Song of Solomon 5:1

Der Bräutigam und sein Garten

Hier sehen wir, dass der Bräutigam die Einladung der Braut, die sie ihm am Ende des vorherigen Verses anbot, angenommen hat (Hld 4:16b). Er ist in seinen Garten gekommen. Auf die gleiche Weise nimmt der Herr Jesus gerne unsere Einladung an, um offen in unserem Leben gegenwärtig zu sein. Er ist immer in unserem Leben gegenwärtig, aber wir merken nicht immer seine Gegenwart.

Er möchte, dass unser Leben für Ihn wie ein Garten voller Früchte für Ihn ist. Das ist nur so, wenn wir Ihm unser ganzes Leben zur Verfügung stellen. Es geht nicht nur darum, dass wir sein Eigentum sind, sondern dass wir uns dessen auch bewusst sind. Sonst werden wir zu unserer Bestürzung feststellen, dass Er nicht da ist, obwohl wir denken, dass Er da ist, so wie es in den folgenden Versen dargestellt wird.

Aber hier sagt Er: „Ich bin in meinen Garten gekommen.“ Unser Garten ist sein Garten. Unser Leben ist sein. Es gehört Ihm. Deshalb ist alles, was sich in diesem Garten befindet, auch sein Eigentum. Das erkennen wir an der Wiederholung des Wortes „mein“ in diesem Vers. Er genießt jede Frucht in seinem Garten, das heißt, dass jede Frucht in unserem Leben für Ihn ist. Diese Freude ist groß, denn man erlebt sie in der Beziehung von Verwandtschaft und Liebe.

Das wird deutlich an der Art und Weise, wie der Bräutigam seine Geliebte anspricht. Er nennt sie wieder „meine Schwester“ und unterstreicht damit seine Beziehung mit ihr, und „meine Braut“ und unterstreicht damit seine Liebe für sie. Er hat sie vorher schon so genannt (Hld 4:9; 10). Dort geht es darum, wer sie für sein Herz ist. Hier geht es darum, was er von ihr empfängt – aus ihrem Garten, von dem er genießt.

Auf diese Weise spricht der Herr Jesus auch zu uns, mit denen Er sich selbst verbunden hat, indem Er auf der einen Seite geworden ist wie wir, ausgenommen die Sünde, und indem Er uns auf der anderen Seite seine Liebe erklärt hat. In dieser Beziehung ist Er in unserem Leben gegenwärtig, um jede Frucht zu genießen, die Er in unserem Leben durch seinen Geist selbst hervorgebracht hat.

Es kann sein, dass das Unkraut, das das Wachstum der Früchte für den Herrn einschränkt oder sogar verhindert, aus dem Garten entfernt werden muss. Wir müssen z. B. unsere Lese-, Hör- und Sehgewohnheiten ändern, wenn dadurch unser Denken falsch beeinflusst wird oder wenn es zu viel Zeit in Anspruch nimmt, sodass wir nicht dazu kommen, Früchte zu tragen. Dann können wir den Herrn Jesus in unseren Garten einladen, aber vielleicht findet Er dort nichts oder sogar schlimmer, Er findet dort Unkraut oder sündiges Verhalten vor. Wenn wir das Unkraut entfernen, gibt es Platz für Frucht für Ihn. Dann kommt Er, um sich diese Frucht zu nehmen. Er kommt nur, wenn es dort Früchte und Gewürze gibt, mit denen Er zufrieden ist.

Die erste Frucht, die Er eingesammelt hat, ist Myrrhe, „meine Myrrhe“. Myrrhe spricht von seinem Leiden. Wenn Er zu uns kommt, können wir Ihm alles über die Tiefen seines Leidens für uns sagen? Zusammen mit der Myrrhe sammelt Er auch seinen „Balsam“ ein – oder wie man es auch wiedergeben kann: „Gewürze“. Wir sehen diese Gewürze buchstäblich bei seinem Begräbnis (Lk 23:56; Lk 24:1; Joh 19:40). Sein Begräbnis wird sozusagen eingerahmt von dem Wohlgeruch seines vollendeten Werkes.

