Titus 2:12

Ein eigenes Volk

Tit 2:11. Mit diesem Vers beginnt ein neuer Abschnitt. Dennoch besteht ein deutlicher Zusammenhang mit den vorhergehenden Versen. Das kannst du an dem Wörtchen „Denn“ erkennen. Es macht deutlich, dass alles Vorangegangene seine Bedeutung erhält durch das, was folgt. Und was folgt jetzt? Die Belehrung über die Gnade Gottes. In dieser Belehrung wird „die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist“, näher erläutert. Sie wird jedoch nicht als eine Theorie vorgestellt, als ein theologisches Dogma, sondern als etwas, was sich im Leben hier auf der Erde zeigt, und zwar im Leben des Herrn Jesus.

Die Gnade, die erschienen ist, wurde offenbar, als der Herr Jesus in Niedrigkeit auf die Erde kam. Vor allem das Lukasevangelium zeigt Ihn als den, der die Gnade Gottes der ganzen Menschheit offenbar gemacht hat. Bereits am Anfang dieses Evangeliums kannst du lesen, wie die Menschen sich „verwunderten … über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen“ (Lk 4:22; vgl. Ps 45:3).

Als Christus auf die Erde kam, indem Er als Mensch geboren wurde, erschien die Gnade Gottes in seiner Person. In dem Kind in der Krippe siehst du, wie Gott sein Herz für alle Menschen öffnet. In diesem Kind wird das Heil allen Menschen angeboten, ohne Ausnahme. Gottes Heil beschränkt sich nicht auf ein bestimmtes Volk. Gott hatte ein bestimmtes Volk auserwählt, dass es sein Volk sei. Er hatte dieses Volk mit allen nur denkbaren Mitteln ausgestattet, damit es Ihm dienen und von Ihm vor allen anderen Völkern zeugen sollte. Er hatte ihm sein Gesetz gegeben. Doch dieses Volk hat es mehr verdorben als alle anderen Völker.

Wie verdorben das Volk war, wurde deutlich, als Gott seinen Sohn sandte. Ihre ganze Mordlust kam da ans Licht. Sie haben Ihn getötet, weil sie Ihn nicht ertragen konnten. Der Mensch ist so verdorben, dass er einen Gott, der sich in Güte offenbart, lieber loswerden will. Das bedeutete das Ende aller Bemühungen Gottes, den Menschen dazu zu bewegen, Ihm zu dienen.

Jetzt gibt es im Handeln Gottes eine gewaltige Veränderung. Nachdem der Mensch den Beweis seiner absoluten Unverbesserlichkeit geliefert hatte, war für Gott der Weg frei, seine Gnade zu offenbaren. Diese Gnade liegt in dem gleichen Christus, der von seinem Volk getötet wurde. Nun richtet sich das Heilsangebot nicht mehr bloß an ein einziges Volk, sondern ist ein Angebot an alle Menschen. Dieses Angebot entspricht der Wertschätzung, die Gott dem Werk seines Sohnes entgegenbringt. Allen Menschen wird die Rettung angeboten.

Tit 2:12. Alle, die gerettet sind, Alt und Jung, Mann und Frau, lernen die Gnade noch auf eine andere Weise kennen, nämlich als Lehrmeister. Die Gnade gibt ihnen die notwendige Belehrung für ein Leben als Gläubige. Die Gnade richtet sich somit an „alle“ Menschen, sie wird allen Menschen angeboten, doch „uns“ unterweist sie, nämlich alle Gläubigen.

