Psalms 13
Kapitel 13
1 ▼▼[Status: Zuverlässig]
Für den den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden). ▼▼Genaue Bedeutung unklar. Die gewählte Übersetzung ist mehr oder weniger Konvention, obwohl es nicht an alternativen Übersetzungsvorschlägen mangelt.
Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David. 2Bis wann (wie lange) ▼
▼Bis wann (wie lange) - Einige Exegeten denken, dass mit „bis wann“ eingeleitete rhetorische Fragen sich in der Bibel besonders in „vorwurfsvoller Rede“ fänden und daher als eine ungeduldigere Variante zum üblichen „Wie lange noch“ aufzufassen sei (so z.B. Gerstenberger 1991, S. 84; Herkenne 1936, S. 75f.; Zenger 1987, S. 75). Auf einige Stellen mag das auch passen, aber vgl. zum vorwurfsvollen „Bis wann“ vs. „Wie lange“ z.B. Jos 18,3; Ijob 18,2 vs. Ps 82,2; 94,8 und zum wohl eher „vorwurfslosen“ und unserem Vers ähnlicheren „Bis wann“ vs. „Wie lange“ z.B. Jer 47,6; Hab 1,2 vs. Ps 6,4; 74,10; 80,5; 90,13; 94,3 - „Bis wann“ und „Wie lange“ sind daher wohl doch eher schlicht gleichbedeutende Ausdrucksvarianten, die beide sowohl vorwurfsvollen als auch vorwurfslosen Unterton haben können.
, JHWH, wirst (willst) du mich [so] gänzlich (für immer, fortwährend) ▼▼[so] gänzlich (für immer, fortwährend) - Deutung umstritten; s. die Anmerkung zum Text a. Nach unserem Verständnis hat das Wort superlativische Funktion und soll das „vergessen“ noch zusätzlich steigern; vgl. bes. Ehrlich 1905, S. 25; Thomas 1956; so auch ALB; EÜ; H-R; HER05; Kissane 1953, S. 52; LUT; MEN; NeÜ; Nötscher 1959, S. 34; SLT; STAD; TUR; van Ess; Zenger 1987, S. 73; ZÜR.
vergessen ▼▼vergessen ist nicht wörtlich zu verstehen - als hätte Gott ein schlechtes Gedächtnis. Ähnlich, wie die Rede davon, dass Israel Gott oder seine Gebote „vergisst“, fast stets meint, dass es sich von Gott und seinen Geboten abgewandt hat, meint auch die Rede von Gottes „Vergessen“ ein aktives sich-Abwenden Gottes (s. noch 1Sam 1,11; Ps 10,12; 42,10; 44,25; Jes 49,14; Klg 5,20): Gott entzieht jenem, den er „vergisst“, seine Huld und lässt so zu (vielleicht sogar: sorgt dafür), dass ihm Schlimmes zustößt; vgl. gut Janowski 2001, S. 27f; Wöhrle 2011, S. 228.230.
? Bis wann (Wie lange) wirst (willst) du dein Gesicht vor mir verbergen ▼▼dein Gesicht vor mir verbergen - Die Rede davon, dass Gott „sein Angesicht vor jemandem verbirgt“, hat exakt die selbe Bedeutung wie die, dass er jemanden „vergisst“ (s. vorige FN): Gott verbirgt sein Gesicht vor jemandem = Gott schaut jemanden nicht mehr gnädig an (und lässt so zu, dass Unheil über ihn hereinbricht); vgl. FN u zu Ps 30,8; ad loc. gut auch Kraus 1961, S. 100; Nötscher 1959, S. 34f; Prinsloo 2013, S. 793.
