Titus 1:2

Die Apostelschaft des Paulus

Tit 1:2. Ein dritter Beweis für die Apostelschaft des Paulus liegt darin, dass sie im Zusammenhang mit „der Hoffnung des ewigen Lebens“ steht. Das ewige Leben wird hier als etwas erwähnt, was du erst noch erhalten wirst. Das scheint im Widerspruch zu Johannes zu stehen. Johannes spricht ja über das ewige Leben als deinen gegenwärtigen Besitz (1Joh 5:11). Trotzdem ist das kein Widerspruch. Mit „Leben“ kann nämlich zweierlei gemeint sein. Kurz gesagt: Wenn Johannes von Leben spricht, dann geht es um das, wodurch wir leben, während es bei Paulus um das geht, worin wir leben. Im ersten Fall ist es das Leben in dir, im zweiten das Leben um dich herum, deine Umgebung, der Lebensbereich. Ersteres meint man, wenn man zum Beispiel von einem gesunden Leben spricht, Letzteres, wenn man vom Stadtleben oder Landleben spricht. Das ewige Leben ist wohl in dir, doch du lebst noch in einer Welt, die in der Sünde liegt. Wenn du im Himmel bist, wird die gesamte Umgebung und Atmosphäre, in der das ewige Leben gelebt und genossen wird, voll und ganz zu diesem ewigen Leben passen. Ewiges Leben weist nicht nur auf die Dauer oder Länge hin, sondern auch auf die Qualität dieses Lebens.

Praktische Anwendung: Heute erkennst du einen echten geistlichen Führer daran, dass er die Herzen der Auserwählten dadurch ermutigt, dass er ihnen die himmlische Herrlichkeit am Ende ihrer Reise vorstellt.

Du kannst dich darauf verlassen, dass du das ewige Leben als Lebensbereich oder Lebensatmosphäre einmal genießen wirst. Das hat der „nicht lügende Gott“, wie es wörtlich in Tit 1:2 heißt, nämlich verheißen. Gott kann nicht lügen, Er ist dazu nicht in der Lage, es ist Ihm unmöglich (Heb 6:18). Das steht im Gegensatz zum Charakter der Kreter, die offenbar nicht anders konnten, als zu lügen (Tit 1:12), und auch im Gegensatz zu dem lügnerischen Wesen, das jedem Menschen eigen ist (Röm 3:4). Wenn Gott das ewige Leben verheißt, dann kann man sich darauf völlig verlassen.

Beinahe hätte ich geschrieben: Das ewige Leben ist dir verheißen. Das wäre ja eigentlich auch nicht verkehrt. Du bist ja vor Grundlegung der Welt auserwählt. Die Verheißung gilt zwar auch dir, aber so steht es hier nicht. Hier steht, dass Gott das ewige Leben „vor ewigen Zeiten“ verheißen hat. Wenn ich das bedenke, finde ich den Gedanken noch weitaus schöner, dass Gott dieses ewige Leben dem Herrn Jesus verheißen hat, denn außer Ihm gab es damals niemanden. Damit ist nicht gemeint, dass das ewige Leben dem Herrn Jesus als etwas verheißen wurde, was Er noch nicht besaß, denn Er ist das ewige Leben (1Joh 5:20). Gott hat Ihm vielmehr das ewige Leben verheißen, um es seinen Auserwählten zu geben (Joh 17:2).

Von dieser Verheißung hättest du nichts gewusst, wenn Gott das nicht offenbart hätte. Es ist doch beeindruckend, dass Gott dir etwas darüber mitteilt, was in der Ewigkeit ein Gesprächsthema zwischen dem Vater und dem Sohn war. Wenn du dann noch bedenkst, dass der Vater dem Herrn Jesus gegenüber deinen Namen genannt hat, um dir das ewige Leben zu geben, wird dir dann nicht ganz schwindelig? Mit der Offenbarung dieser Verheißung hat Gott dann bis „zu seiner Zeit“ gewartet. Zunächst musste deutlich werden, was im Herzen des Menschen in Bezug auf Gott war. Das ist am Kreuz ganz offenkundig geworden. Dort ließ der Mensch den Herrn Jesus, Gott, offenbart in Güte und Gnade, den schrecklichsten Tod sterben.