Diese Unterweisung der Gnade ist ein ständiger Prozess. Sie befähigt neue Menschen, durch ihren neuen Lebenswandel Gott zu ehren. Bei dieser Unterweisung geht es zunächst um die Abrechnung mit der Vergangenheit. Um zur Ehre Gottes leben zu können, musst du zuerst den rechten Blick für deine Vergangenheit haben. Vor deiner Bekehrung hast du ohne Gott gelebt. Du lebtest gottlos, indem du nicht nach Gott fragtest. Du strebtest nach weltlichen Vergnügungen, weil du auf all das ausgerichtet warst, was die Welt zu bieten hat. Dafür lebtest du. Durch die Unterweisung der Gnade hast du jedoch verstanden, dass „Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden“ in deinem Leben keinen Platz mehr haben können. Du hast einen Strich dadurch gemacht, hast sie verleugnet. Das ist kein Auftrag, so zu handeln, sondern es ist eine Selbstverständlichkeit. Du hast diesen Dingen in einem entschlossenen Akt abgeschworen, in einer ein für alle Mal getroffenen Entscheidung, die sich fortwährend auswirkt. Doch das musst du täglich verwirklichen.

Wenn du so der „Gottlosigkeit“ und den „weltlichen Begierden“ den Rücken gekehrt hast, gibt es Raum für das neue Leben. Dieses neue Leben lebst du in der Gegenwart, „in dem jetzigen Zeitlauf“. Das ist allerdings ein Zeitalter, ein Machtbereich, der so böse ist, dass er den Herrn Jesus verworfen hat. Doch Gott hat dich da herausgenommen (Gal 1:4). Trotzdem lebst du noch darin, allerdings als ein neuer Mensch mit anderen Kennzeichen als früher.

1. Das erste Kennzeichen ist Besonnenheit. Dabei geht es darum, wer du selbst bist. Du lässt dich nicht vom täglichen Treiben mitziehen und kannst dich beherrschen.

2. Das zweite Kennzeichen, „gerecht“, betrifft deine Haltung gegenüber anderen, also den Geschwistern, den Familienmitgliedern, den Kollegen und der Welt gegenüber.

3. Beim dritten Kennzeichen geht es um dein Verhalten Gott gegenüber. Du zeigst Gottesfurcht, Ehrfurcht Gott gegenüber, und willst Ihm dienen und Ihn ehren.

In Hiob und Simeon siehst du Beispiele für ein solches Leben (Hiob 1:1; 8; Lk 2:25).

Tit 2:13. Nachdem wir in Tit 2:12 die Unterweisung der Gnade in Bezug auf die Vergangenheit und Gegenwart gesehen haben, wird diese Unterweisung in Tit 2:13 fortgesetzt mit Bezug auf die Zukunft. Während du in der Gegenwart lebst, darfst du eine herrliche Zukunft erwarten. In dieser Zukunft steht die „Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ im Mittelpunkt. Im Blick darauf spricht Paulus von der „glückseligen Hoffnung und Erscheinung“. Unsere glückselige Hoffnung ist, dass wir diese Herrlichkeit sehen werden, wenn Er uns, die Gemeinde, zu sich holt (1Thes 4:15-17).

Hinsichtlich der Welt dürfen wir die „glückselige Erscheinung“ seiner Herrlichkeit erwarten. Aller Sünde und allem Elend, das durch die Sünde hervorgerufen ist, wird ein Ende gemacht, wenn der Herr Jesus auf die Erde zurückkommt. Er ist unser großer Gott und Heiland. Dieser Mensch, der einmal in Niedrigkeit auf der Erde war, um „der Heiland der Welt“ zu werden (Joh 4:42), ist zugleich der ewige Gott. Er, Christus, kann zu Recht als „groß“ bezeichnet werden (Mt 5:35; Lk 1:32; Lk 7:16; Heb 10:21; Heb 13:20).

Tit 2:14. Wenn Paulus so mit der Herrlichkeit Christi beschäftigt ist, muss er natürlich auch über die große Liebe des Herrn Jesus und über das große Werk, das Er vollbracht hat, sprechen. Jesus Christus hat sich selbst für uns gegeben. Er hat uns so sehr geliebt, dass Er nicht nur alles gab, was Er hatte (Mt 13:44-46), und um unsertwillen bereit war, arm zu werden (2Kor 8:9), sondern Er gab sich darüber hinaus selbst. An anderer Stelle heißt es, dass Gott seinen eigenen Sohn gab (Joh 3:16; Röm 8:32), hier jedoch, dass der Herr Jesus sich selbst gab. Und wie gab Er sich selbst? Indem Er sein Leben gab „als Lösegeld für viele“ (Mt 20:28; Joh 10:11; 15). Das tat Er freiwillig. Er starb für dich und mich, als wir noch Sünder waren (Röm 5:8).