?3Bis wann (Wie lange) muss (werde) ich Pläne (Auflehnung?, Schmerzen?, Kummer?, Sorgen?) ▼
▼Pläne (Auflehnung?, Schmerzen?, Kummer?, Sorgen?) - Bedeutung umstritten; vgl. Anmerkung zum Text b. Am Besten ist die Zeile nach der alten Erklärung von Baethgen 1892, S. 34 zu verstehen, „der Sänger mach[e] sich Pläne, wie er den Gefahren[, die in V. 3c genannt werden,] entrinne.“Gelegentlich wurde eingewandt, dass „Pläne“ nicht zu nefesch (hier traditionell - und ungenau - übersetzt mit: „Seele“) passen würde, weil nefesch nicht den Verstand des Menschen, sondern seine Emotionen bezeichne (zu nefesch als Sitz der Emotionen vgl. z.B. Wolff 1973, S. 33). Das greift nicht: Wenn - was in der Tat richtig ist - nefesch den Menschen in seinem Streben und Sehnen beschreibt, heißt das ja nur, dass „Wie lange muss ich noch Pläne in meine nefesch legen?“ nicht nach dem rationalen Überdenken möglicher Auswege aus der Notsituation fragt, sondern nach dem Streben nach einem solchen Ausweg; sinngemäß also: „Wie lange muss ich mich noch nach einem Ausweg sehnen?“ Recht gut daher R-S („Wie lange soll ich meinen Geist mit Sinnen quälen?“); Zenger 1987, S. 73 („Bis wann muß ich mit Gedanken quälen meine Seele?“).
in meine Seele ▼▼in meine Seele - dazu s. vorige FN.
legen, Wobei ([Bis wann (wie lange)] [wird sein/muss ich legen]) ▼▼Wobei Kummer in meinem Herzen ist (Wie lange wird sein/muss ich legen Kummer in meinem Herz) - Beide Auflösungen sind hier gleichermaßen möglich; die eingeklammerte erfordert allerdings die Ergänzung (->Brachylogie) von „wird sein“ und „muss ich legen“ aus der vorigen Zeile, was aber nicht problematisch ist. Dass diese Zeile die einzige in Vv. 2f ist, in der das einleitende „Bis wann“ fehlt, ist aber so auffällig, dass die primäre Übersetzung doch etwas wahrscheinlicher ist.
Kummer in meinem Herzen [ist] [sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]? {am Tag}?) ▼▼[sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]?, am Tag?) - Deutung umstritten; s. Anmerkung zum Text d. Vermutlich ist das „am Tag“ steigernd zu verstehen: Während die übliche Zeit, zu der man Kummer besonders intensiv „im Herzen“ empfindet, eigentlich die Nacht ist (so schon Olshausen 1853, S. 75), ist der Kummer des Psalmisten besonders groß - so groß ist er, dass er sogar noch am Tag seinen Kummer gar nicht verdrängen kann (Barthélemy 1982, S. 54; Janowski 2001, S. 26; mit „[sogar]“ übersetzen auch Wöhrle 2011 und Zenger 1987; vielleicht aus diesem Grund auch Deissler 1989, S. 62: „am hellen Tag“).
?Bis wann (Wie lange) wird (darf) mein Feind (meine Feinde) ▼
▼Mein Feind (meine Feinde) + Lass meine Augen leuchten - An der Deutung dieser beiden Ausdrücke hängt die Deutung des gesamten Psalms. „Mein Feind“ - im Hebräischen Singular - ließe sich auch deuten als sog. „kollektiver Singular“ (so z.B. Anderson 1972, S. 129), müsste dann treffender als Plural „Meine Feinde“ übersetzt werden und würde dann wie „Meine Bedränger“ in V. 5 die vielen Feinde des Psalmisten meinen. Oder aber „Mein Feind“ steht bewusst im Singular und ist ein Schimpfwort für den Tod, den Erzfeind des Menschen (so Craigie 1983, S. 142; Dahood 1965, S. 76; Zenger 1987, S. 80f). Die Frage nach der Bedeutung von „Lass meine Augen leuchten“ ist etwas komplexer: Im Hebräischen gibt es zwei Idiome, die sich hier nahelegen: Die „Augen“ sind in der israelitischen Vorstellung eine Art „Barometer der Lebenskraft“ (Anderson 