Titus 3:12

Erben, Sektiererei, persönliche Aufforderungen, Grüße

Tit 3:7. Jetzt erfährst du etwas über den Zweck der Errettung. Gott hat dich errettet, damit du Erbe würdest nach der Hoffnung des ewigen Lebens. In den vorhergehenden Versen hast du gesehen, was Gott alles dafür getan hat: Er ist dir in Güte und Barmherzigkeit erschienen; Er hat dir Barmherzigkeit erwiesen; Er hat dich gereinigt und erneuert. Um dich jedoch zu einem Erben zu machen, musste noch etwas geschehen: Als Erbe musst du nämlich der Gerechtigkeit Gottes völlig entsprechen. Als ein echter Erbe darf dein „Anrecht“ auf das Erbe nicht anfechtbar sein.

Auch dafür hat der Herr Jesus durch sein Werk am Kreuz gesorgt. Er hat den Rechtsansprüchen Gottes vollkommen entsprochen. Durch den Glauben an Ihn und sein Werk für dich rechnet Gott dir seine Gerechtigkeit zu (Röm 3:21; 22). In Christus bist du eine neue Schöpfung. Du hast neues Leben, Leben aus Gott. Du bist ein Kind Gottes und damit auch ein Erbe Gottes (Röm 8:17). Gott sieht dich in Christus, und Er ist für dich die Gerechtigkeit Gottes geworden (1Kor 1:30). Damit ist ganz deutlich geworden, dass du die Rechtfertigung allein der Gnade Gottes zu verdanken hast (Röm 3:24).

Was das Erbe nun genau beinhaltet, wird hier nicht mitgeteilt. Das heißt aber nicht, dass du nicht weißt, worin das Erbe besteht: Es ist alles, was Christus erbt, denn wir sind seine Miterben (Röm 8:17; Eph 3:6). Hier wird die Erbschaft mit „der Hoffnung des ewigen Lebens“ verbunden. Das Wort „Hoffnung“ bedeutet nicht Unsicherheit, sondern richtet deinen Blick auf die Zukunft. In der Zeit, wenn die Sünde ihren verderblichen Einfluss nicht mehr ausüben kann, wirst du das Erbe in der gleichen Weise genießen, wie du das ewige Leben genießen wirst. Du selbst bist dann so wie alle Gläubigen vollkommen, auch die Umstände sind dann vollkommen, ohne die geringste Möglichkeit, dass die Sünde noch einmal eindringen könnte. Das ganze Ergebnis des Werkes Christi wird in all seiner Herrlichkeit bis in alle Ewigkeit gesehen und genossen werden. Und du darfst daran Anteil haben. Ist das nicht eine großartige Aussicht?

Tit 3:8. Was Paulus soeben gesagt hat, ist absolut zuverlässig; du kannst dich darauf verlassen. Aber es darf nicht bei schönen Betrachtungen bleiben. Titus sollte darauf drängen, dass die Gläubigen dieses Wort auch glaubten und ihr Leben danach ausrichteten. Gib das, was du soeben gelernt hast, an andere weiter, die auch an Gott glauben, die Ihn also ebenfalls beim Wort nehmen. Vielleicht wissen sie das alles noch nicht. Doch wenn du ihnen davon erzählst, wirst du merken, dass sie dadurch ermutigt werden und ihnen dadurch weitergeholfen wird. Wie dir wird es auch ihnen dann ein Anliegen sein, „gute Werke zu betreiben“. Damit ist gemeint, dass sie gut darüber nachdenken, welche guten Werke sie tun können. Sie gehen mit Verstand an die Sache. Wenn du mit guten und ehrbaren Werken beschäftigt bist, bist du nicht damit beschäftigt, anderen Schaden zuzufügen oder sie zu belasten, sondern gerade mit Dingen, die auf die Menschen in deiner Umgebung eine gute und nützliche Auswirkung haben.

Tit 3:9. Die Beschäftigung mit guten Werken verhindert, dass du die Zeit für Dinge verschwendest, die nicht gut sind. Diese Dinge wirst du dann meiden. Paulus nennt einige davon. Titus sollte „törichte Streitfragen“ vermeiden, das sind Fragen, die nichts betreffen und nichts bewirken. Er sollte sich auch davon fernhalten, Geschlechtsregister zu analysieren und darüber zu diskutieren, denn darüber werden die wildesten Phantasien zum Besten gegeben. Auch sollte er sich nicht an den zänkischen Diskussionen beteiligen, die jüdische Gesetzesgelehrte über das Gesetz führten, um ihm allerlei Gebote hinzuzufügen. Alle derartigen Wortgefechte waren sinn- und nutzlos. Sie führten nur zu heißen Köpfen und kalten Herzen. Wem es in seinem Reden hauptsächlich um äußere Dinge geht, begreift nicht viel von der Güte und Menschenliebe Gottes.

Tit 3:10. Unter Leuten, die solche unsinnigen Dinge äußern, kann sehr leicht ein sektiererischer Mensch auftreten. Deshalb verwundert es nicht, dass Paulus Titus anschließend anweist, was er mit einem sektiererischen Menschen tun soll. Ein sektiererischer Mensch kann, muss aber nicht gleichzeitig ein Irrlehrer sein (2Pet 2:1). Die Pharisäer bildeten eine Sekte (Apg 15:5; Apg 26:5). Sie machten aus vielen Dingen eine Streitfrage und schlossen andere aus, die ihre Meinung nicht teilten. Trotzdem kann man nicht sagen, dass sie eine Irrlehre verkündigten. Sie waren rein in der Lehre, fügten dem Wort Gottes aber manches hinzu und machten es dadurch kraftlos (Mt 15:6).