Was stand Ihm vor Augen, als Er sich selbst gab? Er wollte uns als ein Volk besitzen, das Ihm gehört. Dazu war es nötig, dass „er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte“ (Tit 2:14). Er hat uns von der Gesetzlosigkeit erlöst, indem Er uns freigekauft und so von ihr gelöst hat. In diesem Sinn kommt das Wort nur noch in 1. Petrus 1 vor (1Pet 1:18). Da schreibt Petrus, dass wir nicht mit Silber oder Gold „erlöst“ worden sind, sondern mit dem kostbaren Blut Christi. Das bedeutet, dass für unsere Erlösung ein Preis bezahlt werden musste, der nicht geringer war als das kostbare Blut Christi. Wir sind in der Tat mit einem Preis erkauft worden, der in Geld nicht auszudrücken ist (1Kor 7:23).

Wie bereits gesagt ist dieser Preis jedoch bezahlt worden, um uns freizukaufen. Wir mussten aus einer Macht befreit werden, die uns fest im Griff hatte und gefangen hielt. Diese Macht war die Gesetzlosigkeit. Gesetzlosigkeit ist das Wesen der Sünde (1Joh 3:4). Gesetzlosigkeit bedeutet, jede von Gott kommende Autorität zu verwerfen. Der Herr Jesus hat dich von aller Gesetzlosigkeit losgekauft (vgl. Ps 130:8), damit du Ihn als alleinige Autorität anerkennst. Du gehörst nun einem Volk an, das Er sein „Eigentumsvolk“ nennt (vgl. 2Mo 19:5; 5Mo 14:2; 5Mo 26:18;), an dem nichts von der Unreinheit der Völker dieser Welt klebt.

Wenn dieses Volk mit Ihm in Verbindung bleiben und Ihm dienen sollte, war es nötig, dass Er es reinigte. Auch das ist durch sein Blut geschehen (1Joh 1:7). Durch sein Erlösungswerk bist du sein Eigentum. Weil Er dich gereinigt hat, entsprichst du seiner Heiligkeit und kannst du Ihm jetzt dienen, indem du eifrig bist in guten Werken. Unter guten Werken ist alles zu verstehen, was du im Gehorsam dem Herrn gegenüber tust, denn dadurch wird Gott verherrlicht und werden andere gesegnet.

Tit 2:15. Paulus bindet es Titus noch einmal aufs Herz, alles, was er ihm gesagt hatte, auch an andere weiterzugeben. Wenn man dem durch Gleichgültigkeit kein Gehör schenken würde, sollte Titus ermahnen. Sollte er feststellen, dass man seinen Worten widerstand, sollte er das öffentlich rügen: „Überführe mit allem Nachdruck.“ Er brauchte da nicht zaghaft zu sein, sondern sollte mit aller Vollmacht reden. Schließlich war er ein Abgesandter des Apostels. Er musste sich allerdings auch seiner Stellung entsprechend verhalten. Wenn er selbst nicht nach seinen Worten lebte, würden andere ihn verachten. Seine Worte würden dann nichts ausrichten (vgl. 1Tim 4:12).

Auch wir sollten über die Themen, die in diesem Kapitel behandelt werden, regelmäßig miteinander reden. Wir dürfen uns auf diese Dinge gegenseitig hinweisen. Wenn sich dann zeigt, dass es Dinge gibt, die der Umsetzung der guten Lehre in die Praxis hindernd im Weg stehen, lasst sie uns dann beseitigen oder die notwendigen Veränderungen vornehmen. Der Herr ist es wert. Er hat uns erlöst und uns für sich selbst gereinigt.

Lies noch einmal Titus 2,11–15.

Frage oder Aufgabe: Was lernst du aus diesen Versen für deine Lebenspraxis als Christ? Wie zeigt sich das in deinem Leben?

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