1972, S. 129): Ist ein Mensch alt, krank, schwach oder traurig, hören seine Augen auf, zu „leuchten“ (s. Dtn 34,7; Ijob 17,7; Ps 6,8; 38,11; Klg 5,17). Gesundet er oder erholt er sich, leuchten seine Augen dagegen wieder auf (s. 1Sam 14,27.29; Esra 9,8; Ps 19,9). Ein weiteres häufiges Idiom ist die Rede davon, dass Gott sein Gesicht „über jemandem leuchten“ lässt; eine geprägte Wendung dafür, dass er allgemein gnädig an jemandem handelt (s. Num 6,25; Ps 31,17; 67,2; 80,4.8.20; 119,135 (vgl. Vv. 134.136); Dan 9,17). - Dass wir hier Idiom (1) vor uns haben, ist ganz deutlich. Einige denken aber - geleitet davon, dass in V. 2 vom „Verbergen des Gesichts Gottes“ die Rede ist, dass auch in V. 4 das Verb „leuchten“ verwendet wird und dass auch „schau her, antworte mir!“ in V. 4 in etwa die selbe Bedeutung hat wie das zweite Idiom (dazu s. dort) -, dass diese zweite Bedeutung mindestens mitgemeint sei (so bes. Janowski 2001, S. 35f; z.B. auch Craigie 1983, S. 142; Kraus 1961, S. 101f; NIDOTTE, S. 325). - Fraglich ist also: Bedeutet „Lass meine Augen leuchten“ nur „Lass mich wieder gesunden“, meint es gleichzeitig auch allgemein „Erbarme dich meiner“ oder fragt der Psalmist mit diesem Ausdruck gar ausschließlich allgemein nach dem Erbarmen Gottes? Abhängig von der Deutung der beiden Ausdrücke lassen sich zwei Gesamtbedeutungen für den Psalm konstruieren - die Unterschiede sind im folgenden kursiviert: # Gott ist dem Psalmisten nicht mehr gnädig (V. 2), darum schwebt er in Todesgefahr: er wird von seinem Erzfeind - dem Tod - bedroht und sucht verzweifelt nach einer Rettung (V. 3). Mit letzter Kraft und zum wiederholten Male ruft er zum Herrn um Rettung (4a): Er soll ihn wieder gesunden lassen (4b), da ja sonst sein Erzfeind - der Tod - über ihn triumphiert (4c.5a). # Gott ist dem Psalmisten nicht mehr gnädig (V. 2), darum ist Unheil über ihn hereingebrochen: Seine Gegner sind ihm überlegen und er sucht verzweifelt nach einer Rettung (V. 3). Mit letzter Kraft und zum wiederholten Male ruft er zum Herrn um Rettung (4a): Er soll ihm wieder gnädig sein (4b), da sonst seine Gegner endgültig über ihn triumphieren (4c.5). Nach der ersten Deutung wäre Ps 13 also ein „allgemeines“ Gebet um die Errettung vom Tod, nach der zweiten Deutung ein Gebet um die Errettung von Feinden, die dem Psalmisten so sehr überlegen sind, dass er in Todesgefahr schwebt. Es ist recht schwierig, zu entscheiden, welche von beiden hier vorzuziehen ist. Etwas mehr in Richtung von Deutung (1) scheint aber zu weisen, dass erst dann der Singular von „mein Feind/meine Feinde“ wirklich motiviert wäre, während im Falle von Deutung (2) unerklärlich bliebe, warum der Psalmist zweimal von „den Feinden“ im Singular (Vv. 3.4) und einmal im Plural (V. 5) spricht; außerdem die Tatsache, dass in besagten beiden Idiomen das „Licht des Gesichts Gottes“ und das „Licht der Menschenaugen“ eigentlich nichts miteinander zu tun haben und nicht zuletzt natürlich, dass das zweite Idiom („Lass dein Gesicht über mir leuchten“) einfach nicht in unserem Psalm steht. Der „Feind“ ist daher wohl tatsächlich besser als Ausdruck für den Tod zu lesen und „Lass meine Augen leuchten“ als Idiom für „Lass mich wieder gesunden“, was dann darauf hindeutet, dass der Psalm in der Situation einer langen Krankheit gesprochen ist (als Gebet eines Kranken wird er z.B. auch gedeutet von Gerstenberger 1991, S. 85; Steck 1980, S. 60f.; Schmidt 1934, S. 22).