Eine Sekte ist eine Gruppe von Gläubigen, die sich von anderen Gläubigen dadurch unterscheidet, dass sie bestimmte Teile der Wahrheit übermäßig betont. Um mit ihnen Gemeinschaft haben zu können, fordern sie, dass man ihre Auffassung über diese Teile der Wahrheit unterschreibt. Wenn für die Aufnahme mehr Bedingungen gestellt werden, als die Schrift sie fordert, ist eine Sekte entstanden. Trotzdem ist nicht jeder, der zu einer Sekte gehört, ein sektiererischer Mensch. Die Führer einer solchen Gruppe sind das jedoch schon.

Paulus zeigt Titus dann (und damit auch dir), wie man einen sektiererischen Menschen behandeln muss. Bedenke dabei, dass dies ein persönlicher Brief ist und kein Brief an eine Gemeinde. Es geht deshalb um die persönliche Haltung gegenüber einem sektiererischen Menschen. Deshalb wird auch nicht gesagt, dass sie ihn aus ihrer Mitte hinaustun sollten (1Kor 5:13), sondern dass er ermahnt und abgewiesen werden sollte. Sobald sich jemand als ein sektiererischer Mensch zu erkennen gibt, muss er ein- oder zweimal gewarnt werden. Erst wenn deutlich ist, dass die Ermahnungen nichts nützen, kann jemand feststellen, dass er es mit einem sektiererischen Menschen zu tun hat und ein Abweisen notwendig wird. Solch ein Mensch bleibt so sehr bei seiner abweichenden Haltung, dass weitere Bemühungen, ihn zur Umkehr zu bewegen, vergeblich sind.

Tit 3:11. Titus sollte ihn abweisen, weil „ein solcher verkehrt ist und sündigt“. Weiterer Umgang mit ihm würde ihm selbst schaden (1Kor 15:33). Durch seine halsstarrige Haltung verurteilt der sektiererische Mensch sich selbst, ohne sich dessen übrigens selbst bewusst zu sein.

Tit 3:12. In einem ganz anderen Ton spricht Paulus in seinen Schlussworten über einige Mitarbeiter. Er würde Titus gern wieder bei sich haben. Doch Paulus wollte die Gläubigen auf Kreta nicht ohne Führung lassen. Deshalb sagt er zu, dass er für Titus Ersatz schicken würde. Er wusste noch nicht, ob er Artemas oder Tychikus schicken würde. Über Artemas wissen wir nicht mehr als das, was hier steht. Er muss ein zuverlässiger Mitarbeiter des Paulus gewesen sein. Über Tychikus wissen wir mehr (Apg 20:4; Eph 6:21; Kol 4:7; 2Tim 4:12). Erst wenn Ersatz für ihn da sein würde, sollte Titus zu Paulus nach Nikopolis kommen, wo er beschlossen hatte, den Winter zu verbringen. Im Frühjahr würde er dann zusammen mit Titus weiterreisen können.

Tit 3:13. Artemas und Tychikus scheinen Mitarbeiter des Apostels gewesen zu sein, die er irgendwohin schicken konnte. Das galt nicht für jemanden wie Apollos. Der bestimmte selbst in Abhängigkeit vom Herrn, was sein Auftrag war und wohin er ging (vgl. 1Kor 16:12). Es besteht die Gefahr, dass man meint, den Weg auch für andere festlegen zu müssen, wenn man ihn für sich selbst deutlich erkannt hat. Paulus tut das nicht. Zenas und Apollos würden kommen, aber nicht als solche, die Paulus geschickt hatte, sondern der Herr.

Paulus ist nicht eifersüchtig, dass andere das Gebiet betreten, wo er gearbeitet hat, sondern freut sich darüber. Er sieht darin keine Konkurrenz, sondern ein gegenseitiges Helfen. Zenas kannte sich im Gesetz aus und konnte daher den falschen judaistischen Lehrern Paroli bieten. Apollos war „mächtig in den Schriften“ (Apg 18:24). Paulus beauftragt Titus, dafür zu sorgen, dass es diesen beiden Dienern an nichts fehle.

Tit 3:14. Die Gläubigen auf Kreta konnten dazu ihren Beitrag leisten. Titus sollte sie anspornen, diese Art von guten Werken zu tun. Dann wären sie nicht unfruchtbar. „Die Unseren“ sind zunächst einmal alle Gläubigen auf Kreta und im weiteren Sinn alle Gläubigen auf der Erde. Wir dürfen das nicht auf solche beschränken, die „mit uns des Weges“ sind. Du kannst lernen, nach guten Werken zu streben. Bist auch du so lernbegierig, dass du wissen willst, wie du den notwendigen Bedürfnissen entsprechen kannst? Diese Ermahnung wird jeden Tag wichtiger, weil wir in einer Welt leben, in der die Menschen immer mehr nur für sich selbst leben. Dieser Geist greift auch auf Christen immer mehr über. Die Leidtragenden sind verlorene Sünder und bedürftige Gläubige.

Tit 3:15. Paulus beschließt den Brief mit Grüßen an Titus von allen, die bei ihm waren. Dort, wo er war, hatte er Gemeinschaft mit anderen Gläubigen. Seinerseits sollte Titus unterschiedslos alle Gläubigen auf Kreta von Paulus und denen grüßen, die bei ihm waren. Er unterstellt einfach, dass alle Gläubigen auf Kreta ihn und die, die bei ihm waren, als Gläubige liebten. Er wünscht allen auf Kreta die Gnade. So nimmt er Abschied, und so sollten auch du und ich uns voneinander verabschieden. Wir wünschen einander, dass uns auf unseren unterschiedlichen Wegen die Gnade begleitet und wir uns dessen bewusst sind.

Lies noch einmal Titus 3,7–15.

Frage oder Aufgabe: Wovor sollte Titus sich hüten, und woran sollte er mitwirken?

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