir damit sein Herz. Dass wir uns seinem Wort unterwerfen, wird daran deutlich, dass wir nach seinem Wort handeln, wenn Er uns etwas durch sein Wort zeigt. Es geht jeweils nur um ein Kettenglied und dann bilden alle Kettenglieder zusammen die Verzierung. Wir erobern sein Herz, indem wir das kleinste seiner Gebote für Ihn halten. Er schätzt das auf eine besondere Weise: „Wer irgend nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und die Menschen so lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel; wer irgend aber sie tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel“ (Mt 5:19).

Die Braut sagte am Anfang des Buches, dass die Liebe des Bräutigams besser ist als Wein (Hld 1:2). Hier drückt sich der Bräutigam noch stärker aus (Hld 4:10). Er sagt, „wie viel“ besser ihre Liebe ist. Der Bräutigam hat die Liebe schon immer mehr wertgeschätzt als die Braut. So ist es auch beim Herrn. Er weiß unsere Liebe vollkommen wertzuschätzen, während wir seine Liebe oft so wenig wertschätzen. Dass Er unsere Liebe so sehr wertschätzt, liegt daran, dass es Gottes Liebe ist, das heißt seine eigene Liebe, die Er in unsere Herzen ausgegossen hat durch den Heiligen Geist (Röm 5:5). Wie schwach wir es Ihm auch manchmal in der Praxis zeigen – Er weiß, wie es gemeint ist, und schätzt es.

Mit dem Duft der Salben ist es das Gleiche wie mit dem Wein. Wieder ist es zuerst die Braut, die den Duft der Salben des Bräutigams lobt (Hld 1:3). Der Bräutigam nimmt es auf und drückt sich noch stärker aus: Der Duft ihrer Salben ist besser „als alle Gewürze“. Es geht nicht so sehr um die Salbe, sondern um ihren Duft. Im Duft sind all die kostbaren und verschiedenartigen Merkmale dieser Salbung enthalten. Duft ist unsichtbar und kann nur durch Riechen wahrgenommen werden.

Das Öl ist ein Bild des Heiligen Geistes, wie wir bereits gesehen haben (1Joh 2:20; 27). Er hat die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen und außerdem ist Er gekommen, um in unserem Herzen und in unserem Leib zu wohnen (2Kor 1:22; Gal 4:6; 1Kor 6:19). Aus unseren Herzen können wir durch unseren Körper einen Duft verbreiten, den der Herr Jesus riecht und der Ihm Freude macht. Der Heilige Geist – davon spricht die Salbe – bewirkt in uns unsere Liebe für den Herrn Jesus und für Ihn ist sie viel besser als „alle Gewürze“.

Auf die gleiche Art und Weise können wir es erleben, wenn jemand eine geistliche Ausstrahlung hat, die wir nicht beschreiben können. Die Anwesenheit einer Person kann eine gütige Ruhe ausstrahlen, selbst wenn diese Person noch nichts Besonderes gesagt oder getan hat. Das ganze Auftreten bewirkt, dass man sich angenommen und sicher fühlt, ohne dass die Person bewusst die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Solch eine Handlung bewirkt der Geist in uns und erinnert uns an den Herrn Jesus. Es ist die Frucht eines Lebens im Gehorsam gegenüber dem Heiligen Geist. Es geht weit über das hinaus, was die Welt umfasst.

Der Heilige Geist war fähig, in dem Herrn Jesus alles zu tun, um Gott zu verherrlichen. Das ganze Leben des Herrn auf der Erde war ein lieblicher Duft für Gott. Jetzt sagt es der Herr Jesus – im Bild – dem Gläubigen. Der Gläubige, der ein Leben führt, das durch den Geist Gottes geformt ist, gibt Christus große Freude. Er drückt seine Wertschätzung dafür aus. Wenn die Liebe Gottes und das Werk des Geistes Gottes in einem Gläubigen sichtbar werden, findet der Herr Jesus darin seine größte Befriedigung.

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