mir überlegen sein (über mich erhoben sein, über mich erhaben sein, über mich triumphieren) ▼▼überlegen sein (erhoben sein, erhaben sein, triumphieren) - „überlegen sein“ gut nach Ges18. Die Übersetzung „erhaben sein“ ist nicht sinnvoll, da der Begriff einen „sittlich-ästhetischen Wertbegriff“ bezeichnet, der hier sicher nicht gemeint ist, und dass der Feind noch nicht über den Psalmisten „triumphiert“ hat, wird in V. 5 ja deutlich gesagt. Sehr gut daher Fokkelman 2001, S. 92: „How long will my enemy have the upper hand?“. Möglich wäre außerdem die Deutung als „erhoben sein“; der Fokus läge dann nicht auf der schieren Überlegenheit des Feindes über den Psalmisten, sondern darauf, dass Gott ihm diese Überlegenheit verliehen und den Psalmisten so an ihn ausgeliefert hat.
?4Schau ([auf mich])! ▼
▼Schau ([auf mich]) ist entweder eine sog. „phatische Äußerung“ - d.h. eine Äußerung, die die Aufmerksamkeit des Hörers auf den Sprecher lenken soll (vergleichbar etwa einem gehobenerem Deutschen „Hey!,...“, „Hör mal:...“; vgl. dazu z.B. Jenni 2005, S. 242), oder man muss ein „auf mich“ aus dem folgenden „antworte mir“ ergänzen (-> Brachylogie; so auch AOAT; Barnes 1869; Buttenwieser 1938; Christensen 2005.13; Dahood 1965; Dolson-Andrew 2004; FENZ; Fokkelman 2001, S. 92; Limburg 2000; NW; Terrien 2003; Zenger 1987). Bedeutungsmäßig besteht kein großer Unterschied zwischen beiden Analysen: Im ersten Falle würde das „Schau!“ das folgende „Antworte mir!“ (dazu s. nächste FN) noch zusätzlich unterstreichen, im zweiten wäre es gleichbedeutend mit dem folgenden „Antworte mir!“ - nämlich würde in diesem Fall der Psalmist mit dem Idiom „Schau auf mich“ darum bitten, dass Gott sich des Elends des Beters annimmt (vgl. THAT II, S. 696f) - und würde auf diese Weise das folgende „antworte mir“ verstärken. In beiden Fällen wäre eine Übersetzung mit „Schau her!“ oder „Sieh auf mich!“ irreführend; im ersten Fall besser etwas wie „Sieh her [Ach,] erhöre mich [doch], JHWH!“; im zweiten etwas wie „Erbarme dich meiner! Erhöre mich, JHWH!“. Beide Analysen sind hier gleichermaßen möglich; weil aber rückwirkende Brachylogien (d.h. unvollständige Konstruktionen, die man nicht aus einer vorangegangenen Konstruktion „vervollständigen“ muss, sondern aus einer erst noch folgenden Konstruktion - wie hier dem folgenden „antworte mir“) auch im Hebräischen eher selten sind, sollte man sich vielleicht doch eher für Analyse (1) entscheiden.
, antworte mir, JHWH! ▼▼Die Strukturierung von Vv. 4f ist in der Exegese umstritten; s. Anmerkung zum Text f. Mit der Aufteilung von V. 4 zwischen „JHWH“ und „mein Gott“ folgen wir Fokkelman 2000, S. 87; Fokkelman 2001, S. 92; Weber 2005, S. 121 und Zenger 1987, mit der Parallelisierung von 5b mit 6a Kissane 1953, S. 53; Steck 1980, S. 62; Zenger 1987, S. 73f und Zorell 1928, S. 17.