Der Herr Jesus findet auch Essen und Trinken in seinem Garten. Er isst dort „meine Wabe samt meinem Honig“. Honig spricht von den natürlichen Beziehungen zwischen den Gläubigen untereinander. Wenn unsere natürlichen Beziehungen gut sind, wird das von Ihm bewirkt und gibt Ihm Freude. Er freut sich daran, wenn ein Mann seine Ehefrau liebt und wenn die Kinder ihren Eltern gehorchen.

Wir können das weiterhin auf alle Formen von Autorität anwenden, die unsere gegenseitigen Beziehungen regeln. Autorität ist in unserer Zeit nicht besonders beliebt, das zeigt die Praxis. Wir sehen es in den Familien, in der Gesellschaft und in der Gemeinde. Wenn die Autoritätsbeziehungen, die Gott gegeben hat, auf die richtige Weise ausgelebt werden, dann ist das eine Freude für den Herrn Jesus. Es geht darum, dass die Autorität in Liebe ausgeübt wird. Ein Ehemann kann das zeigen, indem er für seine Frau da ist und nicht die Herrschaft über sie beansprucht. Es geht darum, so zu dienen, wie der Herr als Mensch gedient hat.

Schließlich spricht der Herr Jesus bildlich davon, „meinen Wein“ und „meine Milch“ zu trinken. Wein ist ein Bild der Freude (Ri 9:13; Ps 104:15a). Er erfreut sich an der Gemeinschaft, die Er mit uns hat (1Joh 1:3b; 4). Milch ist ein Bild des Wortes Gottes (1Pet 2:2). Gemeinschaft, die zur Freude führt, kommt nur zustande, wenn wir uns mit Gottes Wort beschäftigen. Das macht uns so weiß und so sauber wie Milch.

Der Herr Jesus findet seine ganze Freude darin, was Er in unserem Leben einsammeln und essen und trinken kann. Das sind alle Segnungen, die Er uns selbst gegeben hat. Diese Segnungen kehren zu Ihm zurück, wenn wir sie wertschätzen. Das wird an unserer Dankbarkeit für Ihn deutlich.

Und nicht nur Er erfreut sich an dieser Frucht. Er lädt auch andere ein. Da gibt es nicht nur die Braut, sondern auch die Gäste, die zur Hochzeit eingeladen wurden. In der Zukunft wird Er ein Festmahl von Fettspeisen nicht nur für den Überrest seines Volkes, sondern auch für die Nationen bereiten (Jes 25:6). Diese „Freunde“ sind diejenigen, die eine Beziehung zu Ihm haben, aber noch nicht die Vertrautheit kennen, die die Braut oder der Anbetende haben. Prophetisch gesehen sind das die anderen Städte Israels. Auch sie werden an der Freude im Friedensreich Anteil haben.

Wir können diesen Vers auch auf die Gemeinde anwenden, wenn sie sich am Sonntag um Ihn versammelt. Dann kommt Er in seinen Garten, um das zu genießen, was sie für Ihn hat. Er kommt nicht, um etwas mitzuteilen, sondern um etwas zu empfangen. Wir können Ihm das bringen, was Er selbst durch seinen Geist und sein Wort an uns bewirkt hat, in dem was Er uns an den Tagen zuvor von seiner Person gezeigt hat.

Es geht vor allem darum, uns an Ihn zu erinnern und nicht an uns selbst. Das Erste, was Er sammelt, ist seine Myrrhe. Wir können Ihm unsere Gefühle der Dankbarkeit wegen seines Leidens und Sterbens sagen, damit Er sie einsammeln kann. Wir kommen oft zu den Versammlungsstunden, um Nahrung von Ihm zu erhalten, aber hier geben wir Ihm Nahrung. „Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen“ (Jes 53:11a).

Hier sind wir an einem Punkt in dem Buch angelangt, wo die Wünsche sowohl der Braut als auch des Bräutigams vollkommen erfüllt sind. Hier könnte das Buch enden. Aber so ist es nicht, weil das Leben nicht so ist.

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