Dieser Tiefpunkt in der Menschheitsgeschichte war zugleich der Augenblick, wo Gott sein ganzes Herz aufdecken und die Breite, Länge, Höhe und Tiefe seines Planes offenbar machen konnte (Eph 3:18).

Tit 1:3. Und wie machte Gott das offenbar? Durch sein Wort, wobei Er die Predigt dieses Wortes Paulus anvertraut hatte (vgl. Röm 10:14-17; 1Kor 2:7-10). Dieses Wort haben wir nun in der Schrift (Röm 16:25-27). Dadurch gelangt diese Offenbarung auch zu dir (1Kor 2:10-14).

Paulus hatte sich diesen Dienst nicht selbst angeeignet oder ihn eigenmächtig inhaltlich bestimmt (Gal 1:11; 12). Seine Apostelschaft und der damit verbundene Dienst waren „nach Befehl unseres Heiland-Gottes“. Dieser Name Gottes bezeichnetet Ihn als denjenigen, der allen Menschen das Heil anbietet und so ein Heiland ist (vgl. Tit 2:11; 1Tim 2:3; 4). Die Paulus anvertraute Predigt hat daher eine doppelte Ausrichtung: Einerseits predigt er das Evangelium allen Menschen, wodurch sie errettet werden müssen; andererseits entfaltet er all denen die ganze Wahrheit, die das Evangelium angenommen haben und errettet sind.

Praktische Anwendung: Auch heute ist jedem geistlichen Führer etwas anvertraut worden, was er den Gläubigen weitergeben soll. Was sie weitergeben, soll dazu dienen, dass Gläubige lernen, miteinander zur Ehre Gottes zu leben.

Tit 1:4. Paulus richtet sich an Titus als sein „echtes Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben“. Das Wort „echt“ bedeutet eigentlich „legal gezeugt“. Das bedeutet nicht, dass Titus sein leiblicher Sohn war. Die Hinzufügung „nach unserem gemeinschaftlichen Glauben“ weist auf eine geistliche Zeugung hin (vgl. 1Tim 1:2; 1Kor 4:15; Phlm 1:10). Titus kam durch den Dienst des Paulus zum Glauben. Der Heide Titus und der Jude Paulus bekannten sich zu demselben Glauben (vgl. 2Pet 1:1). Beide gehörten sie zu der Gemeinde, in der es weder Juden noch Griechen gibt (1Kor 12:13; Kol 3:11).

Paulus schließt seine Einleitung mit dem üblichen Segenswunsch der Gnade und des Friedens ab. Gnade steht an erster Stelle. Titus kann seine Arbeit nur dann tun, wenn er sich dessen bewusst ist, dass er für seine Aufgabe Gottes Gnade nötig hat. In eigener Kraft wird er seinen Auftrag niemals ausführen können. Wenn er sich von der Gnade, die Gott ihm gibt, abhängig weiß, kann er im Frieden Gottes seine Arbeit tun. Er wird nicht so schnell entmutigt sein, wenn es ständig Widerstand gibt oder an Mitarbeit mangelt oder wenn seine Arbeit keine Frucht zu zeigen scheint. Paulus wünscht ihm, dass ihm Gnade und Friede „von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland“ zufließen. Damit erinnert er Titus an das Kindesverhältnis zum Vater und daran, dass der Herr Jesus sein Erlöser ist. Das eine schenkt Vertrauen, das andere bewirkt Hingabe und Einsatzbereitschaft.

Praktische Anwendung: Ein geistlicher Führer kennt Gott als seinen Vater und vertraut sich Ihm ganz an. Zudem kennt er den Herrn Jesus als seinen Erlöser, der ihn befreit hat, damit er für Ihn lebe. Der Preis, den der Erlöser gezahlt hat, und das Bewusstsein, dass du dadurch erlöst bist, ist der größte Ansporn, Ihm zu dienen.

Lies noch einmal Titus 1,2–4.

Frage oder Aufgabe: Welche Kriterien für geistliche Führerschaft findest du in den Tit 1:2; 3?

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