Mein Gott, lass meine Augen leuchten,Damit ich nicht zum Tod entschlafe (im Tod schlafe, tot schlafe, den [Schlaf des] Tod[es] schlafe)! ▼
▼zum Tod entschlafe (im Tod schlafe, tot schlafe, den [Schlaf des] Tod[es] schlafe) - Analyse umstritten; s. Anmerkung zum Text g. Der primäre Vorschlag ist die Mehrheitsmeiung und ist auch als der einfachste vorzuziehen. „Schlaf“ wird hier - wie öfter (vgl. z.B. Lanckau 2010) - als Metapher für „Tod“ verwendet; „zum Tod entschlafen“ ist also eine Art „semantische figura etymologica“ (vgl. gut Ehrlich 1905, S. 25) und meint „des Todes sterben“ oder schlicht „sterben“ (so daher z.B. GNT, GW, HfA, NCV, NIRV, NL, NLT, STAD). Eine Nachahmung der bildl. Rede versuchen Gerstenberger 1972 („damit ich nicht in den Tod hinüberdämmere“), GN („damit ich nicht in Todesnacht versinke!“) und NeÜ („dass ich nicht in Todesnacht falle“).
5Damit mein Feind (meine Feinde) nicht sagen kann: „Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?) ▼
▼Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?) - Bedeutung umstritten; s. Anmerkung zum Text h. Nach unserer Deutung ist das Wort vom Hebräischen jakal abzuleiten, das sowohl »überlegen sein« als auch »siegen« bedeuten kann; die Zeile greift damit gleichzeitig den Gedanken aus Zeile 3c (»Bis wann wird mein Feind mir überlegen sein?«) und Zeile 4c (»damit ich nicht sterbe«) wieder auf. Im Deutschen laufen beide Bedeutungen wohl am besten zusammen im Wort »übermögen«, doch ist das vielleicht schon zu alt für die LF (?) - in diesem Fall vielleicht besser: »Ich habe ihn überwältigt«.
!“Mögen auch meine Bedränger jubeln (Meine Bedränger jubeln), weil (wenn, dass) ich wanke (wanken werde) ▼
▼Zum Wanken vgl. FN r zu Ps 30,7: „Wanken“ ist eine häufige Metapher für eine Gefährdung, aus der direkt Vernichtung und Tod folgt. Wer dagegen „nicht wankt“ ist sicher und geschützt und wird daher ewig bestehen. Meist handelt es sich bei diesem nicht-Wanken um eine Gnadengabe Gottes, beim Wanken dagegen um eine direkte Folge aus einem Gnadenentzug (einer „Gesichtsverbergung“; s. V. 2; Ps 30,7f) Gottes.
- 6vertraue ich dagegen (Ich dagegen vertraue) ▼
▼Die Funktion der Verbformen in V. 6 (Jussiv + Kohortativ) und von V. 6 insgesamt ist umstritten; s. Anmerkung zum Text i. Nach unserer Deutung sind sie als Kommissive, also als Versprechen, zu verstehen: Wenn JHWH dem Beter hilft, wird er ihn dafür auch dereinst besingen. Das „Er hat an mir [Gutes] getan!“ ist dann ein Ausschnitt aus dem Gesang, den der Beter im Gegenzug für JHWHs Hilfe bieten wird. Solche Proben von im Falle der Erhörung abzuleistenden Dankgesängen sollen Gott zur Erhörung motivieren und finden sich häufiger in den Klagepsalmen, s. z.B. Ps 22,24f.; 59,17f.; wohl auch große Teile von Ps 9.
auf deine Gnade (Güte):Mein Herz (Ich) ▼
▼Mein Herz (Ich) - Das „Herz“ - wie auch viele andere „Teile“ des Menschen, z.B. seine „Seele“, sein „Kopf“ etc. - werden im Hebräischen sehr häufig fast wie reine Personalpronomen verwendet. So sicher auch hier; „Mein Herz soll jubeln“ = „Ich will jubeln“.
soll [dereinst] jubeln über deine Hilfe, Ich will JHWH (dich) ▼▼JHWH (dich) + Er hat (Du hast) - Vor allem in der biblischen Poesie kann ein hebräischer Autor ohne erkennbare Gründe von einer Zeile auf die andere von einer Person zur anderen wechseln; man bezeichnet diese stilistische Eigenart als „P-Shift“. Das Deutsche kennt solche Shifts nicht; besser sollte man hier daher auch mit direkter Anrede übersetzen; also nicht: „Ich will JHWH besingen“, sondern „Ich will dich besingen, JHWH“.
[dereinst] besingen: {denn} (denn, ja!, sobald) „Er hat (Du hast) an mir [Gutes] getan!“
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